haggard
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geändert von: haggard - 20.03.10, 12:22:55
@NorbertMN:
wie kann dann der psychiater behaupten, dein sohn würde nicht differenzieren? wenn er über sich selbst kein bewusstsein hätte, wie ist es möglich, dass er den kühlschrank findet? ist er so wie ein "primitives" tier, das von aller welt ein ich-bewusstsein abgesprochen wird? mein hund kann sich offenkundig schämen, aber wenn er in einen spiegel schaut und wahrscheinlich sehen kann, dass auf seinem rücken etwas liegt, versucht er das ding nicht von seinem rücken zu entfernen. aber er weiß offenkundig, dass die person im spiegel (ich) ich in real an einem anderen platz irgendwo gegenüber im raum bin und mich hinter meinem hund befinde. wenn er im spiegel etwas sieht, das ich in der hand halte, welches ihn interessiert, dreht er sich zu mir um. also ist davon auszugehen, dass er auch weiß, dass der hund im spiegel er ist.
wenn jedoch die kopie im spiegel uninteressant ist - was soll man großartig darauf reagieren?
warum besucht er eine schule? wenn er kein ich-bewusstsein besäße, wären all das dinge, die überhaupt nicht miteinander in einklang zu bringen sind.
was bedeuten seine handlungen für dich? wenn man davon ausgeht, dass nur ein "ich" fähig wäre, bedürfnisse, wünsche, abneigungen etc. zu entwickeln?
wenn er beim reiten kein bewusstsein besäße, könnte er sich auf dem pferd nicht halten, wenn alles, was ihn dort sitzen ließe, lediglich ein symptom seines gleichgewichtorgans wäre.
ich finde es lustig, dass du dieses forum hier als aggressiv empfindest und bei dir sehr gut zu beobachten ist, wie es wohl dazu kommt.
ich habe nirgends geschrieben, dass du höchstpersönlich verlangen würdest, dass autisten sich anzupassen haben (auch wenn du solches schreibst). demnach besteht diesbezüglich auch nirgends ein "unpassender vorhalt". aber hochinteressant ist für mich zu lesen, wie seltsam einfache texte verstanden werden. da wundert es mich überhaupt nicht mehr, dass andere der meinung sind, hier oder durch einige user sei es unfreundlich.
ich hoffe jedoch, dass du verstehen kannst, dass reaktionen wie die deinen auf äußerungen, die nach art deiner schlussfolgerung nicht getätigt wurden, äußerst seltsam anmuten und die frage aufwerfen, was davon zu halten sei.
anpassung ist im grunde ein nichtssagender begriff, wenn dazu keine hintergründe erfolgen, wie konkret sich diesbezüglich anpassung vorgestellt wird.
im gewissen maße bin ich auch angepasst. sonst würde ich hier nicht schreiben. dennoch bin ich bestrebt, meine bedürfnisse zu schützen. wenn es mir in einem gespräch plötzlich zu laut wird oder für mich erkennbar ist, dass sich eine reizüberflutung ausbildet, nehme ich mir das recht, meine ohren zuhalten zu dürfen - egal ob sich irgendwer durch diese "geste" beledigt fühlt. wenn sich andere menschen an meinem verhalten in derartiger weise stoßen und keinerlei verständnis aufbringen können (trotz erklärung oftmals), "ist denen nicht mehr zu helfen". das nenne ich intolerant. und wenn von mir verlangt würde, mich nicht "so anzustellen" in dieser situation und die hände unten lassen sollte, finde ich persönlich diese art von anpassung verlangt von anderen menschen, die mich offensichtlich noch nicht einmal verstehen wollen, als anmaßung. vergleichbar wäre ein solcher beginn bei anderen menschen wohl damit, dass ihnen jemand von beiden seiten mit diesen gigantisch lauten tröten aus fußballstadien in die ohren dröhnen würden. viele menschen würden wohl ausrasten, wenn das mit ihnen gemacht wird. das würden sogar sehr viele verstehen.
nur bei autisten kommt kein verständnis auf. sie sehen ja so oft so zufrieden aus...und dann verhalten sie sich auch noch so oft so "unpassend" oder "herausfordernd".
für sich nicht für andere verständlich äußern könnende autisten gilt das gleiche. auch ihre bedürfnisse sollten geschützt werden.
wo beginnt die menschliche würde und wo hört sie auf?
jedenfalls schreibe ich dieses im allgemeinen, weil einige begrifflichkeiten deinerseits bei mir zu derartigen gedanken führen.
wie möchtest du behandelt werden? kannst du dazu eine liste aufstellen?
interessant finde ich, dass du einen "sachlichen ton" gefordert hast und dieses nun mit einem gedankengebilde deinerseits erklärst. ich kann mir nicht vorstellen, dass dich irgendwer als pressesprecher einer ominösen vereinigung der nichtautisten betrachtet. wie werden solche menschen behandelt, wenn du schreibst, dass du "so" nicht behandelt werden möchtest? irgendwie ist mir das "zu hoch".
ich nehme dich als "NorbertMN" wahr, der ansichten vertritt oder dinge äußert, die ich persönlich interessant finde zu erörtern.
auch wenn es nicht explizit an mich gerichtet war (das wäre eigentlich das schöne an diskussionen):
viele dinge sind für autisten nicht trivial, was von anderen verlangte anpassung ihrerseits betrifft. und aus diesem grund wird darüber diskutiert.
desweiteren bieten konkrete lebensbedingungen ansatzpunkte in bezug zu autistischen menschen, deren verhalten verstehen zu können und rückschlüsse bilden zu können, welche bedürfnisse sie besitzen, wenn man denn gewillt dazu ist. wenn man die bedürfnisse einzelner individuen nicht kennt, ist es schwierig, aus meiner sicht, irgendetwas hinsichtlich anpassung zu fordern und dieses als trivial zu bezeichnen.
durch deine äußerungen habe ich den eindruck erhalten, dass du deinen eigenen sohn nicht verstehst und auch nicht gewillt wärst, dieses zu versuchen. anderenorts schriebst du, dass du es als respektlosigkeit deinem sohn gegenüber empfinden würdest, "hinter" sein verhalten zu blicken. aber genau das ist notwendig. wie willst du ihn denn sonst verstehen können?
wenn du meinst, dass dein sohn nun schon so alt ist und du nicht mehr darüber nachzudenken bräuchtest, ist das dein standpunkt. ist akzeptiert, aber furchtbar traurig für deinen sohn, wie ich persönlich finde. zumindest werde ich traurig, wenn ich derartiges lese.
ebenso wenn ich solches lese, was starke Dame über den anderen jungen mann schreibt. es hätte mir auch so leicht passieren können, dass mir so etwas widerfahren worden wäre oder vielleicht in weiter zukunft, wenn ich alt bin und mich eventuell wieder kein mensch "versteht".
dort, wo ich arbeitete lagen menschen in betten, die nach personal riefen so laut sie konnten, was nicht sehr laut war. nach einer weile riefen sie, dass sie zur toilette müssen, was immer mehr zu einem murmeln wurde. irgendwann riefen sie um hilfe. das wurde dann gehört und geantwortet: hier passiert ihnen doch nichts. seien sie still, hier sind noch andere menschen. wurden diese leute darauf von extern hingewiesen, dass diese um hilfe rufenden menschen zur toilette wollten, empfanden es diese menschen wohl als anmaßung, dass ihnen wer anderes sich getraut deren arbeit vorzuschreiben. manche meinten dann, sollen die leute doch ins bett pinkeln, wird eh gewechselt, andere meckerten oder meinten, die anderen sollen noch ein wenig aushalten, dann könnten sie später zur toilette. oder sie sahen nach und die leute trugen eine windel, damit war die sache erledigt, obwohl die rufenden menschen ihr bedürfnis geäußert hatten gemäß ihrer menschenwürde eine toilette zu benutzen.
dabei ging es nicht darum, den anderen ihre arbeit vorzuschreiben oder ihnen mangelnde fürsorge zu unterstellen, sondern darum, sich für die bedürfnisse der "unerhörten" einzusetzen.
letzteres scheint sehr oft ein problem zu sein zwischen autisten und nicht autisten, wenn es um deren kinder geht - sei es, ob jemand über sich selbst berichtet und die äußerungen dabei durch einzelpersonen durch sie selbst auf sich selbst projiziert werden mit entsprechenden reaktionen nach außen - oder eltern etwas beschreiben, wo bei autisten eventuell sämtliche "alarmglocken schrillen" oder sie aspekte erkennen auf die sie eingehen oder bei dingen nachhaken, die für sie in solchen zusammenhängen von interesse sind für ein weiteres verständnis.
einige nicht autistischen menschen geben an, dass die kommunikation mit autisten anstrengend ist bei dem wissen, dass direkt geschrieben wird, nichts irgendwie so formuliert wird, dass anzunehmen wäre, irgendwas anderes würde damit ausgedrückt werden wollen. warum das so schwierig ist, verstehe ich nicht. äußerungen von nicht autisten lese ich so direkt wie ich schreibe, es sei denn, ich habe bei einigen formulierungen bereits auswendig gelernt, was sie eigentlich bedeuten sollen, auch wenn das so gar nicht hingeschrieben wurde. es scheint jedoch für nicht autistische menschen "einfacher" zu sein, im denken "umzuschalten" und äußerungen von autisten direkt zu lesen so wie sie dastehen und nichts anderes hineinzuinterpretieren.
wenn weder autisten noch nicht autistische menschen bemüht wären die jeweils wahrscheinlich doch erheblich unterschiedliche sprache zu verstehen - wäre kommunikation miteinander ein sinnloses unterfangen, obwohl an sich die gleiche sprachgrundlage besteht.
wenn ich einen englischsprachigen menschen treffe, wird die kommunikation auch besser sein, falls einer von beiden die fähigkeit besitzt deutsch bzw. englisch zu verstehen und zu äußern, sich auf den anderen einzulassen. als "mehrleistung" empfinde ich solches nicht. wenn ich herausfinde, derjenige versteht kein deutsch und ich kann mich halbwegs in englisch verständlich machen - ist das ein angebot. je nach dem wie geübt man darin ist, wird einiges an konzentration aufzubringen sein - doch wer will wissen, ob das zuhören bei einem fremdartig klingenden dialekt und anders verwendete begriffe nicht vielleicht auch anstrengend sein kann? dafür gäbe es in deutschbasierten sprachen genügend beispiele aufgrund unterschiedlicher dialekte.
ist es vorstellbar oder verständlich, dass im allgemein verwedeten hochdeutsch zwischen autisten und nicht autistischen menschen ebensolche "dialekt"schwierigkeiten bestehen können, obwohl rein optisch kein unterschied festzustellen ist?
edit:
@feder:
ich war zu lange mit schreiben beschäftigt. den aspekt des reitens finde ich auch interessant.:)
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