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SPIEGEL: Hat Sie die Herablassung gekränkt, mit der Politiker, die unentwegt von der Macht der Medien reden, Fernsehreporter behandeln? Hat es Sie geärgert, wenn sie gar, wie Helmut Schmidt, dem Volk einen Tag ohne TV verordnen wollten?
Friedrichs: Ach, Helmut Schmidt. Der ist ja einfach ein Snob. Er wollte mal was sagen, was die Leute schockierend finden. Ich unterstelle ihm sogar, daß er selbst einen fernsehfreien Tag aushält, aber das nun verbindlich zu machen für die ganze Republik, das war 'ne Schnapsidee.
SPIEGEL: Haben Sie sich persönlich von ihm als "Wegelagerer" beleidigt gefühlt? Oder glauben Sie sich da nicht angesprochen?
Friedrichs: Ich fühle mich von solchen Sachen nie angesprochen. Gucken Sie sich doch die Leute an, die das sagen. Die tun so, als ob ein Penner nach ihnen grapschte. Als ginge es um persönliche Auskünfte und nicht darum, daß hinter dem Reporter ein paar Millionen stehen, die informiert werden wollen. Ich staune allerdings auch über die Duldsamkeit mancher Kollegen, die sich in aller Öffentlichkeit abbürsten lassen wie dumme Jungs.
SPIEGEL: Kanzler Schmidt war immer besonders herablassend zu Fernsehjournalisten.
Friedrichs: Das ist ein komischer Vogel. Ich hab' den Schmidt bestimmt 20mal interviewt. Das war immer ganz knapp und cool. Hin und wieder erlaubte er sich einen Scherz, feixte dann mit diesem Krokodilgrinsen über Land und Leute, aber nie war was Besonderes. Kein Streit und keine Herzlichkeit. Nur diese Schulmeisterei: Ja, das müssen Sie anders fragen, diese nervende Besserwisserei, die er ja nie losgeworden ist.
SPIEGEL: Gab es denn einen Politiker, der noch abschätziger war zu Journalisten oder zu Ihnen?
Friedrichs: Helmut Kohl. Der hat mich lange ignoriert, was ja an sich kein Unglück ist. Aber als der Verwaltungsrat des ZDF, dessen Vorsitzender er damals war, mich 1973 zum Sportchef machen wollte, war er vehement gegen mich.
SPIEGEL: Hatten Sie ihm was getan?
Friedrichs: Ja, aber das wußte ich gar nicht mehr. Jahre vorher, ich war noch ein kleiner Provinzreporter, hatte ich nach einer Landtagswahl in Rheinland-Pfalz dem Landtagsabgeordneten Kohl gesagt: "Ihre Partei hat aber mächtig verloren." Richtig war: Die hatten zwar die Mehrheit behalten, aber enorm viel Stimmen eingebüßt. Prompt polterte Kohl los: "Verloren? Was heißt denn hier verloren? Wir haben die Wahl gewonnen. Gucken Sie sich mal das Ergebnis an." Zack, Ende des Interviews. Er hat dieses Gespräch mit mir nie vergessen, obwohl ich in seinem Leben danach überhaupt keine Rolle spielte.
SPIEGEL: Aber ZDF-Sportchef sind Sie ja dann doch geworden.
Friedrichs: Ja, daß ich durchkam, verdanke ich wohl Genscher, der, glaube ich, für mich stimmte. Der war auch im Verwaltungsrat.