Hallo zusammen
25.03.08, 04:38:29
bombo
geändert von: bombo - 09.04.08, 10:36:47
Ich würd mich gern mal kurz vorstellen.
Ich bin 40 Jahre alt und arbeite in einem Wohnhaus für junge autistische Erwachsene.
Während meines Dienstes bin ich auch auf dies Forum hier gestoßen. Ich hab hier noch nicht viel gelesen, aber finde es gut, dass es das gibt und hab mich deswegen auch gleich hier registriert.
Zur Zeit fallen mir durch meine Arbeit immer mehr autistische Züge bei mir auf. Erst war es nur so wie es oft ist, als hypochondrisch tendierender Mensch, das mir so eher scherzhaft Züge klar wurden. Aber um so mehr ich auch in meine Vergangenheit schaue und ich mein Verhalten etwas achtsamer beobachte und reflektiere, kommt in mir der Verdacht auf, das ich vielleicht auch zumindest leichte autistische Züge habe und ich einfach mit vielen Tricks tagtäglich hantiere. Aber wie gesagt: Wer sucht, der findet :)
Trotzdem bin ich etwas verunsichert. Und wenn ich ehrlich sein soll, hätte ich dann endlich mal eine Erklärung für meine Eigenarten. So ein Test im Internet hat bei mir viele Punkte gebracht und mich so etwas in meinem Verdacht bestätigt.
So habt ihr hier einen kleinen Eindruck von mir. Mal schauen wo es mich noch hinführt.
bis dann
25.03.08, 09:56:19
bianka018
..ich auch ! Hallo sagt Bianka.
Zitat:
Zur Zeit fallen mir durch meine Arbeit immer mehr autistische Züge bei mir auf. Aber um so mehr ich auch in meine Vergangenheit schaue und ich mein Verhalten etwas achtsamer beobachte und reflektiere, kommt in mir der Verdacht auf, das ich vielleicht auch zumindest leichte autistische Züge habe und ich einfach mit vielen Tricks tagtäglich hantiere. Aber wie gesagt: Wer sucht, der findet :)
So geht es mir auch. Bereits im Kindesalter habe ich mich oft gefragt warum die anderen Mädels so furchtbar albern sind, oder sich so unglaublich verstellen können. Hab mich auf den Schulhof auch lieber abseits hingestellt als in der gruppe zu agieren. Da gibt es auch noch ganz viele andere Sachen was z.B. die Logik betrifft. Erst im Erwachsenenalter habe ich mir ein eigenes Selbstbewußtsein aufgebaut. Interessant daran ist dass ich dadurch auf manche Leute so wirke als würde ich so ziemlich über den Dingen stehen. Viele können das nicht ab und fangen an mich zu hassen :) . Das ist manchmal lustig, aber andererseits auch schwierig. Dadurch habe ich auch schon Mobbing erfahren. Das kommt dann meistens von den sehr unsicheren Menschen die ständig ihre Gruppe um sich brauchen. Aber auch damit bin ich fertig geworden.
Zitat:
So ein Test im Internet hat bei mir viele Punkte gebracht und mich so etwas in meinem Verdacht bestätigt
....bei mir ebenso.
...bis zur nächsten Nachtwache :)
25.03.08, 12:59:06
55555
Was für Tics beobachtest du an dir so?
27.03.08, 13:37:43
bianka018
Wem meinst du, bombo oder mich? :)
27.03.08, 16:21:46
55555
Oh Mann, bombo schrieb von Tricks und ich habe Tics gelesen. Sorry.
27.03.08, 20:06:00
bianka018
Macht doch nichts. Villeicht hat er auch Tics. Mal sehen ob er sich nochmal meldet.
Meine Tics sehen ungefähr so aus:
Ich benutze z.B. immer die andere Straßenseite, wenn ich weis dass ich sonst Leute treffen würde die ich kenne oder grüßen muß (z.B. auf dem Weg in den Kindergarten und zurück). Ich weis auch nicht, aber es macht mich nervös wenn ich schon von weitem jemanden sehe den ich kenne.
Ich nehme nicht gern an Elternversammlungen teil, weil ich vorher schon weis dass das meiste nicht durchgeführt wird was einem dort versprochen wird. Und weil ich dieses Bla bla bla von den Erzieherinnen, über die lieben süßen Mädchen mit dem rosa Kleidchen, hasse. Ach wie süß die doch sind!!! Aber das nennt man ja nicht Tic. Sorry.
Ich schaue selten jemanden in die Augen. Wenn es jemand bei mir tut, dann empfinde ich es so intensiv dass mir das sehr unangenehm ist und ich am liebsten der Situation entfliehen möchte. Ich denke dann dass dieser Mensch in meinen Augen alles über mich erfahren kann. Als würde diese Person in meine Privatphähre eindringen.
Wenn ich versuche jemanden in die Augen zu schauen, dann kann ich mich nicht mehr auf das Gespräch konzentrieren.
Ich schreibe lieber alles Wichtige auf anstatt ellenlange Gespräche zu führen in denen ich sehr schnell von dem abgelenkt werde was ich eigentlich sagen wollte. Das passiert mir ziemlich oft und hinterher ärgere ich mich dass ich dies und jenes nicht gesagt habe.
Ich nehme nicht gern Termine war.
Das wars erstmal, villeicht fällt mir später nochwas ein :)
27.03.08, 20:53:35
green
@bianca018
für mich hört sich deine stellungnahme nicht nur als angehörig, sondern auch als betroffen an.
das mit der "anderen straßenseite" kenne ich sehr gut.
manchmal versteck ich mich auch, "wie ein kind" ;)
27.03.08, 21:51:43
bianka018
Bin ja auch die stolze Mutti eines (laut Befund)atypischen Autisten :-)
28.03.08, 10:03:17
bombo
Hallo, da bin ich wieder,
zum einen quäle ich mich gerade durch die Folgen einer Weisheitszahn-OP, zum anderen war ich irgendwie ausgebremst durch 55555`s knappe direkte Nachfrage nach meinen Tics, die eigentlich Tricks sind :) Deswegen meine späte Reaktion. Ausserdem dachte ich viel nach.
Komischerweise denk ich da die ganze Zeit: "So ein Quatsch, wie kannst du dir aufgrund deiner ganz normalen Macken, die jeder irgendwo mehr oder weniger hat, anmaßen diese einem "Autismus" zuzurechnen? Schön einfach machst du dir das!"
Da wird mir meine Einstellung zum Autismus plötzlich bewußt.
Vielleicht liegt aber auch das an meinem Job. Die Bewohner dieses Hauses haben halt alle mehr oder weniger schon sehr heftige Verhaltensweisen die dem autistischen Spektrum zugerechnet werden.
Zu meine Tricks: Ich bin überrascht von dem was Bianka018 schrieb, denn das alles kann ich für mich bestätigen, aber ich denk dann immer: "das macht doch jeder ein bißchen so"
Bei mir ist es so, das ich in bestimmten Situationen sehr stark ritualisiere. Ich lege mir meist schon sehr früh einen zigmal durchdachten Abblaufplan zurecht und wenn der dann durch irgendwas gestört wird, komme ich ganz aus dem Konzept und kann mich richtig darin verlieren, dann genau über die Gründe Nachzudenken was denn da jetzt passiert ist. Da entstehen dann so "Gedankenschleifen". Solche "Gedankenschleifen" fast schon Mantras, kenne ich überhaupt sehr gut in Extremsituationen um mich zu "fangen".
Wenn ich aber allein bin, kann ich auch sehr gut relativ spontan sein. Mit anderen Zusammen fällt mir das eher schwer.
Manchmal kommt es vor das ich mir was vornehme, und, anstatt es zu tun, finde ich mich da auch in so einer Schleife wieder, die ich schwer beschreiben kann und die sehr lange dauern kann.
Anderen Menschen lange in die Augen gucken, ist mir auch eher unangenehm. Fühle mich dann Verletzlich und unangenehm durchdrungen.
Viele meiner Eigenarten resultieren wahrscheinlich aus meiner besonderen Kindheit, sind also die Folge von gewissen Umständen.
Ich dachte auch immer, das meine Art und Weise immer ein bißchen den Clown zu spielen und Witze zu reissen in Gruppen, eher ein Mittel ist um mich vor irgendwas zu schützen. Aber heute denke ich, dass das einfach eines der wenigen Mittel ist, die ich habe um in belanglosen oberflächlichen Labereien wenigstens ab und zu wahrgenommen zu werden. Eigentlich habe ich nie den Sinn von Smaltalk verstanden und fands eher unangenehm. Sobald es mehr als 3 bis 4 Leute sind, habe ich es sowieso schwer noch irgendwo zu folgen und zieh mich lieber zurück. Kommt aber vielleicht auch auf die Leute an.
Es fällt mir auch sehr schwer Beziehungen zu anderen Menschen zu vertiefen. Eigentlich genügt es mir meist so wie es ist. Ich will garnicht mehr wissen. Mir genügt das Wissen das da derjenige ist und das er mir sympathisch ist. Vielleicht sind das aber auch Verlußtängste.
Ich hör jetzt erstmal wieder auf. Is schon ganz schon ganz schön viel. Komm mir dann auch irgendwie so egozentrisch vor.
Achso, was ich noch sehr bezeichnend finde, ist, das ich oft nicht verstehe wie mein Geschriebenes oder auch Gesagtes Gefühlsmäßig auf die Leute wirkt. Meine Freundin sagt mir oft, das dieses oder jenes sich so und so anhört und das bei den Anderen auslöst. Kann ich oft nicht nachvollziehen.
So, nu is aber ertsmal gut. Bremst mich wenns zu viel wird.
Danke
28.03.08, 11:03:39
bianka018
manchmal versteck ich mich auch, "wie ein kind" ;)
:)) Wirklich? Wie machst du das? Gehst du dann in einen Haseingang rein, als wäre das dein Ziel gewesen?
Ich habe schonmal meine tägliche Route zu Fuß geändert, nur weil ich wußte dass ich jeden Tag den selben Menschen unterwegs treffe, den ich noch nichtmal kannte und garnicht grüßen mußte.
28.03.08, 11:12:39
bianka018
Es fällt mir auch sehr schwer Beziehungen zu anderen Menschen zu vertiefen. Eigentlich genügt es mir meist so wie es ist. Ich will garnicht mehr wissen. Mir genügt das Wissen das da derjenige ist und das er mir sympathisch ist. Vielleicht sind das aber auch Verlußtängste.
GANZ GENAUSO ist es bei mir auch und dementsprechend lebe ich auch. Für mich ist es immer Befreiend, wenn Besuch (auch wenn er nur kunz war) wieder geht.
Ich hasse es auch wenn jemand wegen seiner eigenen Interessen versucht meinen Tagesablauf zu planen. Z.B. ist am Montag eine Geburtstagsfeier an den Elbwiesen angesagt. Die Gastgeberin hat mir bereits bekannt gegeben wann die Sonne untergeht und dass sie wenigstens bis zu diesem Zeitpunkt mit uns rechnet. Genau weil ich nun weis dass da eine Erwartung da ist habe ich gar keine Lust erst dort hinzugehen.
28.03.08, 11:26:48
55555
Ich denke der Unterschied zwischen sogenanntem schweren Autismus und sogenanntem hochfunktionalem ist kleiner als gemeinhin angenommen, auch wenn die Unterschiede von außen betrachtet groß scheinen. Von daher finde ich es nicht anmaßend zu überlegen, ob man autistisch ist, wenn es Anzeichen dafür gibt.