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antrag auf freischaltung für angehörigenbereich

original Thema anzeigen

 
28.10.08, 12:26:17

stimmgabel

liebe leute,

ich habe eine vierjährige tochter, die asperger-autistin ist.

im offenen bereich habe ich schon etliches für uns nützliches lesen können (und noch nicht besonders viel geschrieben), und möchte mich nun auch im angehörigen-bereich austauschen.

wäre das für euch ok?

lg, stimmgabel
29.10.08, 14:13:23

stimmgabel

ok, 22 hits und keine antwort...

kann mir bitte jemand sagen, ob ich hier was falsch mache?
(oder mich verlinken, vielleicht habe ich etwas übersehen)

29.10.08, 14:18:18

Löwenmama

Hmmm...ich kenn dich leider nicht und hab eigentlich noch nichts von dir lesen können...darum kann ich schlecht eine Meinung abgeben.
29.10.08, 15:16:41

55555

Solche Freischaltungen erfolgen frühestens in einer Woche je nach Feedback.
29.10.08, 15:26:12

Miezekatze

wir kennen uns! *wink*

aber ich hab selbst noch keinen antrag gestellt und wenn, werd ich nicht um den angehörigenbereich bitten. bin also keine hilfe, aber einer von den 22 hits. :)

liebe grüße
29.10.08, 21:40:56

stimmgabel

ok, dann stelle ich uns ein bisschen vor.

ich bin 1,76 m groß, 33,5 jahre alt, lebe in wien mit meinem mann und zwei töchtern, 1J9M und 4J3M.

die ältere der beiden war immer schon anders als ihre altersgenossen: sie konnte mit knapp 2 jahren noch nicht gehen, dafür komplizierte sätze sprechen. sie hatte lange panische angst vor anderen kindern, vertauschte zwei jahre lang "du" und "ich", vermied monatelang den gebrauch von "ja" und "nein", und modulierte lange zeit ihre sprache nicht. diese auffälligen besonderheiten hat sie mit der zeit abgelegt, und teilweise bin ich sicher, dass es ein willensakt von ihr war (z.b. bei der du-ich-geschichte).

im laufe der zeit wurde uns immer klarer, dass sie ein asperger-syndrom hat. ich habe recht viel darüber gelesen, zuerst quer durchs internet, dann die literatur für dummies von tony attwood, dann die für psychologen von remschmidt usw, dann die von autisten wie nicole schuster (fad) oder axel brauns (nicht fad), und zuletzt bin ich auf dieses forum gestoßen. ohne die beiträge hier wäre mein bild von autismus bzw. asperger-syndrom noch viel unvollständiger als es sowieso ist, und ich bin sehr froh, hier beiträge zu lesen, die leute verfasst haben, die auch anders ticken als ich, und vielleicht ein bisschen ähnlich wie meine tochter.

ich glaube nicht, meine tochter hier in erwachsenenform wiederfinden zu können, aber es hilft mir sehr, ihre sichtweise zu akzeptieren, wenn ich sie schon oft nicht nachvollziehen kann.

ich bin auch sehr froh, hier gelesen zu haben, dass alle (?) autisten die dressurmethoden der verhaltenstherapie ablehnen, weil das tu ich auch. die psychologin, die meiner tochter die diagnose geschrieben hat, würde sie gerne in einer ihrer "gruppen" sehen, aber mir gruselts bei dem gedanken daran.

der alltag mit meiner tochter ist im großen und ganzen recht fein. sie ist ein total hübsches und sympathisches mädel, wirkt auf außenstehende sehr offen und nett, wenn auch vielleicht ein bisschen seltsam, aber da muss man schon genau hinsehen, und vielleicht erlebt haben, wie sie dieselbe geschichte mit denselben worten immer wieder erzählt. aber das hat bisher niemanden gestört.

sie geht seit über einem jahr in einen montessori-kindergarten, was wir alle für sehr wunderbar halten. nach einer dreimonatigen eingewöhnungsphase ist sie ohne mich dort geblieben, und seither geht sie gerne hin. im kindergarten wissen sie übrigens nichts von autismus, dort habe ich nur von wahrnehmungsstörungen gesprochen, denn die hat sie auch (das wissen wir schon lange), und die leiterinnen kennen sich damit aus, und sie behandeln sie auch ohne wissen über autismus so, wie ich es mir wünschen würde.

der meist feine alltag wird momentan durchschnittlich ca. einmal täglich unterbrochen, und dann ist es gar nicht mehr fein. es reicht eine falsche handbewegung von mir, oder ich dreh das radio auf oder ab oder nicht auf oder nicht ab, irgendetwas passiert, was sie sich anders vorgestellt hat. dabei durchbreche ich nicht vielleicht irgendwelche routinen oder regeln (die sind bei uns nicht so wichtig, wie es in den schlauen büchern steht), sondern irgendetwas läuft nicht nach (ihrem) plan. dann verzweifelt sie, beginnt zu weinen und kann sich kaum beruhigen. sie brüllt mich dann an, wie ich dazustehen und dreinzuschauen habe, dass ich nicht mit ihr reden soll, weil es sonst nicht besser wird. ganz allmählich beruhigt sie sich dann, danach muss ich sie noch ausgiebig trösten, aber dabei ja nicht mit ihr sprechen, und irgendwann, nach einer halben oder einer oder eineinhalb stunden, gehts wieder.

diese situationen sind momentan für uns alle sehr belastend, deshalb bin ich jetzt wieder mehr hier im forum. es hilft mir zwar dabei, sie zu verstehen, aber ich bräuchte auch jemanden, der mich versteht, und mir vielleicht irgendwie helfen kann, und daher wollte ich mal in den angehörigenbereich schauen.

im übrigen bin ich eigentlich ganz nett und durchaus anständig, und aus meiner sicht spricht nichts dagegen, mich freizuschalten. ;)

30.10.08, 02:21:53

Hans

Das ist ja interessant,
wie geht das, trösten ohne zu sprechen ?
30.10.08, 09:33:13

stimmgabel

Zitat von Hans:
Das ist ja interessant,
wie geht das, trösten ohne zu sprechen ?

ich setz mich im wohnzimmer auf die eckbank (am besten immer auf den gleichen platz) und warte. sie kommt dann kuscheln. irgendwann darf ich wieder mit ihr reden, aber nicht zu früh, weil sonst wirds wieder schlimmer.

ich finde es übrigens total schwierig, sie zu trösten (also kuscheln), wenn sie mich gerade angeschrien hat... ist aber die einzige möglichkeit, die situation zu entspannen.
30.10.08, 09:47:43

tabby

sehr interessant Stimmgabel

besonders die Verweigerungshaltung begann bei mir mit 4 Jahren und hørt nicht mehr auf, kommt als Erwachsene supi, aber das in mir ist stærker, als der Verstand.

Dazu gibts verschiedene Situationen. Ein Beispiel, ich auf der Arbeit, sortiere gerade fleissig, bin im meinem Element, Chef kommt an, will mich woanders hin schicken, geht nicht, ich ruehre mich keinen cm weg. Chef muss mich fast an die Hand nehmen und ich gehe mit grossen Widerwillen mit. Die næchsten Tage bemerke ich, das das immer um die selbe Zeit passiert, ich haue vorzeitig auf die Toilette ab und heul mir dort einen. Dann habe ich mich ueberwunden, diese Tætigkeit zu machen, das næchste Problem, es gibt Vorschriften, die mir unlogisch sind, da man mir meine Methode nicht erlaubt, verweigere ich wieder. Resultat, man braucht mich nicht mehr.

oder mein Mann vereinbart mit mir zu einem bestimmten Strand zu fahren. Vorher, macht er aber 10 Zwischenstops, um sich die anderen Strænde anzusehen und ich flippe aus, gehe keinen Schritt mehr weiter, renne sogar davon

Vielleicht erkennst Du darinnen Deine Tochter?

Meine Mutter nannte es immer Eigensinn und sie wollte mir diesen Eigensinn austreiben, sie versuchte es mit Gewalt, ging nicht.

Ich bin fast genauso so alt wie Du ;)
30.10.08, 10:06:45

stimmgabel

Zitat von Frozen:

Verweigerungshaltung

für mich sieht es nicht nach verweigerung aus. sie möchte das nicht, aber sie kann nicht anders...

Zitat:
aber das in mir ist stærker, als der Verstand.
den eindruck habe ich ganz stark. heute morgen hat sie z.b. ganz schlimm geweint, weil ich sie gefragt habe, ob ich ihr beim socken anziehen helfen soll (es hat so ausgesehen), sie aber im nächsten augenblick mich ohnehin um hilfe hätte bitten wollen (was ich natürlich nicht wissen konnte). ok, wir hatten geklärt, dass das der grund war, und ich hab sie gefragt, was daran eigentlich so schlimm ist. sie, immer noch ganz verzweifelt: "ich weiß es nicht!"


Zitat:
oder mein Mann vereinbart mit mir zu einem bestimmten Strand zu fahren. Vorher, macht er aber 10 Zwischenstops, um sich die anderen Strænde anzusehen und ich flippe aus, gehe keinen Schritt mehr weiter, renne sogar davon

kurzfristige planänderungen steckt sie erstaunlich gelassen weg, wenn wir es plausibel erklären. da hätte ich oft angst, dass etwas für sie zu schnell oder zu ungeplant ist, aber sie bleibt ganz cool. wenn sie auszuckt, dann wegen sachen, die ich total lächerlich und nichtig fände. wir haben ein vollkommen unterschiedliches wichtigkeitssystem, sie und ich.



Zitat:
sie wollte mir diesen Eigensinn austreiben, sie versuchte es mit Gewalt, ging nicht.

ich will ihr zum glück nichts austreiben. ich will nur ein bisschen mehr lebensqualität für uns alle. sie leidet ganz offensichtlich am meisten, und mir gehts derzeit auch nicht sehr gut damit.

30.10.08, 10:41:05

tabby

Ja, in der NA-Sprache gilts leider als Verweigerung, der Psychologe nannte es Verweigerung durch Angst/Zwænge und auch, weil man andere "Wuensche" nicht akzeptiert, was u.a. bei Autismus vorkommen kann.

Fuer mich ist es ein sehr starkes innerliches Gefuehl der Abwehr, was
schlimmsten Fall sich in massive Wut umlagert

Gott sei Dank ist Deine Kleine in einem so freundlichen Kindergarten
und sie ist sonst flexibel. Das ist schonmal viel wert

Ist sie eigentlich ærztlich diagnostiziert worden?

Hab schon bemerkt, das Du keine Drill-Erziehung magst, die Aufklærung ist Gott sei Dank heutzutage anders, als noch vor 25 Jahren. Ich glaub, das Internet hat auch grosse Vorteile geschaffen, was es frueher nicht gab, da war man auf die Meinungen der Nachbarn fixiert und die sind oft nicht die besten.
30.10.08, 12:23:04

55555

Zitat von Frozen:
Ja, in der NA-Sprache gilts leider als Verweigerung, der Psychologe nannte es Verweigerung durch Angst/Zwænge und auch, weil man andere "Wuensche" nicht akzeptiert, was u.a. bei Autismus vorkommen kann.

Da würde ich auch wieder Einspruch erheben. NA nennen es so, wenn sie etwas mißverstehen, denke ich.
 
 
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