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Sich die Welt hinzubiegen, wie sie einem gefällt - das ist die Paradedisziplin der Menschen. Sie rechtfertigen noch die seltsamsten Dinge, die sie selbst verbockt haben. Sie fordern das eine und tun das Gegenteil. Und was man gestern geäußert hat, ist heute nichts mehr wert. Psychologen um Lars Hall von der schwedischen Universität Lund demonstrieren diese geschmeidige Flexibilität des Menschen und seiner Meinungen im Fachmagazin Plos One (Bd. 7, S. e45457, 2012) mit fast erschreckender Deutlichkeit.
Sie baten 160 Probanden um ihre Einschätzung zu moralischen Fragen. Anschließend manipulierten die Forscher die Antworten so, dass einige das Gegenteil dessen aussagten, was die Probanden zuvor angegeben hatten. Die Mehrheit der Teilnehmer bemerkte diese Manipulation nicht. Stattdessen rechtfertigten sie in einer anschließenden Diskussion moralische Haltungen, die sie Minuten zuvor teils heftig abgelehnt hatten.
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69 Prozent der Teilnehmer bemerkten nicht einmal eine der beiden Veränderungen. Am stärksten betraf dies - wie zu erwarten war - jene Probanden, die keine starken Meinungen abgegeben hatten. Doch auch etwa ein Drittel derjenigen, die einer Aussage mit dem jeweiligen Maximalwert zugestimmt oder widersprochen hatten, waren blind dafür, wenn ihre Aussage ins Gegenteil verkehrt worden war.