Es ist zwischen Religion und Herrschaft zu unterscheiden.
Grundsätzlich ist das richtig, man sollte aber auch die ideelle Ausrichtung einer religiösen Lehre berücksichtigen. Mohammed hat selbst etliche Feldzüge geführt und hatte schließlich die ganze arabische Halbinsel erobert:

Quelle
Im Islam ist ähnlich wie im Judentum nach Moses eine starke Verbindung zwischen Religion und Staat vorhanden.
Zitat:
Aber im Islam gibt es kein Gebot, den Islam den Leuten aufzuzwingen,
Vielleicht kann dazu MadActress noch etwas ausführen?
Zitat:
dagegen gibt es im Christentum einen missionarischen Auftrag.
Ja.
Zitat:
Oft wurde das Christentum 'mit dem Schwert' verbreitet.
Was der Bibel widerspricht und oft eher mit Politik zu tun hatte. Teilweise gab es auch eine Gemengelage aus Morden und Verfolgungen von friedlichen Missionaren und christlichen Konvertiten in angrenzenden Ländern, was sich dann zu Kriegen und Eroberungen aufschaukelte. Der Kolonialismus ist dann noch wieder ein Kapitel für sich. Dieser war stark wirtschaftlich getrieben, Missionare kamen eher nebenbei mit. Ansonsten könntest du ja genauer erläutern welche historischen Beispiele du genau meinst?
Zur Zeit der europäischen "Aufklärung" gab es ja diverse Propaganda gegen die Kirchen und das Christentum, etliches davon erfunden. Das wirkt teilweise bis heute nach, etwa die Meinung, die Menschen hätten an eine Erdscheibe geglaubt. Auch bezüglich der Kreuzzüge sehe ich da noch manche unsachliche Einseitigkeiten im Umlauf.
Zitat:
Z.B. in Spanien gab es ein maurisches Reich (Islam), dort lebten auch Christen und Juden unbehelligt.
Dazu hatte ich schon etwas geschrieben, mir scheint du gehst nicht so wirklich darauf ein bisher? Die Taktik bestand eher darin diese Minderheiten langsam durch Diskriminierungen kleinzuarbeiten, durch Sondersteuern oder doppelte Rechtsstandards wie das Prinzip, daß der Zeugenaussage eines Muslim natürlich glaubwürdiger sein dürfte.
Zitat:
Die Spanische Inquisition kümmerte sich nicht um Hexen u.ä., aber alle Nichtkatholiken (Protestanten, Juden, Moslem usw.) wurden erbittert verfolgt.
Ganz anders hingegen Mohammed:
Zitat:
Die jüdischen Banū ʾn-Naḍīr räumten nach erfolglosen Verhandlungen mit ihrem Anführer Ḥuyayy b.Aḫṭab und nach einer langen Belagerung ihrer Siedlungen und der Vernichtung ihrer Palmenhaine durch Mohammeds Truppen im August 625 die Umgebung von Medina mit rund sechshundert Kamelen endgültig und siedelten zunächst in der Oase von Ḫaibar an. Von dort vertrieb Mohammed sie erneut im Jahre 628; sie flohen nach Syrien. Damals heiratete Mohammed die Jüdin Ṣafiyya, die Tochter des Ḥuyayy b.Aḫṭab, die ihm als Beute zufiel und Muslimin wurde. Die gesamte Sure 59 (al-Ḥašr, deutsch „Die Versammlung“) ist der Koranexegese zufolge der Vertreibung der Banu Nadir gewidmet:[51]
„Wenn Gott nicht die Verbannung für sie bestimmt hätte, hätte er sie im Diesseits (auf andere Weise) bestraft. Im Jenseits aber haben sie die Strafe des Höllenfeuers zu erwarten. Dies dafür, daß sie gegen Gott und seinen Propheten Opposition getrieben haben (?) (…) Wenn ihr (auf den Grundstücken der Banū Naḍīr) Palmen umgehauen habt – oder habt stehenlassen –, geschah das mit Gottes Erlaubnis. Auch wollte er [auf diese Weise] die Frevler zuschanden machen.“
– 59:3–5
Der islamischen Überlieferung zufolge ließ Mohammed in der Folge der Kollaboration des jüdischen Stammes der Banu Quraiza mit den Mekkanern während der Grabenschlacht die an der Kollaboration beteiligten Männer des Stammes hinrichten. Die Banu Quraiza hatten südöstlich der Stadt schon in der vorislamischen Zeit Landwirtschaft betrieben und waren – wie die Banū ʾn-Naḍīr – Verbündete des arabischen Stammes der Banū Aus gewesen.
Quelle
Upps?
Zitat:
Das Osmanische Reich war ein großes Reich, daß das christliche Europa bedrohte und teilweise eroberte. Aber das Osmanische Reich war nicht der Islam, sondern ein türkisches Reich, in dem Moslems herrschten.
Das halte ich angesichts der großen Nähe von Religion und Staat im Islam für einen Irrtum.
Zitat:
Das Osmanische Reich eroberte auch islamische Staaten, die das nicht gut fanden und dagegen kämpften.
Ja, auch zwischen Muslimen riß das immer mehr ein, schon wegen der sich konsolidierenden Abspaltungen.
Zitat:
Das während der Kreuzzüge in den betroffenen Gebieten auch Christen von Moslem verfolgt wurden, sehe ich als Reaktion auf das Verhalten der christlichen Eroberer.
Vorher war "der Islam" ja auch immer vollkommen zivilisiert.
Zitat:
Johannes bar Penkaye, ein Mönch in Nordmesopotamien, der nach eigener Auskunft im „67. Jahr der Herrschaft der Araber“ (d. i. 686–687) schrieb, berichtet:
„Sie (die Araber) halten an der Tradition Mohammeds so stark fest, dass sie jeden, der seine (Mohammeds) Gesetze missachtet, mit dem Tode bestrafen.“
ebenda
Z.B. die Eroberung und Christianisierung der alten germanischen Gebiete durch das Fränkische Reich, bis unter Karl dem Großen. Da wurden alte Heiligtümer zerstört und besonders die gefangenen Adligen hatten die Wahl zwischen Taufe und Tod.
Du wirst konkreter, aber nach meinem Eindruck nicht konkret genug.
Zitat:
Im Römischen Reich gab es nach der konstantinischen Wende im frühen 4. Jahrhundert kaum repressive Maßnahmen gegen Pagane, doch verbesserten sich für Christen die Aufstiegschancen ganz erheblich. Gesetze gegen pagane Kultpraktiken wurden erst ab Ende des 4. Jahrhunderts zunehmend erlassen, als das Christentum zur Staatsreligion im Imperium erhoben wurde. Im Frühmittelalter wurden die Zwangsbekehrung von kirchlicher Seite offiziell abgelehnt, doch waren die mit militärischen Mitteln vorangetriebenen Missionierungen teils mit erheblichen Zwang und Gewalt verbunden (wie die Sachsenkriege). Dagegen erfolgte die Missionierung in Nordeuropa und weiten Teilen Osteuropas weitgehend friedlich.
[...]
in Schlachten unterlegene Gruppen und Stämme des Frühmittelalters etwa ließen sich als Zeichen der Unterwerfung taufen oder wurden (kirchenrechtlich allerdings abgelehnt) zwangsgetauft.
Quelle
Sicher lief einiges schief
Zitat:
Auch später noch wurden Leute, die bei nichtchristlichen Kulten erwischt wurden, hart bestraft.
Du vergleichst da schon etwas, das man nicht vergleichen kann. Jemand mit germanischer Religion wäre in einem islamischen Staat, wenn er nicht zufällig ziemlich liberal gesinnt gewesen wäre wohl auch in ziemliche Schwierigkeiten geraten.
Und das ist soweit ich sehe im Islam angelegt, der eben als Staatsreligion in seinem Wesen fungierte. Wohingegen aus Sicht der christlichen Schriften Intoleranz gegenüber Andersgläubigen nicht statthaft ist und ein christlicher Staat nicht erkennbar vorgesehen war. Aus meiner Sicht auch nicht von Gott gewollt.
Beispiel:
So euch aber einer der Ungläubigen einlädt, und ihr wollt hingehen, so esset alles, was euch vorgesetzt wird, und forscht nicht nach aus Gewissensbedenken. So euch aber einer sagt: Das ist Götzenfleisch, so esset es nicht, wegen dessen, der es euch ansagt,
Für den Autor war es also völlig normal Einladungen von "Götzenanbetern" zu bekommen und sie auch anzunehmen und hinzugehen.
Zitat:
Bei der Reconquista, der Eroberung der iberischen Halbinsel, wurden fast alle Moscheen zerstört und Nichtchristen (vor allem Moslem und Juden) blutig verfolgt.
In welchem Gebiet würden wohl Minderheiten vormaliger Eroberer nach so einem Krieg einfach geduldet? Das mit den Juden und ihrer Repression ging ja immer hin und her. Wie schon zitiert auch bei Mohammed, was du irgendwie zu ignorieren scheinst, indem du bei deinem Vergleich bleibst.
Zitat:
Bei der Eroberung amerikanischer Gebiete durch Spanien (und andere Truppen) wurden besonders Priester oft abgeschlachtet.
Da waren wohl oft auch erstmal "Glücksritter" aktiv, keine besonders frommen Menschen. Aber das was solche Krieger taten spiegelt wohl schon eine mehr oder weniger kritisch zu sehende Volksfrömmigkeit wider, die lange Zeit ja auch darauf beruhte, daß die Kirchen die "einfachen Gläubigen" die Bibel nicht alleine lesen ließen. Mit dem Christentum hatte das nur noch bedingt etwas zu tun, was teilweise in diesem Kirchen ablief. Und auch heute kennen wir ja noch diese Art Machtmensch vom Schlage Bush jr., die eine christliche Gläubigkeit wohl nur vorgeben, weil das bei vielen Wählern gut ankommt.
Zitat:
U.a. am Hofe gab es bedeutende Gelehrte, die nicht Moslem, sondern u.a. Juden und Christen waren, denen ging es gut.
Und auch Polytheisten? Aus ismalischer Sicht sind Christen und Juden (später auch auf einige andere Gruppen übertragen) ja sowas wie eine tolerierbare Zwischenstufe, im Gegensatz zum Rest.
Zitat:
Im christlichen Europa wäre damals ein Moslem kaum angehört worden, wenn er überhaupt so weit gekommen wäre.
Geraten oder irgendwie fundiert?
Zitat:
die römisch katholische Inquisition hatte sich kaum mit Hexenverfolgung befaßt
Ja.
Zitat:
das war eine weltliche Angelegenheit
Auch anderes, das du kritieriertest.
Zitat:
Dabei wurden teilweise in protestantischen Gebieten mehr Hexen hingerichtet
Nach meinem Stand ganz eindeutig.
Zitat:
Die alte reine Lehre war und ist gut, aber die Menschen, die die Macht hatten, verdarben den Glauben und schufen zusätzliche Lehren.
Wobei die Grundlagen an sich auch deutlich verschieden sind, etwa indem Jesus soweit bekannt niemanden umbrachte und keine Kriege anzettelte (obwohl genau das den damaligen Juden wohl gefallen hätte). Allerdings war in der Gegend Polytheismus wohl kein so großes Thema, es sei denn durch griechische Migranten.
Zitat:
Mich wundert nur die Strenge, die oft innerhalb des Islam gegenüber Abweichlern herrscht.
In manchen Zeiten wurden ja auch z.B. von der römisch-katholischen Kirche sowas ähnliches betrieben, nur eben ohne Grundlage in den eigenen Schriften.