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Autor Nachricht
Isabella
(Angehörigenbereich)

Hallo Luca´s Mama,

ich heisse Dich herzlich willkommen. Dein Bericht traf bei mir ins Schwarze; war fast bis ins Detail identisch mit dem, was meinen Sohn betraf. Meiner flog mit 2 1/2 Jahren wegen seiner Aggressionen aus dem regulären Kindergarten, schubste die anderen Kinder von der Leiter u.s.w. (Spielplatzsituation: schlimm), auch was sein Sprechverhalten und die Kommunikation betraf, muß ich nicht das wiederholen, was Du auch schon kennst.
Kommunikation: Mir hat mal hier im Forum eine Autistin weiter geholfen. Ich sollte versuchen, mich irgendwie auf die Ebene von meinem Sohn zu begeben. Gleich beim ersten Mal hatte ich Erfolg. Als er sich mal wieder im Kreis drehte, echolallierte und nicht ansprechbar war, sagte ich zu ihm: "Ach es geht gerade nicht anders, verstehe, zu viele Stimmen, ..., dein Kopf will, aber dein Mund kann nicht und deine Hände können nicht so wie dein Kopf will ...".
Damals konnte er noch nicht mit "Ja" und "Nein" antworten, aber er hat mich so intensiv angeschaut (was er sonst nie tat), als ob er so richtig dankbar war; a´la: endlich versteht mich mal jemand.
Seitdem kam ich immer besser an ihn heran - erst die Situation beschreiben und dann argumentieren, warum dieses und jenes zu tun sei. Z.B. wenn er herum gerannt ist, hab ich es auch getan, bis daraus ein spaßiges Fang- Spiel wurde; hab ihn gefragt:" Ist es gerade die Lüftung, die so rauscht und dich stört? Ach ja, gestern Abend einkaufen gehen im Supermarkt, das war ziemlich laut dort, und die Dame, zu der du in den Einkaufswagen geklettert bist, war unangenehm überrascht ... .

Sprachverständnis: Ich habe auch immer gedacht, daß all die Lieder, die mein Sohn sang, all die Wörter, die er nach sprach, nur auswendig gelernt waren. Heute weiss ich, dass er alles ganz genau verstanden hat. Ich bin sogar teilweise beschämt, wenn er frühere Situationen Detail getreu wieder gibt, von denen ich geglaubt habe, daß er sie eh nicht so richtig wahr genommen haben kann.
Auch heute noch hat er so Anwandlungen, wie z.B. jeden ersten Buchstaben eines jeden Wortes weg zu lassen. Wenn ich dann genauso rede (mich auf seine Ebene begebe), muss er lachen und spricht dann wieder normal, oder korrigiert mich.

Wie sieht es mit Aktivitäten aus?: Klettern, Trampolin springen, mal gemeinsam in einen kalten Bergsee hüpfen, sich mit Schwimmweste im Fluß treiben lassen ... .

Des Weiteren denke ich, daß Du wegen der Aggressionen zukünftig keine Angst zu haben brauchst. Es ist anstrengend, ständig von anderen (Eltern) zum Thema Erziehung Maßregelungen zu erhalten und es ist schwierig zu erklären:"Mein Kind will ihrem Kind nicht bewußt weh tun, aber es kann derzeit nicht anders kommunizieren als über die Haptik." Du schreibst, daß Luca spricht. Je mehr er der Sprache mächtig wird und darin bestärkt wird, Sprache einzusetzen (zu Anfang äussert sich das über Lieder und Musik), desto mehr schwinden die Aggressionen. Oftmals ist ja auch Beissen eine Liebesbekundung und dem kleinen Autisten schmerzt es zutiefst, wenn es der anderen Person weh tut und diese sich von ihm abwendet.
Heute noch bettelt mein Sohn darum, sich bei Carlos (aus dem alten Kindergarten)dafür entschuldigen zu dürfen, dass er ihm in die Wange gebissen hat. Beide waren damals zwei Jahre alt. Mein Sohn hatte zu diesem Zeitpunkt nicht gesprochen und die Beissattacke gegen Carlos wurde von uns aus nie zum Thema erhoben. Leider ist kein Kontakt mehr da.

Irgendwann sind die Aggressionen ganz verschwunden und Du fragst Dich, wie das alles mal sein konnte.
11.05.09, 00:51:18
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luca`s mama
(Standard)

geändert von: [55555] - 11.05.09, 16:43:53

[Kettenbeiträge zusammengefasst. Siehe auch hier, mfg [55555]]

Hallo 55555,
ich habe angefangen, mir das Autismuslexikon durchzulesen und finde es sehr gut geschrieben und hilfreich.

1.Ja mein Sohn schlägt ausnahmslos jeden.

2.Wodurch erkennst Du, das mein Sohn auch noch unter ADHS leiden könnte?Und kommt das bei autistischen Menschen häufiger vor?

3.Im Prinzip könnte ich das Essen auch stehen lassen, das stimmt schon. Ich versuche eben, ihn zu hause darauf vorzubereiten, was "draußen" von der Gesellschaft von ihm verlangt wird. Der Kinderpsychologe hat mir dazu geraten. Ich soll in allen möglichen Situationen das sitzenbleiben mit ihm üben. Dabei geht es nicht nur, aber natürlich auch, um das Essen.

4.Nein eigentlich gibt es nicht viele Rituale, auf die ich bestehe. Ausser, wenn er etwas neues zum Spielen möchte, muß er das vorherige aufräumen. Und bevor er mir beim backen helfen kann, muß er seine Hände waschen. Aber das macht ihm keine Probleme, weil er gern bäckt.

5.Ja er schlägt mich auch, wenn ich ihn vorher nicht angefaßt oder festhehalten habe. Sogar wenn ich ihm den Rücken zugedreht habe, schlägt er zu. Ein Beispiel...ich habe mir die Zähne geputzt und Luca wollte, das ich mit ihm Dominosteine aufstelle. ich habe ihm gesagt, das ich kurz fertigputzen müßte und dann spiele ich mit ihm. Als ich mich wieder umdrehte, schlug er mit beiden Fäusten auf meinen Rücken.


Hallo Azrael,
1.nein in dem Regelkindergarten, den mein Sohn vorher besuchte, kannte sich niemand mit Autismus aus. Alle waren aber damit einverstanden, das Luca in den Kindergarten kommen darf. Aber letztendlich hat er leider wohl doch nicht in den friedlichen Tagesablauf gepaßt.
Der neue Kindergarten ist speziell für geistig und körperlich Behinderte. Es gibt noch einen Autisten in seiner Gruppe und die Erzieherinnen sind auf die besonderen Kinder geschult. Aber das er ganz besonders viel Hilfe braucht, darauf scheinen sie laut der Aussage seiner Begleiterin noch nicht einzugehen. Ich muß das noch etwas beobachten, bevor ich das Gespräch suche.

2.Für mich gab es bisher eine logische Erklärung dafür, warum er etwas anderes tun möchte, als das, was gerade von ihm erwartet wird. Jeder Mensch hat ja oft im laufe des Tages andere Interessenslagen, die nicht den tatsächlichen Anforderungen entsprechen. Aber wir haben eben gelernt, das man erst seine Pflichten erfüllen muß. So ähnlich könnte ich es mir bei ihm auch vorstellen...er folgt seinen Wünschen. Oder glaubt ihr das nicht?

3.Zu seiner Einschulung: Die Direktorin der Schule, wo er dieses Jahr eingeschult werden soll, war Autismusbeauftragte. Sie sieht Luca einmal wöchentlich zur Frühfördergruppe und sie meinte, das er im Kindergarten unterfordert wäre. Ich vertraue ihrem Urteil eigentlich schon.

4. Wenn er aggressiv wird, halte ich ihm erstmal die Hände fest. Wenn er schlägt, halte ich die Hände und wenn er auch noch tritt, setze ich mich auf den Boden und nehme ihn mit seinem Rücken zu mir gerichtet auf den Schoß und warte, bis er ruhiger geworden ist. Ich setzte ihn nur auf sein Bett, wenn er in der Wohnung einen Schaden angerichtet hat.

5.Die Idee mit den Brettern auf dem Bett ist gut, aber mittlerweile weiß er, das er nicht auf meinem bett springen darf und hält sich auch daran. So einen Sitzsack werde ich mir besorgen, danke für den Tip. Er lümmelt auch gern auf Deckenhaufen rum, da findet er so einen Sitzsack bestimmt toll.

6. Ja ich erkläre ihm, das er auf seinem Bett sitzen muß, weil ich schlimm finde, das er unsere Sachen herumwirft. Ich sage ihm auch das ich möchte, das die Sachen im Schrank liegen. Und ich zeige ihm auch, wie ich es haben möchte.

Deine Erklärung ist für mich sehr hilfreich beim verstehen seiner
Handlungen.

7.Warum er beim Essen sitzen bleiben soll, habe ich schon weiter oben erläutert. ich finde es prinzipiell nicht schlimm, wenn er während des Essens aufsteht. Aber ich weiß, das man es anderswo von ihm verlangt. Ich habe die Vorstellung, das es ihm woanders leichter fällt, sitzen zu bleiben, wenn ich es ihm zu Hause schon erklärt habe, das er es muß.

8. Ja er springt über den Tisch. Ich habe ihn bewußt an eine Platz gesetzt, wo er nicht einfach weglaufen kann.
Ich möchte nur, das er weiß, was überall von ihm verlangt wird. Ich will nicht, das andere Leute mit ihm schimpfen.

9. Kurze Zeit bedeutet 3 Wochen. Das er nur sitzen blieb, weil er eingeschüchtert war, daran hatte ich nicht gedacht.
Aber schüchtert man nicht alle Kinder irgendwie ein, die etwas tun sollen, was sie eigentlich nicht wollen? Wenn sie dann Konsequenzen fürchten müssen. Zum Beispiel in der Schule ist die Konsequenz eine schlechte Zensur?

10. Das in diesem Forum fast ausschließlich autistische Menschen schreiben, das war mir schon klar. Aber da hier die Überschrift "Angehörige und weitere Mitmenschen" lautet, dachte ich, hier würden sich hauptsächlich nicht autistische Angehörige austauschen. Aber ich finde es toll, das auch hier größtenteils Autisten schreiben. Das macht das Verstehen für mich einfacher.

11. Um so mehr Antworten ich von euch erhalte, um so mehr erschließt sich auch die Welt meines Sohnes. Ich habe jetzt keine konkrete Frage, wie man als Autist die Gesellschaft wahrnimmt. Aber die nächsten Fragen werden aus dem Alltag heraus entstehen.

Wobei ich allerdings Hilfe bräuchte, ist das Zitieren. Ich habe noch nicht herausgefunden, wie ich einzelne Zeilen aus einem text herauszitiere, um direkt darauf einzugehen.


Hallo drvaust,

ich rede wirklich viel mit ihm. Ich halte ihm keine Predigten, sondern ich versuche ihm schon, vor Ort und in schwierigen Situationen zu erklären, was wann warum passiert. Aber wenn er dabei schreit und um sich schlägt habe ich nicht das Gefühl, das ich zu ihm durchdringen kann. Aber oft vergesse ich, ihm schon im Vorfeld zu erklären, was gleich passieren wird. Daran muß ich arbeiten und deshalb möchte ich auch einen Plan erstellen.

Ich möchte ihn nicht verbiegen und versuchen, aus ihm einen anderen menschen zu machen. Aber das Umfeld geht so brutal mit besonderen Menschen um.
Ein Beispiel: Wir waren auf dem Spielplatz und Luca setzte sich zum Spielen neben eine Gruppe älterer Jungs. Von einem Jungen wurde er mehrmals aufgefordert, seinen Namen zu sagen. Als er darauf nicht reagierte, schlug der Junge meinem Sohn mit der Hand auf den Hinterkopf. Ich konnte nicht schnell genug erklärend eingreifen und meine Wut und Traurigkeit war in diesem Moment riesen groß. Ich weiß, das mein Luca noch sehr oft in solche Situationen kommen wird und das tut mir unendlich weh, weil ich nicht immer dabei sein werde.


Hallo Hans,

ja das ist vollkommen richtig, das man öfter kleinere Mahlzeiten zu sich nehmen sollte. Ich müßte dann eben unseren ganzen Essensplan umstellen, das wird mir so nach und nach klar.
Mein Sohn hat vor ungefähr 2 Jahren ganz viel Obst gegessen. Jetzt mag er gar keines mehr. Das habe ich bei ganz vielen Speisen beobachtet. Er mag sie eine ganze Weile und dann nie wieder....das verstehe ich nicht so ganz, das eine Vorliebe komplett verschwindet. Ich kann das nicht nachvollziehen, da ich ihm immer die gleichen Trauben oder Äpfel gekauft habe.
Ja das wird auf jeden Fall noch sehr spannend, was mich mit seinem Sohn noch erwarten wird!


Hallo Isabella,

um so mehr Antworten ich bekomme, desto besser verstehe ich auch, das auch ich vieles anders machen muß im Zusammenleben mit meinem Sohn.
Ein hier im Landkreis sehr angesehener und namenhafter Kinderpsychologe hat ganz am Anfang zu mir gesagt, das mein Kind nicht verstehen müßte, warum er etwas tun oder nicht tun soll....er muß nur lernen, das er es tun muß. Damals hatte ich auch keine Zweifel daran, denn der Mann hat das ja schließlich studiert. Etwas stutzig wurde ich schon, als ich mit Luca die Haltetherapie machen mußte. Zum Schluß haben wir beide geweint. Ich, weil ich immer das Gefühl hatte, ihn zu quälen und mein Sohn, weil er gequält wurde.

Ich habe es so verstanden, das Dein Sohn jetzt richtig spricht. Wie alt ist er denn jetzt,bzw. wie alt war er, als er "richtig" kommunizieren konnte?. Ich würde den Wortschatz meines Sohnes mit dem eines 1 1/2 jährigen Kindes vergleichen. Seit kurzem kann er zwei Worte hintereinander sprechen, darüber freue ich mich sehr.
Ist Dein Sohn tags-und nachts über sauber? Wir brauchen rund um die Uhr Windeln ohne unmittelbare Aussicht auf Veränderung.
Mittlerweile verstehe ich, das sein aggressives Verhalten nicht mir unserer Logik zu erklären ist.

Zu unseren Aktivitäten: so oft es geht, gehe ich mit ihm schwimmen, bzw. baden. Trampolin hüpfen mag er sehr gern. Im Kindergarten gibt es eines. In unserem Biergarten steht auch ein großes Trampolin, da gehen wir auch öfter hin. Er braucht immer Beschäftigungen, wo er sich austoben kann. Leider läßt seine Begeisterung fürs Fahrradfahren wieder nach. So wie so ziemlich alles, wofür er sich mal begeistern konnte.

Wenn Du schreibst, das das Verhalten meines Sohnes 1:1 auf Deinen Sohn paßt, dann habe ich große Hoffnungen, das sich bei uns auch alles etwas besser einspielen wird.
Ich bin es wirklich müde, allen besorgten Eltern immer zu erklären, das Luca keine bösen Absichten hat. Aber natürlich verstehe ich die Sorgen der anderen.
11.05.09, 11:25:18
Link
Hans
(Autistenbereich)

Das mit den Trauben möchte ich aufgreifen.
Die meißte Zeit im Jahr schmecken sie mir überhaupt nicht.
Zu der Zeit in der sie in der Natur reif sind, habe ich Lust,
aber die meißten Kaufhaustrauben sind mir zu sauer.
Wenn aber an unserem alten Haus die Trauben in einem warmen Sommer wirklich reif sind,
dann stehe ich stundenlang auf der Leiter.

Ich finde toll, was Du so alles verschiedenes mit Deinem Sohn machst,
meine Mutter hatte dazu nicht so die Möglichkeit(kein Führerschein).
Sie hat mir halt viel erzählt, wie etwas ablief als sie das oder das gemacht hat.
Soweit es ging hat sie mit uns auch Ausflüge gemacht,
da wurde meine Schwester und ich vorher lange und breit auf alles Mögliche vorbereitet,
sie hat sich auch immer gut vorbereitet(wie die Pfadfinder).
So waren viele Ausflüge trotz "Zug-und Busfahrstress" sehr nett und harmonisch.

11.05.09, 14:08:44
Link
anne1
(Standard)

Hallo, Luca´s Mama,
was sagen denn die Kindergärtnerinnen und sonstigen Bezugspersonen über seine "Schulreife"?
Viele Grüße,
anne
11.05.09, 16:50:45
Link
55555
(Fettnäpfchendetektor)

geändert von: 55555 - 11.05.09, 17:23:16

Zitat von luca`s mama:
Ein hier im Landkreis sehr angesehener und namenhafter Kinderpsychologe hat ganz am Anfang zu mir gesagt, das mein Kind nicht verstehen müßte, warum er etwas tun oder nicht tun soll....er muß nur lernen, das er es tun muß. Damals hatte ich auch keine Zweifel daran, denn der Mann hat das ja schließlich studiert. Etwas stutzig wurde ich schon, als ich mit Luca die Haltetherapie machen mußte. Zum Schluß haben wir beide geweint. Ich, weil ich immer das Gefühl hatte, ihn zu quälen und mein Sohn, weil er gequält wurde.

Erstmal eine knappe Antwort: Du kannst dir ziemlich sicher sein, daß ein Arzt, der bei Autisten die Festhaltetherapie (Edit: Anderer Thread dazu) durchführt nicht im entferntesten Ahnung von Autismus hat. Dabei ist es völlig egal, was man bei Behörden oder Elternverbänden über diese Arzt meint, denn die haben nicht selten ähnliche Kompetenz-Defizite.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
11.05.09, 17:02:43
Link
haggard
(Autistenbereich)

ich antworte später. mein gehirn macht heute nicht mit.
11.05.09, 17:24:04
Link
zoccoly
(Autistenbereich)

Zitat von luca`s mama:

3.Zu seiner Einschulung: Die Direktorin der Schule, wo er dieses Jahr eingeschult werden soll, war Autismusbeauftragte. Sie sieht Luca einmal wöchentlich zur Frühfördergruppe und sie meinte, das er im Kindergarten unterfordert wäre. Ich vertraue ihrem Urteil eigentlich schon.


Ich kann verstehen, dass man Rat sucht, dass man natürlich den "Spezialisten" uneingeschränkt vertrauen möchte, letztendlich kennst du deinen Sohn aber am besten. Was für eine Schule ist das? Welchen Abschluss kann er dort ablegen?
Manchmal benötigt das Kind aber nur Zeit und schlägt man dann eine "Laufbahn" ein, sind die "Weichen für die Zukunft gestellt" und es wird schwer den vorgezeichneten Weg zu verlassen.
Mein Sohn wurde als bildungsunfähig eingestuft.
In diesem Jahr würde ich am liebsten allen möglichen Stellen seine Bachelorarbeit präsentieren und ihnen noch mal deutlich machen, wie inkompetent sie sind.

stillgelegt
11.05.09, 19:19:06
Link
luca`s mama
(Standard)

geändert von: [55555] - 12.05.09, 13:01:35

[Mehrere kurz aufeinanderfolgende Beiträge desselben Autors zusammengefasst, bitte diese Gewohnheit ändern und stattdessen den vorhandenen Beitrag bearbeiten, mfg [55555]]

Mein Sohn wird in eine Schule für geistig und körperlich Behinderte eingeschult. Dort besucht er auch den Schulkindergarten. Man hat mir versichert, das dort seine Fähigkeiten permanent im Auge behalten werden. Wenn er sich als "geeignet" erweist, kann er später immernoch einen ganz normalen Schulweg einschlagen. Ich habe mich umgehört, was es im Umkreis für Möglichkeiten für ihn hat und in keiner anderen Einrichtung kann ich ihn mir im Moment vorstellen. Bzw. gibt es immer mindestens ein Kriterium, was gegen eine andere Schule sprechen würde. Ein weiterer Grund ist, das mein Sohn erst seit 3 Monaten eben diesen Schulkindergarten besucht. Er kenn die Räume, das Gebäude, die Erzieherinnen. Ich möchte ihn da nicht schon wieder rausreißen. Und ein weiteres Jahr Kindergarten möchte ich eigentlich nicht. Natürlich habe ich Angst, das es nicht die richtige Entscheidung sein könnte aber ich befürchte, diese Angst wird mich wohl mein Leben lang begleiten. Immer dann, wenn ich für ihn eine Entscheidung treffen soll.
Zitat von anne1:
Hallo, Luca´s Mama,
was sagen denn die Kindergärtnerinnen und sonstigen Bezugspersonen über seine "Schulreife"?
Viele Grüße,
anne

Hallo Anne,

leider habe ich nicht viele Meinungen diesbezüglich, sondern nur zwei sehr widersprüchliche.
Ich mußte vor einem halben Jahr nochmal zu dem Kinderpsychologen, der auch die Diagnose bei meinem Sohn stellte. Er hat dort mit ihm einen Test gemacht. Nach 30 Minuten war alles vorbei und der Psychologe stempelte Luca als nichtintelligent ab. Ich muß dazu sagen, das mein Sohn sich die ganze Zeit für einen Ventilator im Raum interessierte und wollte deshalb die ihm gestellten Aufgaben nicht lösen. Und dann gibt es noch die Meinung der Schuldirektorin und ehemaligen Autismusbeauftragten. Sie hat mit ihm einen Intelligenztest gemacht, bei dem ein Wert von 80 ermittelt wurde. Ganz aussagekräftig ist der natürlich auch nicht, weil meinem Sohnemann nach 15 Minuten die Sache zu bunt wurde und er sich verweigerte. Sie meint, das in ihm ein großes Potential steckt, was in der Schule gefördert werden sollte. Die Leiterin des Kindergartens bestätigte mir, das er sehr schnell lernt....und mehr Meinungen habe ich nicht. Ich habe auch keine Idee, an wen ich mich wenden könnte und ehrlich gesagt, möchte ich auch keine zig Leute mehr befragen. Ich sehe es auch so, das in ihm eine Menge steckt und das ihn der Kindergarten nicht mehr weiterbringt.
11.05.09, 19:51:45
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drvaust
(stillgelegt)

Zitat von luca`s mama:
4. Wenn er aggressiv wird, halte ich ihm erstmal die Hände fest. Wenn er schlägt, halte ich die Hände und wenn er auch noch tritt, setze ich mich auf den Boden und nehme ihn mit seinem Rücken zu mir gerichtet auf den Schoß und warte, bis er ruhiger geworden ist.
Zitat von luca`s mama:
Etwas stutzig wurde ich schon, als ich mit Luca die Haltetherapie machen mußte. Zum Schluß haben wir beide geweint. Ich, weil ich immer das Gefühl hatte, ihn zu quälen und mein Sohn, weil er gequält wurde.
Du scheinst die Festhaltetherapie richtig empfunden/eingeschätzt zu haben.
Aber warum hältst Du ihn dann fest? Für Autisten ist Berührung oft sehr unangenehm.
Meine Mutter wollte mich anfangs trösten, indem sie mich auf den Arm nahm. Das war für mich unangenehm und machte es noch schlimmer. Aber meine Mutter erkannte das dann und ließ mich in Ruhe. Zum Beruhigen muß ich alleine sein, am besten in einer Höhle. Eine meiner Psychotherapeutinnen fand das zwar schrecklich, aber sie informierte sich dann und vermutete Autismus.
Versuche mal ein anderes Vorgehen zu finden, wenn er aggressiv wird. Vielleicht alleine in einem ruhigen Raum beruhigen lassen.

Zur Schule: Es könnte sein, daß ihn der Kindergarten unterfordert und die Schule ihn weiter bringt. Es könnte aber auch sein, daß ihn die Schule jetzt überfordert. Das mußt Du selber einschätzen. Ich kam erst mit 7 in die Schule, obwohl mich die Schule schon mit 6 wollte, das finde ich gut.
Bei einer Sonderschule besteht die Gefahr, daß das ein Urteil fürs Leben wird. Eine Bewerbung mit einem Abschluß von einer Sonderschule ist schwerer. Vielleicht als Perspektive einen Schulwechsel vorsehen, damit dann ein Abschluß einer normalen Schule kommt.
11.05.09, 23:29:50
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Isabella
(Angehörigenbereich)

geändert von: [55555] - 12.05.09, 12:59:28

Hallo Luca´s Mama,

Unterstützung: Ich weiß nicht wie es bei Euch ist, aber bei uns gibt es die "Lebenshilfe". Wir haben jetzt einmal pro Woche für 3h eine Fachkraft zu Hause, die mit Thaddäus spielt und auf ihn aufpasst. Während dieser Zeit kann ich einkaufen, schwimmen oder zum Yoga gehen. Die Fachkraft wird von dem Pflegegeld bezahlt, welches bei Pflegestufe I für "zusätzliche Pflegeleistungen" in Anspruch genommen wird. Kannst Du das nicht auch machen?

Aggressionen: Es muß ein Kind absolut ohnmächtig machen, wenn es was zu sagen hat, sich mitteilen möchte, aber nicht kann. Du mußt es einfach mal versuchen, daß Du Luca nach einer Attacke beschreibst, was er eigentlich mitteilen wollte; in etwa "Hat es dich gestört, daß ich die Zähne noch fertig putzen wollte? Du wolltest mir unbedingt etwas ganz wichtiges zeigen? Es tut mir leid, daß ich das nicht verstanden habe. Aber wenn Du haust, verstehe ich Dich nicht; du kannst reden!"
So in etwa habe ich immer mit meinem gesprochen. Es wird nicht sofort besser. Wir sahen alle stets zerkratzt im Gesicht aus. Aber irgendwann wurde das Beschreiben seiner Situation nach jedem Anfall zum Ritual und er ließ sich dazu dann sogar auch auf den Schoss nehmen.
Ich denke, Du kannst es nur über die besonders intensive Anteilnahme und Zustimmung versuchen. Die "üblichen" Erziehungsmaßnahmen sind eher fehl am Platz. Wenn Luca etwas nicht erreichen kann, so denkt er, daß es daran liegt, daß er sich nicht so artikulieren kann, wie er möchte oder wie es die anderen tun und ist deshalb so verzweifelt, daß er etwas zerstören muß, auch Lieblingsspielzeug. Du kannst ja auch tricksen, indem Du sagst:"ok, wir machen das ..., aber dafür gehen wir dann zusammen ... ." oder ablenken: Luca bekommt, was er will und dann abrupter Szenenwechsel: "Komm und jetzt ganz schnell ins Bad!" Rituell sagt meiner dann: "Bevor die Bürsten kommen!" und rennt los. Frag mich nicht, was das mit den Bürsten sein soll, aber ist egal. Irgendwas rituelles in der Richtung kannst Du immer wieder versuchen. Und nicht vergessen, immer wieder darauf aufmerksam machen, daß er reden kann.

Auf der Seite http://auties.net [Hier wurde eine fälschlich als Webadresse angegebene Emailadresse editiert, damit der Inhalt auch gefunden wird, mfg [55555]] habe ich bei Azraels Thread über den Sinn und Unsinn von Therapien auch einen Beitrag geschrieben. Schau da nochmal rein, wegen Deiner anderen Fragen. Von Dir war auch was dabei, über Erfahrungen mit der Festhaltetherapie.
12.05.09, 00:01:07
Link
Bluna
(stillgelegt)

Bei mir war es auch oft so,wie es drVaust beschreibt,dass ich meinen Rückzug brauchte(ich hatte da einen Kirschbaum in unserem Garten den habe ich sehr gemocht und bin oft in der Baumkrone gesessen)
Meine Kinder halten das auch so,wenn sie zum Beispiel wütend oder überreizt sind ziehen sie sich für Stunden zurück,die kommen dann schon wieder.
Ich hätte von meiner Mutter nicht gehalten werden wollen,wenn ich mich aufgeregt habe.
Meine beiden Kinder sind spät eingeschult.Es hatte keine Nachteile.

[Gesperrt wegen mutmaßlicher übler Nachrede im Forum, die auf Widerspruch auch noch [url="topic.php?id=3174"] bekräftigt[/url] wurde. In diesem Forum kann kein Raum für mutmaßliche Straftaten sein. Daher erfolgt die Sperrung bis versichert wird, daß die gemachte Behauptung und üble Nachrede allgemein im Forum künftig unterlassen werden wird oder dem Admin per Email bewiesen wird, daß die gemachte Aussage richtig war, mfg [55555]]
12.05.09, 09:56:20
Link
anne1
(Standard)

Hallo, Bluna,
nur zur Klarstellung: Du und Deine Kinder,
seid ihr alle 3 autistisch und habt ihr alle 3 die "Regelschule", also normale Grundschule besucht?
viele Grüße,
anne
12.05.09, 11:53:27
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