Forum für Autisten und interessierte Zeitgenossen (http://www.perfektibilistenorden.de/index.php)
-- Offenes Forum (Schreibrecht auch für unter User=Gast; Pass=Gast eingeloggte Gäste) (http://www.perfektibilistenorden.de/board.php?id=3)
---- Angehörige und weitere Mitmenschen (http://www.perfektibilistenorden.de/board.php?id=23)
Thema: Können Autisten trösten? (http://www.perfektibilistenorden.de/topic.php?id=3458)


Geschrieben von: blue_eye am: 25.12.09, 03:48:03
@uppsdaneben

Das bedeutet also dass alles falsch gemacht (beschrieben) wird, weil richtig aus Informationsmangel (ohne Sehen) ja gar nicht möglich ist?

Durch das Nichtsmachen vermeidet man dann in der Folge das Falschmachen?

Dein Beispiel ist erschreckend. Purer Zwang/Druck/Stress. Wie kann man so etwas Unsinniges verlangen?

Ist es tatsächlich so, dass NA von A Vergleichbares verlangen ohne es zu merken?


Geschrieben von: drvaust am: 25.12.09, 04:24:13
Zitat von blue_eye:
... Ist es tatsächlich so, dass NA von A Vergleichbares verlangen ohne es zu merken?
Uppsdaneben hat es vielleicht etwas drastisch beschrieben, aber das ist ein Problem.
NA reden in verschiedenen Arten, machen dazu Grimassen und hampeln rum. Wenn man dann von der Rede ausgeht, das glaubt, ist es vielleicht ganz anders gemeint. Dann berufen sich NA auf nonverbale Signale, die Rede war bedeutungslos, nur belanglose Begleitung.
Als Autist kann man die nonverbalen Signale schwer erkennen und schwer verstehen, nur die Worte versteht man klar und deutlich. Warum kann man nicht einfach unverhüllt das sagen, was man meint? Warum wird die Aussage immer wieder in irgendwelchem Getue versteckt?


Geschrieben von: haggard am: 25.12.09, 10:15:17
@blue-eye:
so ist es wahrscheinlich (was NA von autisten verlangen).
zu einem arbeitszeugnis erhielt ich einen begleitbrief, in dem 1. stand, dass ich lernen soll, auf andere menschen zuzugehen (wörtlich) und 2. die redewendung "so wie es in den wald hineinruft, schallt es heraus" (oder so ähnlich). mit letzterem kann ich nichts anfangen, wobei ich das mittlerweile auf konflikte beziehe.

dabei hatte ich es 1. gewagt, mich auf andere menschen einzulassen und mit anderen menschen zu arbeiten, was ich persönlich nie wollte, aber etwas tun sollte - denn irgendetwas müsste ich schließlich arbeiten, mich sehr angestrengt, die mir mitgeteilten erwartungen zu erfüllen (grüßen, verabschieden, hand geben - sogar telefonieren nach riesiger überwindungsaktion) und aufgrund der ganzen anstrengungen nach heimkehr von der arbeit mehrere stunden schlief, am späten abend teilweise noch einmal kurz wach war und ansonsten durchschlief bis zum nächsten weckerklingeln.
und daneben bestanden 2. ständig konflikte mit einer kollegin, was so weit ging, dass ich sie als drache bezeichnete und jeden tag nach der arbeit absolut mit den nerven am ende war. dass es konflikte waren, erkannte ich allerdings erst jahre später, als die situation längst vorbei war und ich das alles einigermaßen verarbeitet hatte, was ich dort erlebte. an sämtlichen eigenschaften wie "falsche mimik", "falsches verhalten", "überempfindlichkeit", "unterempfindlichkeit", gesichtsblindheit ("absichtliches ignorieren"), exaktheit in ausführungen ("so tun als wäre gearbeitet worden" nur weil anordnungen nach gebrauch genauso platziert waren wie vorher), "erst kein, dann zu wenig sprechen" (obwohl ich für meine verhältnisse außerordentlich viel sprach, so viel, dass ich regelmäßig im verlauf eines tages heiser wurde) und so weiter wurde herumgemosert.

dabei war es für mich niemals ersichtlich, wann eine "regel" tatsächlich eine regel wäre, die wiederkehrend gleich blieb. denn wenn ich davon ausging, etwas erkannt zu haben um anzuwenden/oder aus dem weg zu gehen, folgten entweder körperberührungen oder diese sinnbildlichen ohrfeigen. was beides gleichermaßen schlimm für mich war. allerdings war schweigen fast noch schlimmer, weil dann die leute erst so richtig ihre aggressionen an mir auslebten. wenn das eigene, natürliche verhalten in gegenwart anderer menschen zum übel mutiert - wandelt sich das in verzweiflung.


Geschrieben von: 55555 am: 25.12.09, 11:25:03
Das Sprichwort zu 2. ist meist eine verklausulierte Schuldzuweisung: Wenn du so mit den anderen umgehst, dann muß du dich nicht wundern, wenn sie auch so sind und dich das stört.


Geschrieben von: uppsdaneben am: 25.12.09, 12:01:27
Zitat von blue_eye:
@uppsdaneben

Das bedeutet also dass alles falsch gemacht (beschrieben) wird, weil richtig aus Informationsmangel (ohne Sehen) ja gar nicht möglich ist?

Durch das Nichtsmachen vermeidet man dann in der Folge das Falschmachen?

Dein Beispiel ist erschreckend. Purer Zwang/Druck/Stress. Wie kann man so etwas Unsinniges verlangen?

Ist es tatsächlich so, dass NA von A Vergleichbares verlangen ohne es zu merken?


In gewisser Weise… ja. Wir bezahlen unsere Unfähigkeit, bestimmte Dinge erkennen zu können, was ja „jeder“ kann, mit sozialen Angriffen, an „guten“ Tagen auch „nur“ mit sozialer Ausgrenzung. Da auch wir ungern „geschlagen“ werden, ziehen wir uns nach kurzer Lernzeit sozial zurück.


Geschrieben von: uppsdaneben am: 25.12.09, 12:08:35
Zitat von azrael:
dabei war es für mich niemals ersichtlich, wann eine "regel" tatsächlich eine regel wäre, die wiederkehrend gleich blieb.


Es war die Ich-will-Regel.


Geschrieben von: blue_eye am: 25.12.09, 15:31:21
Zitat von azrael:
... wenn das eigene, natürliche verhalten in gegenwart anderer menschen zum übel mutiert - wandelt sich das in verzweiflung.


Schlimm! Wie hält man das aus?

Die einzelnen Beschreibungen zu deiner damaligen Arbeitssituation machen mir vieles deutlicher.
Genau so erlebt meine (leider räumlich so weit entfernte) Partnerin scheinbar ihre Arbeits- und Umwelt.

Schade ist jedoch, dass sie von diesem Forum sowie von Diskussionen über 'ihr' Thema nichts wissen will.
Das sei 'mein Ding' und wenn ich das so sehen will, soll ich das tun. Sie möchte sich nicht 'zerpflücken lassen', wie sie sagt, und sieht es auch nicht als 'ihr Thema'.


Geschrieben von: haggard am: 25.12.09, 16:14:33
Zitat von blue_eye:
Schlimm! Wie hält man das aus?

gar nicht. ich wollte aus dem leben aussteigen.
selbsterkenntnis vor dem hintergrund der allgemeinen "normalen" gesellschaft kann schon sehr zum nachdenken anregen. ob das immer gut ist, weiß ich nicht. wenn deine partnerin das nicht möchte, ist es auch gut.


Geschrieben von: 1Pjladd2 am: 25.12.09, 16:57:26
ich liebe dieses forum. die beiträge hier geben mir so viel kraft, mut, motivation und lebensfreude. bevor ich mich mit dem thema autismus richtig beschäftigt habe, hatte ich immer große probleme, mich selbst zu mögen und kam mir immer vor, wie das letzte stück dreck, besonders nach smalltalks und "vermasselten" gesprächen. doch nun weiß ich, dass ich nicht der einzige bin, der so handelt. ihr habt die selben probleme. und nun weiß ich, dass ich mich nicht ändern muss, weil es auch nicht mögliche ist. nun fühl ich mich wieder stark und selbstbewusst und auch wenn ich weiß, dass andere mit mir nicht zufrieden sind, brauche ich nicht in depressionen zu fallen.
ich danke euch allen und entschuldige mich für meine ausdrucksweise, ich find gerade nicht die richtigen worte, für meine positiven gefühle zz-freuen

ich bin übrigens der freund von AutistAlsFreund zwinkern


Geschrieben von: 55555 am: 25.12.09, 20:30:16
Hallo. freuen


Geschrieben von: blue_eye am: 25.12.09, 23:25:20
Zitat von azrael:
.. wenn deine partnerin das nicht möchte, ist es auch gut.

Mag gut sein aber wenn ich hier so beobachte, wie gut sich 'selbsterkannte' und 'selbstakzeptierte' Autisten fühlen, fände ich es besser, sie würde sich diesem Thema öffnen. Für sie selbst jedenfalls.
Für mich dürfte sich kaum etwas ändern außer vllt. einen weiteren kompetenten Gesprächspartner zu haben, der mir einiges erklären könnte. Ohne den Umweg über dieses Forum.
Das könnte einiges erleichtern.


Geschrieben von: blue_eye am: 25.12.09, 23:30:43
@1Pjladd2
Hallo! schön, dass ihr jetzt beide hier seid.