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Unsere Gesellschaft toleriert Ungleichheiten, weil sie als sozial nützlich angesehen werden. Sie sind der Preis für die Anreize, auf die Menschen so reagieren, dass das Wohl der Gesellschaft befördert wird. Die neoklassische Wirtschaftstheorie besagt, dass die Entlohnung des Einzelnen seinen sozialen Grenzbeitrag widerspiegelt - was er also der Gesellschaft bringt. Ergeht es den Menschen gut, so das Argument, tun sie Gutes. Borlaug [ein uneigennützig auftretender Friedensnobelpreisträger, m.Anm.] und die Banker allerdings widerlegen diese Theorie. Denn stimmte diese neoklassische Theorie, wäre Borlaug einer der reichsten Männer der Welt gewesen, während sich die Banker vor Suppenküchen anstellen müssten.
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Wir verwechselten Zwecke mit Zielen. Unser aufgeblähter Finanzsektor wuchs bis zu dem Punkt, an dem er in den USA für über 40 Prozent der Unternehmensgewinne verantwortlich war. Am schlimmsten wirkte sich dies jedoch auf unsere wertvollste Ressource, das Humankapital, aus. Die absurd hohen Gehälter im Finanzsektor zogen manche der intelligentesten Köpfe in das Bankgeschäft. Wer weiß, wie viele Borlaugs unter denjenigen gewesen wären, die sich von den Reichtümern der Wall Street und der Londoner City verlocken ließen. Sollten wir auch nur einen davon verloren haben, ist unsere Welt dadurch unermesslich ärmer geworden.
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Die US-Finanzbranche wird in diesem Jahr offenbar Boni in Rekordhöhe auszahlen: Nach Berechnungen der Zeitung "Wall Street Journal" dürften rund 140 Mrd. $ an die Mitarbeiter von Banken, Wertpapierfirmen, Brokern und Hedge-Fonds fließen.