Du meinst man kann das Herz mit Ritualen erleichtern, wenn es nicht zur Liebe zieht? An dem Punkt würde ich eher eine "Erleichterung" ähnlich der delegierenden Orientierung an vermeintlichen Vorbildern im Glauben vermuten. Wenn du meinst, man könne das Herz mit Ritualen dazu bringen mehr zu Gott zu ziehen, sehe ich das mit gemischten Gefühlen, würde es jedoch auch nicht als in jedem Fall falsch betrachten. Mancher Mensch mag nach seinem Herzen zu Ritualen ziehen. Dennoch halte ich so einen Glauben für in gewisser Weise "unreif". Rituale können auch zu Götzen werden, sie zu brauchen scheint mir darauf hinzuweisen, daß jemand die göttliche Liebe noch nicht genügend ergriffen hat. Und zwar gerade wenn geschildert wird, daß dies ein Ausgleich für den Alltag sei. Das ist auch ein massives Problem in christlichen Zusammenhängen, daß viele mit der Zielsetzung in Treffen kommen "sich nach dem Alltag wieder aufzutanken". Wer nach dem Alltag soetwas braucht, der macht etwas falsch, der tut vielleicht sogar schlechte Ding eim Alltag, die er besser lassen sollte. Das hat dann für mich oft den Charakter irgendwelcher Managementseminare in Klöstern, in denen Möche den Managern dabei helfen mit ihrer verbrecherischen Seele wieder ein bischen ins Reine zu kommen, damit sie sich später wieder unter den Verbrachern besser behaupten können. Ich sehe es als "normal" an sich vor einem Treffen wenigstens ins Reine zu bringen, wenn man im Alltag irgendwelche Leichen im Keller pflegen zu müssen meint. Denn nur so ist gemeinsame Vertiefung im Glauben möglich, statt eine Pflege holperiger Stagnation und Verworfenheit.
Zitat:
Aber der Alltag bringt uns oft eher weg von Gott.
Ich behaupte einfach mal ganz frech: Mich nicht (oder nur selten).
Zitat:
Da ist es gut, wenn es feste Ankerpunkte gibt, die mich daran erinnern.
Wenn das Herz Gott nicht über alles liebt und ihn im Alltag vergisst, dann sehe ich auch nicht, wie man das durch Erinnerungen beheben könnte. Im Gegenteil habe ich den Eindruck, daß es sehr hilfreich sein kann, wenn jemand spürt, wie es um ihn steht, daß ihn etwa klar wird wie wenig er geliebt hat im letzten Monat, sein Scheitern erkennt und im Herzen einen lebendigen Wunsch verspürt dies zu ändern. Das kann wie ich meine viel mehr wert sein als ein ritualisierter Erinnerungstrott, der im schlimmsten Fall derart als Götze wirkt, daß jemand meint damit schon sehr viel getan zu haben.
Zitat:
Wir sind Geschöpfe, wir können gar nichts selbst gut machen.
Gott will uns gut machen. Es gibt keine klare Trennung zwischen uns und Gottes Geist. Wir können aber entscheiden, ob wir Gottes Willen zur Liebe in uns zulassen.