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Geschrieben von: MadActress am: 08.09.14, 15:41:04
Zitat von drvaust:
Aber eine Abweichung vom Islam wird nicht toleriert.

Wie meinst Du das?


Geschrieben von: 55555 am: 08.09.14, 17:32:51
Zitat:
Mohammed, von den Muslimen als Vorbild-Mensch verehrt, liegt in einem Mausoleum in der Stadt Medina begraben. Medina ist nicht weit entfernt von Mekka mit der Kaaba, dem wichtigsten Heiligtum des Islam. Millionen Muslime pilgern Jahr für Jahr nach Mekka und besuchen dann Medina mit dem Propheten-Grab. Doch der Islam verbietet Heiligen-Verehrung. Und die Saudis als Wahabiten sind nicht nur besonders puritanische Muslime. Sie sind auch die "Hüter der heiligen Stätten" von Mekka und Medina. Besonders zu stören scheint die sunnitischen Theologen im Königreich, dass am Grab des Propheten neben Mohammed auch seine Familie verehrt wird. Und das vor allem von den Schiiten, die den Heiligenkult am weitesten treiben.

Die Schiiten gelten orthodoxen Sunniten ohnehin als Heiden und Götzenanbeter. Wegen ihrer Liebe zu Mohammeds Angehörigen sehen die Wahabiten ihre Vorurteile in Medina bestätigt. Das Grab selbst befindet sich in der Propheten-Moschee, unter der "grünen Kuppel". Angeblich befindet es sich an dem Ort, an dem der Begründer des Islam mit seiner Familie im siebten Jahrhundert gelebt hatte. Die Moschee dort ist so etwas wie Lourdes auf islamisch: Die Schiiten gedenken neben dem Propheten auch seiner Verwandten, die in den Kammern nahe des Grabs gelebt haben sollen.

Ein Gutachten saudischer Islamexperten beschreibt nun, wie man dem Heiligenkult entgegentreten könne: Die Räume am Grab sollen zerstört, die Propheten-Knochen anonym auf dem Al-Baqi-Friedhof bestattet werden. Dort liegen Könige und andere berühmte Muslime, namenlos: Wo kein Grab ist, ist kein Kult.

Quelle

Nun meine Expertenfrage: Ist die Kaaba nicht auch ein Symbol, das man kritisch sehen könnte, wenn man es konsequent betrachtet?


Geschrieben von: MadActress am: 08.09.14, 18:43:59
Eigentlich ist der Islam vielschichtig, es ist Raum für jeden. Blöd halt, dass die Saudis mit ihrem vielen Öl-Geld ihre (steinzeitliche) Sichtweise mit Gewalt durchsetzen, an immer mehr Orten der Erde.


Geschrieben von: drvaust am: 09.09.14, 01:26:57
Zitat von MadActress:
Zitat von drvaust:
Aber eine Abweichung vom Islam wird nicht toleriert.
Wie meinst Du das?
U.a. Christen werden unter Moslems grundsätzlich toleriert, in islamischen Staaten gab es oft auch christliche Kirchen, dagegen wurden in christlichen Staaten Nichtchristen teilweise verfolgt.
Aber wenn ein Moslem vom Glauben abfällt, z.B. zum Christentum konvertiert, scheint das im Islam sehr schlimm zu sein, eine Todsünde. Ungläubige sind eben Ungläubige, die kennen es nicht besser, aber wenn ein Gläubiger, der die Wahrheit kennt, vom Glauben abfällt, ist das schlimm.


Geschrieben von: MadActress am: 09.09.14, 07:16:29
Ja, das ist so. Es ist ja auch durchaus so, dass man als Muslim "Leute der Schrift", also Juden und Christen, darauf hinweisen soll, dass sie, sagen wir mal, da noch Entwicklungspotenzial haben. Aber man soll sie eben weder zwingen noch unterdrücken sondern achten, dass sie glauben, was sie glauben, denn im Kern geht es um den selben Gott.


Geschrieben von: 55555 am: 09.09.14, 14:53:40
Zitat von drvaust:
U.a. Christen werden unter Moslems grundsätzlich toleriert, in islamischen Staaten gab es oft auch christliche Kirchen, dagegen wurden in christlichen Staaten Nichtchristen teilweise verfolgt.

Das finde ich etwas einfach geschildert.

Die frühen Muslime waren anfangs noch darauf bedacht sich nicht gegenseitig anzugreifen und haben militärisch ganz wesentlich auch Länder militärisch angegriffen und wegen der Gunst der Stunde (Ostrom war gerade nach anderweitigen Kriegen geschwächt) auch eine ganze Weile Stück für Stück erobert.

Da kommen also quasi Angehörige einer neuen Sekte und erobern große Landstriche. Sollen sie jetzt alle Nichtmuslime umbringen? Sie tun es nicht, weil es für sie wirtschaftliche Stärke bedeutet.

Das Christentum indes war nie wirklich eine politische Religion wie der Islam. Aber Staaten benutzten ein staatskontrolliertes Christentum als Machtinstrument. Abweichler wurden verfolgt, weil es eben gar nicht wirklich ums Christentum ging, sondern um politische Macht. Diese "christlichen" Staaten (in denen auch echte Christen oft übel verfolgt wurden) bekriegten sich auch munter gegenseitig. Schließlich wurde der militärische Vorstoß der islamischen Herrscher dann so kritisch, daß man begann sich mehr gemeinsam in diese Richtung zu wehren, sich gegen einen Aggressor zu verteidigen und zurückzuerobern.
Zitat:
Islamische und christliche Herrscher bekämpften sich seit dem Mittelalter in den umstrittenen Gebieten des Mittelmeerraums – besonders in Kleinasien, Afrika und Spanien. Später kam es auch zu wechselseitigen Verfolgungen in den jeweils von einer Religion beherrschten Ländern an den Minderheiten der anderen Religion.

Bekannt sind Massaker an Christen und Juden im Kontext der Kreuzzüge. Unter den Almohaden, Mauren und Seldschuken wurden dann auch katholische und orthodoxe Christen teilweise systematisch vertrieben und ermordet.

Quelle

Nun fände ich es interessant, inwieweit es denn zu dieser frühen islamischen Zeit überhaupt muslimische Migrationsversuche in "christliche" Staaten gab (man hatte ja genug damit zu tun die eroberten Gebiete zu konsolidieren und neue zu erobern).

Bezeichnenderweise scheint es diesen Wikipedia-Artikel nicht in deutscher Fassung zu geben.


Geschrieben von: drvaust am: 10.09.14, 07:11:01
Es ist zwischen Religion und Herrschaft zu unterscheiden.
Starke Herrscher und Staaten versuchten ihre Machtbereiche auszudehnen, und benutzten auch religiöse Gründe als Vorwand.
Aber im Islam gibt es kein Gebot, den Islam den Leuten aufzuzwingen, dagegen gibt es im Christentum einen missionarischen Auftrag. Oft wurde das Christentum 'mit dem Schwert' verbreitet.
Z.B. in Spanien gab es ein maurisches Reich (Islam), dort lebten auch Christen und Juden unbehelligt. Dann wurde Spanien von christlichen Heeren 'zurück-' erobert, und das (katholische) Christentum durchgesetzt. Die Spanische Inquisition kümmerte sich nicht um Hexen u.ä., aber alle Nichtkatholiken (Protestanten, Juden, Moslem usw.) wurden erbittert verfolgt.
Das Osmanische Reich war ein großes Reich, daß das christliche Europa bedrohte und teilweise eroberte. Aber das Osmanische Reich war nicht der Islam, sondern ein türkisches Reich, in dem Moslems herrschten. Das Osmanische Reich eroberte auch islamische Staaten, die das nicht gut fanden und dagegen kämpften. Im Osmanische Reich wurden fremde Religionen geduldet, als Untertanen.
Das während der Kreuzzüge in den betroffenen Gebieten auch Christen von Moslem verfolgt wurden, sehe ich als Reaktion auf das Verhalten der christlichen Eroberer.


Geschrieben von: 55555 am: 10.09.14, 11:52:22
Zitat von drvaust:
Es ist zwischen Religion und Herrschaft zu unterscheiden.

Grundsätzlich ist das richtig, man sollte aber auch die ideelle Ausrichtung einer religiösen Lehre berücksichtigen. Mohammed hat selbst etliche Feldzüge geführt und hatte schließlich die ganze arabische Halbinsel erobert:

Quelle

Im Islam ist ähnlich wie im Judentum nach Moses eine starke Verbindung zwischen Religion und Staat vorhanden.
Zitat:
Aber im Islam gibt es kein Gebot, den Islam den Leuten aufzuzwingen,

Vielleicht kann dazu MadActress noch etwas ausführen?
Zitat:
dagegen gibt es im Christentum einen missionarischen Auftrag.

Ja.
Zitat:
Oft wurde das Christentum 'mit dem Schwert' verbreitet.

Was der Bibel widerspricht und oft eher mit Politik zu tun hatte. Teilweise gab es auch eine Gemengelage aus Morden und Verfolgungen von friedlichen Missionaren und christlichen Konvertiten in angrenzenden Ländern, was sich dann zu Kriegen und Eroberungen aufschaukelte. Der Kolonialismus ist dann noch wieder ein Kapitel für sich. Dieser war stark wirtschaftlich getrieben, Missionare kamen eher nebenbei mit. Ansonsten könntest du ja genauer erläutern welche historischen Beispiele du genau meinst?

Zur Zeit der europäischen "Aufklärung" gab es ja diverse Propaganda gegen die Kirchen und das Christentum, etliches davon erfunden. Das wirkt teilweise bis heute nach, etwa die Meinung, die Menschen hätten an eine Erdscheibe geglaubt. Auch bezüglich der Kreuzzüge sehe ich da noch manche unsachliche Einseitigkeiten im Umlauf.
Zitat:
Z.B. in Spanien gab es ein maurisches Reich (Islam), dort lebten auch Christen und Juden unbehelligt.

Dazu hatte ich schon etwas geschrieben, mir scheint du gehst nicht so wirklich darauf ein bisher? Die Taktik bestand eher darin diese Minderheiten langsam durch Diskriminierungen kleinzuarbeiten, durch Sondersteuern oder doppelte Rechtsstandards wie das Prinzip, daß der Zeugenaussage eines Muslim natürlich glaubwürdiger sein dürfte.
Zitat:
Die Spanische Inquisition kümmerte sich nicht um Hexen u.ä., aber alle Nichtkatholiken (Protestanten, Juden, Moslem usw.) wurden erbittert verfolgt.

Ganz anders hingegen Mohammed:
Zitat:
Die jüdischen Banū ʾn-Naḍīr räumten nach erfolglosen Verhandlungen mit ihrem Anführer Ḥuyayy b.Aḫṭab und nach einer langen Belagerung ihrer Siedlungen und der Vernichtung ihrer Palmenhaine durch Mohammeds Truppen im August 625 die Umgebung von Medina mit rund sechshundert Kamelen endgültig und siedelten zunächst in der Oase von Ḫaibar an. Von dort vertrieb Mohammed sie erneut im Jahre 628; sie flohen nach Syrien. Damals heiratete Mohammed die Jüdin Ṣafiyya, die Tochter des Ḥuyayy b.Aḫṭab, die ihm als Beute zufiel und Muslimin wurde. Die gesamte Sure 59 (al-Ḥašr, deutsch „Die Versammlung“) ist der Koranexegese zufolge der Vertreibung der Banu Nadir gewidmet:[51]

„Wenn Gott nicht die Verbannung für sie bestimmt hätte, hätte er sie im Diesseits (auf andere Weise) bestraft. Im Jenseits aber haben sie die Strafe des Höllenfeuers zu erwarten. Dies dafür, daß sie gegen Gott und seinen Propheten Opposition getrieben haben (?) (…) Wenn ihr (auf den Grundstücken der Banū Naḍīr) Palmen umgehauen habt – oder habt stehenlassen –, geschah das mit Gottes Erlaubnis. Auch wollte er [auf diese Weise] die Frevler zuschanden machen.“

– 59:3–5

Der islamischen Überlieferung zufolge ließ Mohammed in der Folge der Kollaboration des jüdischen Stammes der Banu Quraiza mit den Mekkanern während der Grabenschlacht die an der Kollaboration beteiligten Männer des Stammes hinrichten. Die Banu Quraiza hatten südöstlich der Stadt schon in der vorislamischen Zeit Landwirtschaft betrieben und waren – wie die Banū ʾn-Naḍīr – Verbündete des arabischen Stammes der Banū Aus gewesen.

Quelle

Upps?
Zitat:
Das Osmanische Reich war ein großes Reich, daß das christliche Europa bedrohte und teilweise eroberte. Aber das Osmanische Reich war nicht der Islam, sondern ein türkisches Reich, in dem Moslems herrschten.

Das halte ich angesichts der großen Nähe von Religion und Staat im Islam für einen Irrtum.
Zitat:
Das Osmanische Reich eroberte auch islamische Staaten, die das nicht gut fanden und dagegen kämpften.

Ja, auch zwischen Muslimen riß das immer mehr ein, schon wegen der sich konsolidierenden Abspaltungen.
Zitat:
Das während der Kreuzzüge in den betroffenen Gebieten auch Christen von Moslem verfolgt wurden, sehe ich als Reaktion auf das Verhalten der christlichen Eroberer.

Vorher war "der Islam" ja auch immer vollkommen zivilisiert.
Zitat:
Johannes bar Penkaye, ein Mönch in Nordmesopotamien, der nach eigener Auskunft im „67. Jahr der Herrschaft der Araber“ (d. i. 686–687) schrieb, berichtet:

„Sie (die Araber) halten an der Tradition Mohammeds so stark fest, dass sie jeden, der seine (Mohammeds) Gesetze missachtet, mit dem Tode bestrafen.“

ebenda


Geschrieben von: MadActress am: 10.09.14, 15:37:50
Grundidee des Islam ist, dass man ihn annimmt, weil man ihn aus eigener Überzeugung für sich als richtig erkannt hat.

Dass die Realität anders aussieht, ist leider Fakt.

Zitat von 55555:
Die Taktik bestand eher darin diese Minderheiten langsam durch Diskriminierungen kleinzuarbeiten, durch Sondersteuern oder doppelte Rechtsstandards wie das Prinzip, daß der Zeugenaussage eines Muslim natürlich glaubwürdiger sein dürfte.

Ja. Ist so auch nicht gedacht, wurde und wird aber so gemacht.

Zitat von 55555:
„Sie (die Araber) halten an der Tradition Mohammeds so stark fest, dass sie jeden, der seine (Mohammeds) Gesetze missachtet, mit dem Tode bestrafen.“

Was ein Widerspruch in sich ist - siehe oben.

Ganz generell: ich glaube, dass Glauben etwas ist, was mich in meinem eigenen Selbst fordert und entwickelt. Es taugt nicht als Basis für Politik, wohl aber als Basis für die Stimmung einer Gruppe.

Leider kommen immer mal Machtmenschen um die Ecke und kidnappen den Glauben. Das ist sehr traurig.


Geschrieben von: 55555 am: 10.09.14, 17:46:44
Zitat von MadActress:
Grundidee des Islam ist, dass man ihn annimmt, weil man ihn aus eigener Überzeugung für sich als richtig erkannt hat.

Zitat:
Ist so auch nicht gedacht, wurde und wird aber so gemacht.

Zitat:
Leider kommen immer mal Machtmenschen um die Ecke und kidnappen den Glauben. Das ist sehr traurig.

Da ich es ja nun oben rausgekramt hatte, daß Mohammed selbst Kriege führte und Leute vertrieb, etc. bohre ich nochmal nach: War Mohammed dann so ein Machtmensch, der den Glauben Abrahams auch verraten hatte?
Zitat:
[Warum funktionieren eigentlich die Quotes nicht mehr?]

Vermutlich hast du den Boardcode nicht aktiviert? Kann man auch nachträglich machen. Automatisch aktiviert ist er nur, wenn man über das seperate Antwortfenster antwortet.


Geschrieben von: drvaust am: 11.09.14, 03:45:58
Zitat von 55555:
... Ansonsten könntest du ja genauer erläutern welche historischen Beispiele du genau meinst?
Z.B. die Eroberung und Christianisierung der alten germanischen Gebiete durch das Fränkische Reich, bis unter Karl dem Großen. Da wurden alte Heiligtümer zerstört und besonders die gefangenen Adligen hatten die Wahl zwischen Taufe und Tod. Auch später noch wurden Leute, die bei nichtchristlichen Kulten erwischt wurden, hart bestraft.
Bei der Reconquista, der Eroberung der iberischen Halbinsel, wurden fast alle Moscheen zerstört und Nichtchristen (vor allem Moslem und Juden) blutig verfolgt.
Bei der Eroberung amerikanischer Gebiete durch Spanien (und andere Truppen) wurden besonders Priester oft abgeschlachtet.
Zitat von 55555:
... Die Taktik bestand eher darin diese Minderheiten langsam durch Diskriminierungen kleinzuarbeiten, durch Sondersteuern ...
Die Moslems zahlten dort keine Steuern, nur Ungläubige. U.a. am Hofe gab es bedeutende Gelehrte, die nicht Moslem, sondern u.a. Juden und Christen waren, denen ging es gut.
Zitat von 55555:
... daß der Zeugenaussage eines Muslim natürlich glaubwürdiger sein dürfte.
Im christlichen Europa wäre damals ein Moslem kaum angehört worden, wenn er überhaupt so weit gekommen wäre.
Zitat von 55555:
... Propaganda ... Das wirkt teilweise bis heute nach, etwa die Meinung, die Menschen hätten an eine Erdscheibe geglaubt. Auch bezüglich der Kreuzzüge sehe ich da noch manche unsachliche Einseitigkeiten im Umlauf.
Ja, leider, die Geschichtsschreibung (und -Überlieferung) war immer, mehr oder weniger, eine Verzerrung und Verläumdung, im Interesse der Machthaber, auch jetzt.
Z.B. die römisch katholische Inquisition hatte sich kaum mit Hexenverfolgung befaßt, das war eine weltliche Angelegenheit, aber die meisten Menschen glauben das. Dabei wurden teilweise in protestantischen Gebieten mehr Hexen hingerichtet, als in katholischen.
An eine Erdscheibe glaubten schon die antiken Griechen nicht mehr. Aber es gibt noch heute Leute, die daran glauben, auch in sogenannten Industriestaaten.

Seit sich der Islam ausgebreitet hatte, gab es verschiedene Strömungen und Herrschaften, die mit ihrer vorislamischen Tradition verbunden waren. Mohammed lebte als Anführer in einer sehr alten Hochkultur. Von dieser Hochkultur war bald danach nicht mehr viel übrig, und das Osmanische Reich war relativ unkultiviert. Gegenwärtig haben extrem reiche Wüstenscheichs großen Einfluß auf die islamische Kultur in Vorderasien und Europa, deren Großväter teilweise noch primitive Beduinen waren. In den islamischen Staaten Ostasiens sieht es noch anders aus, eine andere Kultur.
Ich vermute, im Islam gab es eine ähnliche Veränderung wie im Christentum. Die alte reine Lehre war und ist gut, aber die Menschen, die die Macht hatten, verdarben den Glauben und schufen zusätzliche Lehren.

Mich wundert nur die Strenge, die oft innerhalb des Islam gegenüber Abweichlern herrscht.


Geschrieben von: 55555 am: 12.09.14, 20:56:10
Zitat von drvaust:
Z.B. die Eroberung und Christianisierung der alten germanischen Gebiete durch das Fränkische Reich, bis unter Karl dem Großen. Da wurden alte Heiligtümer zerstört und besonders die gefangenen Adligen hatten die Wahl zwischen Taufe und Tod.

Du wirst konkreter, aber nach meinem Eindruck nicht konkret genug.
Zitat:
Im Römischen Reich gab es nach der konstantinischen Wende im frühen 4. Jahrhundert kaum repressive Maßnahmen gegen Pagane, doch verbesserten sich für Christen die Aufstiegschancen ganz erheblich. Gesetze gegen pagane Kultpraktiken wurden erst ab Ende des 4. Jahrhunderts zunehmend erlassen, als das Christentum zur Staatsreligion im Imperium erhoben wurde. Im Frühmittelalter wurden die Zwangsbekehrung von kirchlicher Seite offiziell abgelehnt, doch waren die mit militärischen Mitteln vorangetriebenen Missionierungen teils mit erheblichen Zwang und Gewalt verbunden (wie die Sachsenkriege). Dagegen erfolgte die Missionierung in Nordeuropa und weiten Teilen Osteuropas weitgehend friedlich.

[...]

in Schlachten unterlegene Gruppen und Stämme des Frühmittelalters etwa ließen sich als Zeichen der Unterwerfung taufen oder wurden (kirchenrechtlich allerdings abgelehnt) zwangsgetauft.

Quelle

Sicher lief einiges schief
Zitat:
Auch später noch wurden Leute, die bei nichtchristlichen Kulten erwischt wurden, hart bestraft.

Du vergleichst da schon etwas, das man nicht vergleichen kann. Jemand mit germanischer Religion wäre in einem islamischen Staat, wenn er nicht zufällig ziemlich liberal gesinnt gewesen wäre wohl auch in ziemliche Schwierigkeiten geraten.

Und das ist soweit ich sehe im Islam angelegt, der eben als Staatsreligion in seinem Wesen fungierte. Wohingegen aus Sicht der christlichen Schriften Intoleranz gegenüber Andersgläubigen nicht statthaft ist und ein christlicher Staat nicht erkennbar vorgesehen war. Aus meiner Sicht auch nicht von Gott gewollt.

Beispiel:
Zitat von 1.Kor 10,27f:
So euch aber einer der Ungläubigen einlädt, und ihr wollt hingehen, so esset alles, was euch vorgesetzt wird, und forscht nicht nach aus Gewissensbedenken. So euch aber einer sagt: Das ist Götzenfleisch, so esset es nicht, wegen dessen, der es euch ansagt,


Für den Autor war es also völlig normal Einladungen von "Götzenanbetern" zu bekommen und sie auch anzunehmen und hinzugehen.
Zitat:
Bei der Reconquista, der Eroberung der iberischen Halbinsel, wurden fast alle Moscheen zerstört und Nichtchristen (vor allem Moslem und Juden) blutig verfolgt.

In welchem Gebiet würden wohl Minderheiten vormaliger Eroberer nach so einem Krieg einfach geduldet? Das mit den Juden und ihrer Repression ging ja immer hin und her. Wie schon zitiert auch bei Mohammed, was du irgendwie zu ignorieren scheinst, indem du bei deinem Vergleich bleibst.
Zitat:
Bei der Eroberung amerikanischer Gebiete durch Spanien (und andere Truppen) wurden besonders Priester oft abgeschlachtet.

Da waren wohl oft auch erstmal "Glücksritter" aktiv, keine besonders frommen Menschen. Aber das was solche Krieger taten spiegelt wohl schon eine mehr oder weniger kritisch zu sehende Volksfrömmigkeit wider, die lange Zeit ja auch darauf beruhte, daß die Kirchen die "einfachen Gläubigen" die Bibel nicht alleine lesen ließen. Mit dem Christentum hatte das nur noch bedingt etwas zu tun, was teilweise in diesem Kirchen ablief. Und auch heute kennen wir ja noch diese Art Machtmensch vom Schlage Bush jr., die eine christliche Gläubigkeit wohl nur vorgeben, weil das bei vielen Wählern gut ankommt.
Zitat:
U.a. am Hofe gab es bedeutende Gelehrte, die nicht Moslem, sondern u.a. Juden und Christen waren, denen ging es gut.

Und auch Polytheisten? Aus ismalischer Sicht sind Christen und Juden (später auch auf einige andere Gruppen übertragen) ja sowas wie eine tolerierbare Zwischenstufe, im Gegensatz zum Rest.
Zitat:
Im christlichen Europa wäre damals ein Moslem kaum angehört worden, wenn er überhaupt so weit gekommen wäre.

Geraten oder irgendwie fundiert?
Zitat:
die römisch katholische Inquisition hatte sich kaum mit Hexenverfolgung befaßt

Ja.
Zitat:
das war eine weltliche Angelegenheit

Auch anderes, das du kritieriertest.
Zitat:
Dabei wurden teilweise in protestantischen Gebieten mehr Hexen hingerichtet

Nach meinem Stand ganz eindeutig.
Zitat:
Die alte reine Lehre war und ist gut, aber die Menschen, die die Macht hatten, verdarben den Glauben und schufen zusätzliche Lehren.

Wobei die Grundlagen an sich auch deutlich verschieden sind, etwa indem Jesus soweit bekannt niemanden umbrachte und keine Kriege anzettelte (obwohl genau das den damaligen Juden wohl gefallen hätte). Allerdings war in der Gegend Polytheismus wohl kein so großes Thema, es sei denn durch griechische Migranten.
Zitat:
Mich wundert nur die Strenge, die oft innerhalb des Islam gegenüber Abweichlern herrscht.

In manchen Zeiten wurden ja auch z.B. von der römisch-katholischen Kirche sowas ähnliches betrieben, nur eben ohne Grundlage in den eigenen Schriften.