Antares
(White Unicorn)

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Neuro-Minderheit nennt man das. Die Neurotypische Form wäre dann autistisch und man würde vermutlich für die Nicht-Autisten ein anderes Wort wählen.
Eine friedliche Koexistenz, gegenseitige Toleranz als gleichwertige Form des menschlichen Seins, das ist was die Bewegung für die Rechte von Autisten damals erreichen wollte, ja. Der Begriff Neurodiversität an sich ist ein geschaffener Neologismus aus dieser Bewegung selbst heraus.
Er führte bisher nicht zu dem, was er tun sollte, was Du als Ziel beschreibst. Bisher ist es eher so, dass die Neuro-Minderheit als erkennbare und definierbare Neuroverschiedenheit eine Phobie erfährt. Die Autismus-Phobie grassiert, verbreitet sich... die Menschen sind sich immer einiger, dass Autisten "falsch" sind.
Geschichtlich betrachtet wurde der Begriff Neurodiversität ungefähr zu der Zeit begonnen zu verwenden, als Temple Grandin auch begann zu sagen "wir sind anders, nicht weniger". Es klappte aber bei den Autisten nicht, dass sie eine Einheit bildeten, es spaltete sich in die "medizinische Strömung" - die bis heute Medikation, positive Diskriminierung und Therapien als Optimum propagiert (als real existierende Autisten) und in die Neurodiversitätsbewegung, welche das so sieht wie Du es siehst.
Von Deiner Grundeinstellung her entsprichst Du somit der Bewegung die sich für die Rechte austistischer Menschen im Sinne der Neurodiversität einsetzt. Die Grenze mit den Autisten ist so eine Sache für sich... man stellte dann fest, dass die Hilfen nicht greifen, wenn kein "Defizit" diagnostiziert wird, was am Bismarck-Modell liegt, in dem unser Land sein Sozialsystem prägte. Jene Autisten die Du als nichtsprechend bezeichnest sind ja aber nonverbal kommunizierende Autisten, das wurde dann übersehen und sie wurden zu dem gemacht, was sie angeblich sind.
- dass niemand sie versteht
- dass sie vor Stress epileptische Anfälle bekommen
- dass man sie aufgrund der massiven Barrieren als Kanner Autisten bezeichnet
war die Folge daraus. Es half ihnen somit aber auch nichts. Sie bekamen damit zwar massiv Drogen / Therapien und "Hilfe" endeten aber bei basaler Stimulation in Heimen, das tun sie ja auch heute noch. Wenn man aber keine Diagnose anlegt, bekommen sie gar nichts, Barriereabbau ist zu "neu" und solche Träger wie unserer zu wenig mit Geld ausgestattet um "etwas zu reißen".
Man würde im aktuellen Gesellschaftssystem, wären wir Autisten die Mehrheit und die Nicht-Autisten die Neurominderheit genau das selbe "zusammenbauen" wie es nun anders herum getan wird, denn auch wir würden nur erkennen (können):
- die haben massive Probleme
- die gehen kaputt und können gar nichts mehr
- sie werden hoch aggressiv sich und anderen gegenüber
- sie brauchen dringend Medikamente und Therapien
Denn in unserem heutigen Gesellschaftssystem braucht es zu viele Faktoren, die zusammenspielen müssen, die so gut wie nie eintreten, damit die Gesetze (die ja jetzt schon vorhanden sind) wahrgenommen werden, um ein Soziales Behinderungssystem umzusetzen.
Bei der Geschichte, in der Prägung der Menschen - keine Chance, auch wenn wir die Neuro-Mehrheit wären und die anderen die Neuro-Minderheit.
Auch bei den Autisten hast Du viel mehr die das medizinische Modell befürworten, auch wenn sie keine Interessenverbände gründen (können) in dem Sinne, weil sie i.d.R. vollständig von Medikamenten und Therapien abhängig sind. Jene welche das Neurodiversitäts und soziale Behinderungsmodell vertreten und sich dafür zusammentun sind in der Neuro-Minderheit wieder eine Minderheit, auch wenn "wir" von der ARM (Autism Rights Movement) auch außerhalb der Autisten befürworter haben (Theunissen z.B. hat Jahrzehnte für uns gewirkt, jetzt geht er in Rente, nun ist in der BRD niemand mehr, sie haben dann alle Uniplätze enfternt, die Neurodiversität anstreben in solch massiven Maße, wie er es tat). Wer weiß wie sich die Zeit ändern wird,...
Aber selbstverständlich ist es keinesfalls, dass das eintritt, was Du hier als wünschenswert nennst. Es wird massiv Arbeit, Mühe und Investition, auf verschiedenen Ebenen, auf der ganzen Welt und es wird nur funktionieren, wenn sich genügend Einzelautisten und Interessengruppen bilden, dafür einstehen, das Ziel der Bewegung nicht verloren geht (es blieb zum Glück 30 Jahre erhalten) und die Menschen der Bewegung nie die Hoffnung aufgeben.
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