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Als Kind galt er als verhaltensauffällig, als Student knackte er für die Airforce Spionage-Codes, später schlief er auf Parkbänken und las tagsüber Lexika. Heute ist Georg Widener ein gefragter Künstler, der seine extreme Begabung für Daten und Zahlen in grandiose Bilder übersetzt.
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In ruhigere Bahnen kommt sein Leben erst, als ihm im Jahr 2000 bei einer medizinischen Untersuchung die Diagnose Asperger Syndrom gestellt wird und er nicht länger mit dem Urteil "verrückt" leben muss.
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Sein Leben nahm noch einmal eine neue Wendung, als er im Jahr 2006 Kim Peek begegnete, einem bekannten Savant, der auch Vorbild war für die von Dustin Hoffman gespielte, zentrale Figur im Film "Rain Man". Peek, der 2009 gestorben ist, konnte das gesamte Wissen Tausender Bücher wiedergeben, war aber in seinen Alltagfähigkeiten so weit eingeschränkt, dass er sich beispielsweise nicht allein anziehen konnte.
Das Treffen mit diesem Geistesverwandten genoss Widener sehr. Gleichzeitig merkte er dabei auch, dass er mehr Spielraum hatte, sich von den inneren Zahlenwelten ab- und dem Alltag sowie anderen Menschen zuzuwenden. Seither hat sich sein Leben zunehmend normalisiert. Er fährt Auto, hat seit fünf Jahren eine Lebensgefährtin. Und als seine erste museale Einzelausstellung in Europa am Donnerstag im Hamburger Bahnhof in Berlin den Journalisten vorgestellt wurde, war er inmitten eines Pulks von neugierig fragenden Journalisten gesprächig, charmant und humorvoll wie manche andere Künstler - nein: normaler und offener, als sich die meisten geben.