Forum für

Autisten und interessierte Zeitgenossen

Ich glaube da siehst Du das zu sehr auf autistische Kinder bezogen.

Ein Mensch, der seine Orchidee als so wichtig ansieht, würde es schaffen aus einem kerngesunden Kind ein lernbehindertes Kind zu machen.
Das Kind würde zwar mit Nahrung und Kleidung versorgt werden aber nicht mehr.

Das Ergebnis, ein total vernachlässigtes Kind, das mit schweren Defiziten klar zu kommen hätte. Solche Menschen sollten erst gar keine Kinder kriegen sondern sich leiber noch ein paar Orchideen kaufen.


Ich persönlich liebe es auch, schwierige Dinge zu tun, ich habe selber viel mit Pflanzen zu tun und teste vieles aus indem ich die Samen von exotischen Früchten einpflanze oder von Bekannten und Freunden nach Ablegern frage um diese von ganz klein ganz groß zu züchten.
Trotzdem schließt das eine das andere nicht aus. Mein Sohn mag Pflanzen, er darf sie anfassen, er riecht an ihnen und er freut sich. Die Pflanzen müssen einfach Kindertauglich sein.

Wir haben einen großen Benjamin, mein Sohn hat von den unteren Ästen immer die Blätter abgerissen, was solls, ich rege mich darüber nicht auf. Ich habe kurzerhand alle untere Äste abgeschnitten, die oberen Äste etwas gestutzt, dass es nicht buschig aussieht sondern wie ein Baum und habe Gewichte dran gehangen. Die Äste wuchsen nach unten gebogen, die Gewichte sind jetzt weg und ich habe Dank meines Sohnes einen sehr eigentümlich schönen Benjamin.

Das wichtige ist es, sich selbst nicht zu vergessen und auch dem Kind auf seine Bedürfnisse bezogen gerecht zu werden. Ich beziehe meine Kinder mit ein, alles was ich hier so in der Wohnung oder draußen anstelle ist kindertauglich. Ich habe meine Kinder mir gewünscht, sie so tief herbei gesehnt, dass es mir egal ist, mit welchem Charakter sie zur Welt gekommen sind. Denn ich habe mich ja auf diesen individuellen Menschen gefreut und soviele Monate als ich schwanger war, darauf gewartet, ihn kennen lernen zu dürfen. Für mich ist es selbstverständlich, dass ich meine Kinder hege und pflege, trotzdem ihnen nicht alles abnehme, sie sind sehr selbstständig.

Ich denke, Menschen, die autistische Kinder als wertlos ansehen, sehen kein Kind als wertvoll an. Ich finde meine beiden Kinder sehr wertvoll, sie sind für mich mit sehr großen Abstand das einzig wichtige und wertvolle auf dieser Welt.

Ich kann auf Menschen, Güter und Hobbies verzichten, aber nicht auf meine Kinder. Und weil sie mir so wertvoll sind, will ich natürlich, dass sie ihr Recht auf Selbstverwirklichung im vollen Umfang wahrnehmen können, wie sollten denn sonst, selbstbewusste und starke Erwachsene aus ihnen werden, wenn sie in ewiger Unterdrückung und Ablehnung leben würden?

etwas neben dem Thema, wenn sie verblüht sind, nach der 2. Blattachse über dem Auge abschneiden. Dann kann es zwar 2-3 Jahre dauern aber meistens blühen sie wieder.

Nur Menschen, die Orchideen kaufen, wollen meist nur eine schöne Pflanze, danach landet sie meist in den Müll. Ich muss zugeben, dass ich kein Orchideenliebhaber bin und die einzige die ich geschenkt bekommen habe, direkt an meine Schwiegermutter abgegeben habe, da Orchideen einfach nicht zu mir passen. Ich empfinde sie als komisch, fühle mich mit Orchideen auch sehr unwohl, im Prinzip war dieses Ding für mich ein absoluter unerträglicher Fremdkörper.

Empfindliche Orchideen muß man schon verstehen und sie verhalten sich manchmal unvorhergesehen. Sie trinkt auch nicht, was sie bekommt, sondern kann krank werden oder sogar "eingehen". Ein sozialer Faktor könnte hineinkommen, wenn Beziehungen zu anderen Orchideenfreunden bestehen und sie sich gegenseitig besuchen. Richtig ist wohl, daß man die Blumen nicht immer um sich hat wie Kinder, sondern vor ihnen weggehen kann.

Nun ist die Frage, ob das nur aufs Beispiel zurückzuführen ist oder eine systematische Erklärung darstellt.

55555
"NA finden es offenbar teilweise attraktiv schwierige Dinge zu tun"
Diese Aussage ist zu pauschal. Vielleicht ist es für die Menschen, die diese Dinge tun nicht schwierig und nur aus Sicht der anderen schwierig. Jeder hat doch Talente.
Ich finde es schwierig klar zu formulieren, deshalb ist diese Art aber nicht generell schwierig
und somit auch nicht wertvoller. Das persönliche Wertesystem orientiert sich meiner Meinung nicht danach, ob etwas schwierig ist.

" Warum ist das autistische Kind nicht interessanter als die Orchideen?"
Woher nimmst du diese Erkenntnis ? Es kann viele Gründe haben warum die Kinder nicht so gehegt oder gepflegt werden. Z.B. das eigene Unvermögen überhaupt zu erkennen,
was für das Kind das Beste ist. Daraus darf man aber nicht schlussfolgern, dass das Kind für die betroffene Person weniger Wert hat, meine ich.
Interessant finde ich, dass du aus einer Beobachtung (hegen und pflegen einer Sache) heraus eine Schlussfolgerung ziehst. Das hat mich spontan daran erinnert, dass
ich bei meinem Partner, der nicht mehr mit mir redete, sich zurück zog...., dachte er liebt mich nicht mehr, weil ich auch die falsche Schlussfolgerung zog.
Dies geschieht scheinbar aus der eigenen Denkweise und Gefühlswelt heraus und nicht so wie es wirklich für den anderen ist.
Und dies ist doch gerade das Problem bei NA gegenüber Autisten, dass sie auch urteilen aus ihrer Beobachtung heraus.

"Warum sind empfindliche Orchideen für NA nahezu selbstverständlicherweise wertvoll, empfindliche autistische Kinder jedoch nach allgemeinem Verständnis wertlos"
Ich denke, das ist nicht so. Siehe letzter Abschnitt.

Ich hoffe, das ich mich einigermaßen so ausgedrückt habe, wie ich es meine.

5, ich denke nicht das jemand sein autistisches Kind so sieht. Ich glaube manche Eltern sind einfach hilflos und greifen nach Therapien, andere denken, sie schaffen es nicht und ein Heim wäre besser, wieder andere gehen eigene Wege.

Für mich ist es so, dass ich mich auf mein Kind einlasse, egal wie es ist. Ich liebe meine Kinder egal wie sie sind, sonst würde ich ja nach dem Prinzip handeln, positives Verhalten wird verstärkt, in meinen Augen negatives Verhalten wird bestraft, so erstickt man Individualität.
Menschen kann man nicht beliebig ändern und verbiegen.