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Thema: Unerwartete LHC-Nullergebnisse: Supersymmetrie-Ansatz vor dem Aus? (http://www.perfektibilistenorden.de/topic.php?id=7563)


Geschrieben von: 55555 am: 04.11.16, 13:28:04
Zitat:
Am Large Hadron Collider LHC bei Genf, dem größten Teilchenbeschleuniger der Welt, haben Physiker die Eigenschaften der Natur bei höheren Energien als je zuvor untersucht. Sie haben dabei etwas Entscheidendes gefunden – nämlich nichts Neues. Und das ist vielleicht das einzige Ergebnis, mit dem vor 30 Jahren, als erste Pläne für den LHC geschmiedet wurden, niemand gerechnet hat.

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"Es ist verblüffend, dass wir 30 Jahre lang über diese Dinge nachgedacht und doch keine einzige Voraussage gemacht haben, die tatsächlich bestätigt wurde", sagt Nima Arkani-Hamed, Professor für Physik am Institute for Advanced Studies im US-Universitätsstädtchen Princeton.

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Die Zeit sei reif, so sagen einige Theoretiker, von einem Null-Ergebnis auszugehen. Die Abwesenheit neuer Teilchen bedeute mit ziemlicher Sicherheit, dass die Gesetze der Physik nicht auf jene Weise "natürlich" sind, die die Physiker bislang vorausgesetzt haben. "Die Annahme der Natürlichkeit ist so wohlbegründet, dass ihre tatsächliche Abwesenheit eine große Entdeckung ist", erklärt Sundrum.

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"Wir hatten alles ausgeknobelt", sagt Maria Spiropulu, Teilchenphysikerin am California Institute of Technology. "Meiner Generation wurde geradezu beigebracht, dass es Supersymmetrie gibt, auch wenn wir sie noch nicht entdeckt hatten. Wir glaubten daran." Daher die große Überraschung der Forscher, als sich keine supersymmetrischen Partner der bekannten Teilchen zeigten. Nicht am Large Electron-Positron Collider in den 1990er Jahren, nicht am Tevatron in den 1990er und den frühen 2000er Jahren und auch nicht am LHC. Die Beschleuniger suchten bei immer höheren Energien, und damit vergrößerte sich die Kluft zwischen den bekannten Teilchen und ihren hypothetischen Superpartnern: Sie mussten, um der Entdeckung zu entgehen, immer schwerer sein. Irgendwann könnte die Supersymmetrie so stark "gebrochen" sein, dass der Einfluss der Teilchen und ihrer Superpartner auf das Higgs-Boson sich nicht länger ausgleicht. Damit bietet die Supersymmetrie keine Lösung mehr für das Problem der "Natürlichkeit". Einige Experten behaupten, dieser Punkt sei bereits überschritten. Andere Experten, die ein wenig mehr Spielraum für das Arrangement bestimmter Faktoren der Theorie sehen, meinen, dieser Punkt sei gerade jetzt erreicht, da ATLAS und CMS das Stop-Quark – den supersymmetrischen Partner des 0,173-TeV-Top-Quarks – bei Massen bis zu einem TeV ausschließen. Das liefert bereits einen Faktor von fast sechs zwischen Stop- und Top-Quark. Selbst wenn es ein Stop-Quark mit mehr als einem TeV gäbe: Es würde das Higgs-Teilchen zu stark beeinflussen und somit das Problem, für das die Supersymmetrie einst erfunden wurde, nicht mehr lösen.

Quelle