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MadActress
(hat keinen Plan)

geändert von: MadActress - 01.09.14, 15:01:43

Zitat von 55555:
Ja, schon weil ja niemand wissen kann, ob es nicht doch etwas gibt, das sich einem nicht erschlossen hat.

...auch wenn es frustrierend viele Menschen gibt, die denken, es wäre nicht so.
Zitat von 55555:
Worauf es ankam, war die Frage, ob z.B. als Kommunist das subjektv als Gutes erkannte anzustreben Liebe im entsprechenden Sinne wäre.

Ich glaube ja. Das Gute zu tun, weil man es tun will (und z.B. nicht aus Angst, sozialem Druck o.ä.) ist in meinen Augen ein Ausdruck von Liebe. Kommunismus ist im Kern ein liebesorientiertes System, der realexistierende Kommunismus leider nicht (der real existierende Islam aber oft auch nicht...)
Zitat von 55555:
Gut, ich verstehe mich als Christ. Insofern zielen wir also auf denselben Gott.

Und im wesentlichen auf den selben Kern an Glaubenssätzen, ja.
Zitat von 55555:
Da könnte man jetzt genauer drüber nachdenken, ob "Liebe" bestimmte inhaltliche Positionen voraussetzt?

Du meinst, mentale Ansichten?

Wahrlich, nach der Erschwernis kommt die Erleichterung [Koran 94,6]
01.09.14, 15:00:47
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von MadActress:
...auch wenn es frustrierend viele Menschen gibt, die denken, es wäre nicht so.

Vielmehr glauben sie es.
Zitat:
Das Gute zu tun, weil man es tun will (und z.B. nicht aus Angst, sozialem Druck o.ä.) ist in meinen Augen ein Ausdruck von Liebe.

Ja.
Zitat:
Und im wesentlichen auf den selben Kern an Glaubenssätzen, ja.

Was meinst du zu Sure 9,31?
Zitat:
Sie nehmen ihre Rabbiner und Mönche neben Allah und dem Messias, dem Sohn der Maria, zu Herren an, wo ihnen doch allein geboten ward, einem einzigen Gott zu dienen, außer dem es keinen Gott gibt.

Zitat:
Du meinst, mentale Ansichten?

Soetwas wie Streben nach einer Art von Gerechtigkeit? Befolgen der "goldenen Regel"? Kann soetwas z.B. ein Misanthrop?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
01.09.14, 20:07:34
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MadActress
(hat keinen Plan)

geändert von: MadActress - 01.09.14, 21:03:52

Zitat von 55555:
Was meinst du zu Sure 9,31?

Natürlich gibt es Unterschiede, gerade was den Status von Jesus angeht und die Tatsache, dass der Islam keinen Klerus kenn. Es steht aber auch, z.B. in 5:65,66
Zitat:
65. Wenn die Leute der Schrift nur glaubten und gottesfürchtig wären, würden Wir ihnen wahrlich ihre bösen Taten tilgen und sie wahrlich in die Gärten der Wonne eingehen lassen.
66. Wenn sie nur die Tora und das Evangelium und das befolgten, was zu ihnen (als Offenbarung) von ihrem Herrn herabgesandt wurde, würden sie fürwahr von (den guten Dingen) über ihnen und unter ihren Füßen essen. Unter ihnen ist eine gemäßigte Gemeinschaft; aber wie böse ist bei vielen von ihnen, was sie tun.

Oder in 7:170
Zitat:
170. Und diejenigen, die an der Schrift festhalten und das Gebet verrichten - gewiß, Wir lassen den Lohn der Heilstifter nicht verlorengehen

Die "Schrift" ist hier die Tora und die Bibel. Es gibt viele solche Stellen. Als Muslimin bin ich aufgerufen, die "zu denen die Schrift kam" zu ehren und zu achten - dennoch darauf hinzuweisen, dass es da noch mehr gibt. Dass real existierende Muslime real existierende Christen töten, steht auf einem anderen Blatt und ich verurteile es scharf, z.B. hier: http://anisah-schreibt.blogspot.de/2014/08/ich-mochte-schreien.html - Text nicht von mir, aber spricht mir aus der Seele.
Zitat:
Soetwas wie Streben nach einer Art von Gerechtigkeit? Befolgen der "goldenen Regel"? Kann soetwas z.B. ein Misanthrop?

Ich weiß es nicht. Ich mag die Menschen, grundsätzlich. Ich kann mir nicht vorstellen wie es wäre, täte ich das nicht.

Wahrlich, nach der Erschwernis kommt die Erleichterung [Koran 94,6]
01.09.14, 21:02:04
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von MadActress:
Natürlich gibt es Unterschiede, gerade was den Status von Jesus angeht

Das eigentlich ja gar nicht mal, eher das Verständnis dessen, was den Messias ausmacht.
Zitat:
und die Tatsache, dass der Islam keinen Klerus kenn.

Kennt er nicht? Also auf mich wirkt es heute schon ziemlich so und darauf wollte ich auch vor allem hinaus. zwinkern
Zitat:
65. Wenn die Leute der Schrift nur glaubten und gottesfürchtig wären, würden Wir ihnen wahrlich ihre bösen Taten tilgen und sie wahrlich in die Gärten der Wonne eingehen lassen.

Zitat:
aber wie böse ist bei vielen von ihnen, was sie tun.

Auch das Problem sehe ich in islamisch dominierten Gegenden wie in christlich dominierten Gegenden. Und wenn ich in die Bibel schaue, war es wohl kaum je anders.

Ich denke ein guter Indikator skeptisch zu werden ist, wenn eine Glaubenslehre verkündet es werde keine neuen Propheten mehr geben. Denn ich denke dies ist der Beginn einer Abkehr von Gott, der soweit ich sehe immer Propheten sendet. Man will eine Lehre kontrollieren, aber Gott soll sich gefälligst nicht einmischen.
Zitat:
170. Und diejenigen, die an der Schrift festhalten und das Gebet verrichten - gewiß, Wir lassen den Lohn der Heilstifter nicht verlorengehen

Was das Thema Gebet angeht habe, spiegelt dies recht gut meine Haltung wider:
Zitat:
Und wenn du betest, sollst du nicht sein wie die Heuchler; denn sie lieben es, in den Synagogen und an den Ecken der Straßen stehend zu beten, damit sie von den Menschen gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin.

Matthäus 6,5
Zitat:
Die "Schrift" ist hier die Tora und die Bibel. Es gibt viele solche Stellen. Als Muslimin bin ich aufgerufen, die "zu denen die Schrift kam" zu ehren und zu achten - dennoch darauf hinzuweisen, dass es da noch mehr gibt.

Ja.
Zitat:
Dass real existierende Muslime real existierende Christen töten, steht auf einem anderen Blatt und ich verurteile es scharf, z.B. hier: http://anisah-schreibt.blogspot.de/2014/08/ich-mochte-schreien.html - Text nicht von mir, aber spricht mir aus der Seele.

Wobei Mohammed ja schon auch selbst Krieg führte ähnlich den Juden im Alten Testament?
Zitat:
Ich mag die Menschen, grundsätzlich. Ich kann mir nicht vorstellen wie es wäre, täte ich das nicht.

Ich vermute schon, daß Menschen nicht zu mögen oder von ihnen allgemein enttäuscht zu sein sich darauf auswirkt, wie sehr man ihnen Gutes wünscht? Wobei die tief Enttäuschten ja oft nicht unbedingt schlechte Menschen sind, im Gegenteil enttäuscht wurden, weil sie das was sie gut fänden in der Welt nicht vorfanden.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
01.09.14, 22:46:32
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MadActress
(hat keinen Plan)

Zitat von 55555:
Zitat von MadActress:
Natürlich gibt es Unterschiede, gerade was den Status von Jesus angeht

Das eigentlich ja gar nicht mal, eher das Verständnis dessen, was den Messias ausmacht.
Zitat:
und die Tatsache, dass der Islam keinen Klerus kenn.

Kennt er nicht? Also auf mich wirkt es heute schon ziemlich so und darauf wollte ich auch vor allem hinaus. zwinkern

Kennt er nicht. Es gibt keine Zentralverwaltung, auch wenn die Türken sehr rührig darin sind, ihre deutschen Moscheegemeinden möglichst gut fernzusteuern. Von der Idee her wählt eine kleine Gruppe von Gläubigen aus ihrem Kreis ihren Imam, den sie fortan als eine Art Glaubens-Koordinator ansehen will. Weisungsbefugnis hat der nicht, hat im Islam letztlich niemand.

Du scheinst das anders zu sehen - warum?

Zitat von 55555:
Ich denke ein guter Indikator skeptisch zu werden ist, wenn eine Glaubenslehre verkündet es werde keine neuen Propheten mehr geben.
Ja, guter Punkt. Diese Teile des Korans kann man, guten Willen vorausgesetzt, auch ganz anders übersetzen. Nämlich so, dass Muhammad gewissermaßen die Krönung der bisherigen Propheten darstellt. Mainstream-Ansicht ist das begreiflicherweise nicht und die Anhänger späterer Propheten, beispielsweise die Baha'i, werden von dern Muslimen gerne mal verfolgt.
Zitat:
Und wenn du betest, sollst du nicht sein wie die Heuchler; denn sie lieben es, in den Synagogen und an den Ecken der Straßen stehend zu beten, damit sie von den Menschen gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin.

Ja, solche Sätze gibt es wohl in allen Glaubenswerken.
Zitat von 55555:
Zitat:
Dass real existierende Muslime real existierende Christen töten, steht auf einem anderen Blatt und ich verurteile es scharf, z.B. hier: http://anisah-schreibt.blogspot.de/2014/08/ich-mochte-schreien.html - Text nicht von mir, aber spricht mir aus der Seele.

Wobei Mohammed ja schon auch selbst Krieg führte ähnlich den Juden im Alten Testament?

Krieg ist erlaubt, wenn das Recht der freien Glaubensausführung bedroht ist. Das ist, immer schon, Auslegungssache und Gegenstand zahlloser Manipulationen, die sicher nicht vom lauteren Glauben gespeist waren und sind.
Zitat von 55555:
Zitat:
Ich mag die Menschen, grundsätzlich. Ich kann mir nicht vorstellen wie es wäre, täte ich das nicht.

Ich vermute schon, daß Menschen nicht zu mögen oder von ihnen allgemein enttäuscht zu sein sich darauf auswirkt, wie sehr man ihnen Gutes wünscht? Wobei die tief Enttäuschten ja oft nicht unbedingt schlechte Menschen sind, im Gegenteil enttäuscht wurden, weil sie das was sie gut fänden in der Welt nicht vorfanden.

Ja, enttäuscht bin ich durchaus auch hier und da. Aber das meine ich nicht. Ich kann niemandem böse sein, nicht wirklich. Diese Fähigkeit geht mir komplett ab. Ich bin ausgesprochen duldsam, vielleicht auch eine Eigenschaft, die ich habe entwickeln müssen um in dieser Welt zu überleben.

Wahrlich, nach der Erschwernis kommt die Erleichterung [Koran 94,6]
03.09.14, 12:05:22
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Ersteinmal einleitend und allgemein: Meinetwegen können wir gerne weiter "interreligiösen Austausch" betreiben. Deine Haltung zur Liebe finde ich erfreulich. Ich weiß nun aber nicht wie empfindlich du bei einzelnen Themen bist, ob du dich eventuell in einem Bereich in deinen Gefühlen verletzt sehen könntest. Das würde ich nicht wollen. Mich brauchst du nicht zu schonen. zwinkern
Zitat von MadActress:
Kennt er nicht. Es gibt keine Zentralverwaltung, auch wenn die Türken sehr rührig darin sind, ihre deutschen Moscheegemeinden möglichst gut fernzusteuern.

Nun müßte man sich also fragen, was man als "Klerus" verstehen will, beziehungsweise wie du selbst feststellst, ob es da nicht auch im Bereich des Islam Strömungen gibt, die sich in einem Bereich der Sünde bewegen, den Mohammed im oben zitierten Vers meinte.
Zitat:
Von der Idee her wählt eine kleine Gruppe von Gläubigen aus ihrem Kreis ihren Imam, den sie fortan als eine Art Glaubens-Koordinator ansehen will. Weisungsbefugnis hat der nicht, hat im Islam letztlich niemand.

Im Grunde genommen, könnte ich das so ähnlich auch über das Christentum schreiben. Wobei man selbst "Glaubens-Koordination" mit Recht hinterfragen kann.

Und ich sehe als Ursache der Spaltungen des Islam schon genau diese Frage nach dem Herrn, den man folgen soll, abgesehen davon, daß du mir das Kalifat oben unterschlagen zu haben scheinst ("Nachfolger des Propheten" statt "Nachfolger Petri").
Zitat:
So entstand der Konflikt um das Imamat, von dem Muhammad al-Schahrastani im 12. Jahrhundert schreibt, dass es der „wichtigste Streitpunkt“ (aʿẓam ḫilāf) innerhalb der islamischen Gemeinschaft sei. Über keinen Glaubensartikel, so al-Schahrastani, sei so häufig das Schwert aus der Scheide gezogen worden wie über das Imamat.

[...]

Nach der klassisch-sunnitischen Lehre, wie sie sich zum Beispiel in der staatsrechtlichen Abhandlung von al-Māwardī (st. 1058) niederschlägt, ist das Imamat identisch mit dem Kalifat als Nachfolge des Propheten. Der Imam als Kalif ist für die Bewahrung der Religion (din) und die Organisation der weltlichen Angelegenheiten zuständig.

Quelle
Auch interessant

In dem Bereich schien es mir um Machtpolitik zu gehen, ein Problem mit dem große Religionen wohl zwangsläufig zu ringen haben. Irgendwelche Leute drängen mit Gewalt in solche Ämter und werden mitnichten gewählt. Dadurch werden die Inhalte oft verwässert, Propheten, die darauf hinweisen werden wie schon immer gerne hingerichtet oder sonstwie kaltgestellt.

Ich sehe da so wie sich mir die Praxis darstellt keine so großen Unterschiede. Natürlich wird immer gerne kaschiert. Aber es gibt im Islam ja offenbar auch eine ganze Reihe solcher Personen, die z.B. gerne Fatwas schreiben, weil sie eben in so einer Position erkannt werden. Oder die ganze Bewegungen anführen und denen eine beträchtliche Anzahl von Muslimen zu gehorchen scheinen.

Übrigens etwas, das das Threadthema Heuchelei und Verrat berührt. zwinkern
Zitat von 55555:
Ja, guter Punkt.

Gut.
Zitat:
Nämlich so, dass Muhammad gewissermaßen die Krönung der bisherigen Propheten darstellt.

Aha.
Zitat:
Mainstream-Ansicht ist das begreiflicherweise nicht und die Anhänger späterer Propheten, beispielsweise die Baha'i, werden von dern Muslimen gerne mal verfolgt.

Und auch viele Christen gehen davon aus, daß es nach Jesus keine Propheten mehr gibt.
Zitat:
Ja, solche Sätze gibt es wohl in allen Glaubenswerken.

Ja? Im Islam scheint ja rituelles Gebet als von sehr zentraler Bedeutung gesehen zu werden. Ich bin nicht davon überzeugt, daß soetwas in Gottes Sinne ist. (Wir sind noch beim Thema Heuchelei, wie man im Zusammenhang liest. zwinkern )
Zitat von 55555:
Krieg ist erlaubt, wenn das Recht der freien Glaubensausführung bedroht ist. Das ist, immer schon, Auslegungssache und Gegenstand zahlloser Manipulationen, die sicher nicht vom lauteren Glauben gespeist waren und sind.

Tja.

Wie verhält es sich bei dem Thema mit der Liebe/Lieblosigkeit?
Zitat:
Ja, enttäuscht bin ich durchaus auch hier und da.

Wer nicht, aber es gibt graduell erhebliche Unterschiede?
Zitat:
Ich kann niemandem böse sein, nicht wirklich. Diese Fähigkeit geht mir komplett ab. Ich bin ausgesprochen duldsam, vielleicht auch eine Eigenschaft, die ich habe entwickeln müssen um in dieser Welt zu überleben.

Passt doch:
Zitat:
Ein Knecht aber des Herrn soll nicht streiten, sondern liebreich sein gegen alle, tüchtig zum Lehren und Böses ertragen können.

2.Timotheus 2,25

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
03.09.14, 14:02:57
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MadActress
(hat keinen Plan)

Zitat von 55555:
Ersteinmal einleitend und allgemein: Meinetwegen können wir gerne weiter "interreligiösen Austausch" betreiben. Deine Haltung zur Liebe finde ich erfreulich. Ich weiß nun aber nicht wie empfindlich du bei einzelnen Themen bist, ob du dich eventuell in einem Bereich in deinen Gefühlen verletzt sehen könntest. Das würde ich nicht wollen. Mich brauchst du nicht zu schonen. zwinkern

Danke für die Klarstellung. Ich gehe erst einmal davon aus, dass ich in einem Autismusforum eine andere Diskussionskultur vorfinde als anderswo und auch kontroverse Meinungen eher wissenschaftlich als emotional gesehen werden. Es bereitet mir Vergnügen, mental gefordert zu sein, daher keine Verletzung da - an meinen Glaubenskernsätzen rüttelt eh so schnell keiner.
Zitat von 55555:
als Ursache der Spaltungen des Islam schon genau diese Frage nach dem Herrn, den man folgen soll, abgesehen davon, daß du mir das Kalifat oben unterschlagen zu haben scheinst ("Nachfolger des Propheten" statt "Nachfolger Petri").

Ja und nein. Kalifen waren so nicht gedacht, jedenfalls meiner bescheidenen Meinung nach. Dennoch ist es so, wobei (abgesehen von IS und ähnlichen) es eigentlich nur bei der Shia das Kalifat gibt.
Zitat von 55555:
Nach der klassisch-sunnitischen Lehre, wie sie sich zum Beispiel in der staatsrechtlichen Abhandlung von al-Māwardī (st. 1058) niederschlägt, ist das Imamat identisch mit dem Kalifat als Nachfolge des Propheten. Der Imam als Kalif ist für die Bewahrung der Religion (din) und die Organisation der weltlichen Angelegenheiten zuständig.

Quelle
Ja, klar. Die sehen das so. Ich nicht. Ist, glaube ich, fruchtlos, das mit mir zu diskutieren.
Zitat von 55555:
Irgendwelche Leute drängen mit Gewalt in solche Ämter und werden mitnichten gewählt. Dadurch werden die Inhalte oft verwässert, Propheten, die darauf hinweisen werden wie schon immer gerne hingerichtet oder sonstwie kaltgestellt.

Ja.

Zitat von 55555:
es gibt im Islam ja offenbar auch eine ganze Reihe solcher Personen, die z.B. gerne Fatwas schreiben, weil sie eben in so einer Position erkannt werden. Oder die ganze Bewegungen anführen und denen eine beträchtliche Anzahl von Muslimen zu gehorchen scheinen.

Ja. Und mich schaudert bei dem, was diese Menschen von sich geben und wie sklavisch es bisweilen als Gottes Gesetz angenommen wird.

Zitat von 55555:
Im Islam scheint ja rituelles Gebet als von sehr zentraler Bedeutung gesehen zu werden. Ich bin nicht davon überzeugt, daß soetwas in Gottes Sinne ist.

Ich weiß es nicht, vermutlich ginge es auch ohne. Es gibt ja auch die Nur-Koraner, die haben kein rituelles Pflichtgebet, denn das ist im Koran nicht konkret beschrieben. Habe aber die Erkenntnis gewonnen, dass die Pflicht, mich meinem Herrn regelmäßig in einer gewissen Weise zuzuwenden, eine gute Wirkung auf mich und andere hat. Theoretisch könnte man da auch etwas ganz anderes tun und manchmal tue ich das auch.

Zitat von 55555:
Zitat:
Ja, enttäuscht bin ich durchaus auch hier und da.

Wer nicht, aber es gibt graduell erhebliche Unterschiede?

Sicher. Worauf willst Du hier hinaus?
Zitat von 55555:
Zitat:
Ich kann niemandem böse sein, nicht wirklich. Diese Fähigkeit geht mir komplett ab. Ich bin ausgesprochen duldsam, vielleicht auch eine Eigenschaft, die ich habe entwickeln müssen um in dieser Welt zu überleben.

Passt doch:
Zitat:
Ein Knecht aber des Herrn soll nicht streiten, sondern liebreich sein gegen alle, tüchtig zum Lehren und Böses ertragen können.

2.Timotheus 2,25

Ja, passt, aber das meine ich nicht. Ich kann es nicht. Es ist keine Leistung von mir, sondern ist einfach da und manchmal durchaus störend.

Wahrlich, nach der Erschwernis kommt die Erleichterung [Koran 94,6]
03.09.14, 19:04:51
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

geändert von: 55555 - 03.09.14, 21:14:04

Zitat von MadActress:
Danke für die Klarstellung.

Ist wohl sinnvoll, so politisiert heute in Bezug auf Islam vieles ist und so konfliktreich die Geschichte verlaufen ist.
Zitat:
Ich gehe erst einmal davon aus, dass ich in einem Autismusforum eine andere Diskussionskultur vorfinde als anderswo und auch kontroverse Meinungen eher wissenschaftlich als emotional gesehen werden. Es bereitet mir Vergnügen, mental gefordert zu sein, daher keine Verletzung da - an meinen Glaubenskernsätzen rüttelt eh so schnell keiner.

Gut.
Zitat von Offenbarung 3,16:
So aber, da du lau bist, und weder kalt noch heiß, will Ich dich ausspeien aus Meinem Munde.

Zitat:
Kalifen waren so nicht gedacht, jedenfalls meiner bescheidenen Meinung nach.

Gut, ich glaube auch nicht, daß Päpste gedacht waren.
Zitat von Matthäus 23,9:
Und ihr sollt niemand auf Erden euren Vater heißen; denn Einer ist euer Vater, Der in den Himmeln.

Zitat:
Dennoch ist es so, wobei (abgesehen von IS und ähnlichen) es eigentlich nur bei der Shia das Kalifat gibt.

Wikipedia sieht das aber ganz anders. Ich weiß zwar, daß die Wikipedia auch zu christlichen Inhalten nicht tadellos wiedergibt, abr so eine grundsätzliche Frage? Islamkonfessionsexperte bin ich nicht.
Zitat:
Die Unterschiede zur zweitgrößten Glaubensrichtung, deren Anhänger als Schiiten bezeichnet werden, waren anfänglich nicht theologischer Natur, sondern entsprangen der Frage, wer die Gemeinschaft der Muslime leiten soll. Bei den Sunniten bildete sich das Kalifat heraus, bei den Schiiten das Imamat.

Quelle

Und nebenbei wieder: Parteibildung aus Machtpolitik. Da wäre für mich schon die Frage, ob es nicht bereits Beigesellung (im Sinne der zitierten Korenstelle) ist sich als Sunnit oder Schiit zu verstehen.
Zitat:
Ist, glaube ich, fruchtlos, das mit mir zu diskutieren.

Aber du hast dich als Sunnitin bezeichnet. zwinkern
Zitat:
Und mich schaudert bei dem, was diese Menschen von sich geben und wie sklavisch es bisweilen als Gottes Gesetz angenommen wird.

Gut, dann sehen wir das offenbar in unseren Sphären jeweils ähnlich.
Zitat:
Ich weiß es nicht, vermutlich ginge es auch ohne. Es gibt ja auch die Nur-Koraner, die haben kein rituelles Pflichtgebet, denn das ist im Koran nicht konkret beschrieben.

Aha.
Zitat:
Habe aber die Erkenntnis gewonnen, dass die Pflicht, mich meinem Herrn regelmäßig in einer gewissen Weise zuzuwenden, eine gute Wirkung auf mich und andere hat. Theoretisch könnte man da auch etwas ganz anderes tun und manchmal tue ich das auch.

Das muß jeder für sich selbst herausfinden (der eine tut es zur Ehre Gottes, der andere läßt es zur Ehre Gottes, beide tun es für Gott). Ich denke Jesus will uns in der zitierten Stelle mitteilen, daß die Teilnahme an solchen öffentlichen Ritualen auch eine Gefahr darstellt in Versuchung zu geraten eher dahin abzudriften Ansehen bei Menschen anzustreben und von der Ausrichtung auf Gott abzuirren.
Zitat:
Worauf willst Du hier hinaus?

Es ging um eine Überlegung, wie der Misanthrop wohl zum Misanthropen wurde. Denn geboren wird man wie es mir scheint nicht als einer.
Zitat:
Ja, passt, aber das meine ich nicht. Ich kann es nicht. Es ist keine Leistung von mir, sondern ist einfach da und manchmal durchaus störend.

Ja, das beschreibt das Neue Testament als Frucht des Geistes. Das ist ja ein Kern des Christentums, daß wir kein Gesetz befolgen, sondern erkennen, daß nur Gott uns gut machen kann. Und wenn Gott in uns das Gute bewirkt, dann wirkt der Geist in uns Früchte, das worauf das Gesetz eigentlich abzielt. Leider verstehen das viele Christen auch nicht so ganz.

Als Christ sucht man also den Geist Gottes, ihn in sich aufzunehmen und so gut zu werden. Muslime sehen soweit ich es bisher verstand Kismet und versuchen vielleicht eher Gnade zu erreichen, indem sie Gutes tun. Auch darin Gutes zu tun kann man sich mit Gott einen, aber soweit ich erkenne ist es eher soherum, daß das Gute Folge der Nähe zu Gott ist.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
03.09.14, 21:12:35
Link
MadActress
(hat keinen Plan)

geändert von: [feder] - 06.09.14, 09:33:20

[Zitatchaos korrigiert und Zitat der 2. Ebene entfernt, [feder]]

Zitat von Matthäus 23,9:
Und ihr sollt niemand auf Erden euren Vater heißen; denn Einer ist euer Vater, Der in den Himmeln.


Ja. D'accord.
Zitat von 55555:
Und nebenbei wieder: Parteibildung aus Machtpolitik. Da wäre für mich schon die Frage, ob es nicht bereits Beigesellung (im Sinne der zitierten Korenstelle) ist sich als Sunnit oder Schiit zu verstehen.

Ja, guter Punkt. In der Shia gibt es Heiligenverehrung, das ist für mich ein No-Go. Aber den direkten Zugang zu Allah zu haben und nur den, das ertragen nicht viele Gläubige. Ich kann sie verstehen. Für mich bedeutet Sunnitin zu sein vor allem eine Art, wie ich mein Glaubensleben strukturiere. Ich ziehe da wenig inhaltliches raus, dafür genügt mir der Koran.
Zitat von 55555:

Das muß jeder für sich selbst herausfinden (der eine tut es zur Ehre Gottes, der andere läßt es zur Ehre Gottes, beide tun es für Gott). Ich denke Jesus will uns in der zitierten Stelle mitteilen, daß die Teilnahme an solchen öffentlichen Ritualen auch eine Gefahr darstellt in Versuchung zu geraten eher dahin abzudriften Ansehen bei Menschen anzustreben und von der Ausrichtung auf Gott abzuirren.

Im Islam ist das gemeinsame Gebet ein ganz wichtiges Element und der Segen wird immer wieder betont. Viele kleine Regeln sollen das unstrittige Risiko des Einflusses des Teufels an dieser Stelle eindämmen.
Zitat von 55555:
soweit ich erkenne ist es eher soherum, daß das Gute Folge der Nähe zu Gott ist.

Im Islam ist es genau anders herum: tu gutes, damit Du Gott nahe sein kannst. Heißt für mich auch (auch aus eigenem Erleben): Distanz zu Allah, die ich bisweilen habe, kann ich auch ein Stück weit heilen, indem ich Dinge tue, von denen ich weiß, dass sie gut und richtig sind in der Absicht, damit die Distanz zu überwinden und Allah wieder näher zu kommen.

Wie gesagt, alles meine Privatmeinung. Mainstream-Islam weicht davon mehr oder weniger ab.

Wahrlich, nach der Erschwernis kommt die Erleichterung [Koran 94,6]
05.09.14, 22:51:23
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Aber ist es nicht genau dieser Belohnungstourismus der Konfessionen "Ich bete viel und tue Gutes, also bekomme ich von Gott auch viel bzw. habe ein Recht auf ein Vieles", der eine inhaltliche sinnverändernde Reformierung des Judentumes und seiner unzähligen Rituale durch Jesus Christus erforderlich machte?
Ohne Gottes Gnade, dass er sich in meine Nähe begeben will, bin und bleibe ich ein "Lehmklumpen" und die Definition des Guten bleibt menschlich/irdisch, weit entfernt von Gottes Richtungsweisung und -kompetenz?

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
05.09.14, 23:39:27
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat:
In der Shia gibt es Heiligenverehrung, das ist für mich ein No-Go.

Vor diesem Hintergrund hat ja auch der sunnitische IS etliche alte "Heiligtümer" zerstört.
Zitat:
Aber den direkten Zugang zu Allah zu haben und nur den, das ertragen nicht viele Gläubige.

Ja, wobei ich als Christ ja davon ausgehe, daß Gott im Christus Mensch geworden ist (was keinesfalls bedeutet es wären zwei Götter!). Und soweit werden wir uns wohl einigen können, daß Gott das kann, wenn er will. Darüber hinaus ist aber unsere Situation allgemein betrachtet recht ähnlich. Und da stimme ich dir auch zu, viele Menschen suchen nach einfacherer Anbindung und es ist eine zentrale Herausforderung den direkten Kontakt zu suchen.
Zitat:
Für mich bedeutet Sunnitin zu sein vor allem eine Art, wie ich mein Glaubensleben strukturiere. Ich ziehe da wenig inhaltliches raus, dafür genügt mir der Koran.

Aha? Und hatte Wikipedia bezüglich Kalifat Recht oder nicht?
Zitat:
Im Islam ist das gemeinsame Gebet ein ganz wichtiges Element und der Segen wird immer wieder betont. Viele kleine Regeln sollen das unstrittige Risiko des Einflusses des Teufels an dieser Stelle eindämmen.

Was das angeht bin ich weiterhin sehr skeptisch. Aber es gibt auch Christen, die in diese Richtung tendieren (woraus sie das ableiten, weiß ich nicht). Aber es ist schon klar erkennbar für mich, daß das in die Richtung gehen muß eben wieder nicht auf direkten Kontakt zu Gott zu zielen.
Zitat:
Im Islam ist es genau anders herum: tu gutes, damit Du Gott nahe sein kannst.

Ja und es ist auch nicht grundlegend falsch. Allerdings entscheidet, soweit ich verstehe die Herzenshaltung dabei, ob diese Nähe auch eintritt. Und diese Herzenshaltung kann man auch suchen ohne zu Tun, wenn man in ihr stärker wird, wird man jedoch tun wollen, wo es sich ergibt.

Gibt es im Islam keine Inhalte, die darauf hinweisen, daß jemand, der "Gutet tut", nur weil er sich damit nützen will, nicht Gott über alles liebt, sondern sich selbst?
Zitat:
Distanz zu Allah, die ich bisweilen habe, kann ich auch ein Stück weit heilen, indem ich Dinge tue, von denen ich weiß, dass sie gut und richtig sind in der Absicht, damit die Distanz zu überwinden und Allah wieder näher zu kommen.

Ja, gut.
Zitat:
Wie gesagt, alles meine Privatmeinung.

Bei jeweils über einer Milliarde Menschen die den Sphären jeweils zugerechnet werden wird es schwer sein alle Ansichten zu kennen.
Zitat:
Mainstream-Islam weicht davon mehr oder weniger ab.

Aha?

@Fundevogel: Als Reformierung würde ich das eigentlich nicht bezeichnen.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
06.09.14, 13:12:49
Link
MadActress
(hat keinen Plan)

Zitat von Fundevogel:
"Ich bete viel und tue Gutes, also bekomme ich von Gott auch viel bzw. habe ein Recht auf ein Vieles"

Ja, so wollen es viele sehen. Aber Gebet und Gutes Tun sind Vehikel des Glaubens, nicht der Inhalt. Aus der Hingabe an den Einen kann man sich nicht freikaufen oder -arbeiten. Mir hilft Gutes zu Tun, zum Glauben zurückzufinden, aber es ist nicht der Glaube.

Im Koran steht (gerade keine Lust nachzusehen wo) "Eure Opfer erreichen Allah nicht, Eure Gebete schon". Ich denke, das ist der Punkt.

Daher heißt es ja auch, dass mensch am Ende allein vor Gott steht. Und dass die Absicht im Herzen zählt, nichts sonst. Dazu eine Geschichte, die das illustriert und mich sehr berührt hat:

http://splendidpearls.org/2014/08/10/the-pious-drunkard-and-fornicator/

Man liegt halt oft falsch, wenn man auf äußere Zeichen geht. Und das ist gut so, denn das wahre ist für die Augen unsichtbar.

Wahrlich, nach der Erschwernis kommt die Erleichterung [Koran 94,6]
06.09.14, 16:27:06
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