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luca`s mama
(Standard)

Einen guten Morgen euch Allen, ich freue mich sehr, dass ihr geantwortet habt und die Dinge, die ihr schreibt, bestätigen mein Bauchgefühl. Aber jetzt erst mal zu den einzelnen Sachen:Der Regelkindergarten war in sofern eine Katastrophe, das mein Sohn mitsamt seiner Betreuerin,( die uns mittlerweile immernoch begleitet und eine gute Freundin geworden ist)ausgegrenzt wurden. Er war zu wild, zu laut, zu unberechenbar. Andererseits hat er auch ganz brav mitgebastelt, wenn ihm etwas Spaß gemacht hatte. Ich habe ihn dort rausgenommen, weil die großen, offenen Gruppen und das riesen Angebot ihn schlichtweg überfordert haben. Im neuen Kindergarten besteht die Gruppe nur aus 5 Kindern und 2 Betreuerinnen. Aber auch hier gibt es ähnliche Probleme. Er malt gern....sowohl mit matschigen Fingerfarben als auch mit Buntstiften. Aber wenn er eben lieber in die Turnhalle möchte, weil sie auf dem Rückweg von der Toilette daran vorbeigekommen sind, er aber erstmal mit den anderen Kindern malen soll, dann fliegen Stifte, Papier und Fäuste. Und bei allem Verständnis für ihn...er kann doch aber trotzdem nicht immer das machen, was er gerade möchte! Mir tut es auch weh, wenn ich ihn schreiend und strampelnd vor mir liegen habe. Ich würde ihn gern das tun und sein lassen, was er möchte. Aber er kommt dieses Jahr in die Schule, da muß er doch auch mitarbeiten, so gut es eben geht. Das er aus Verzweiflung aggressiv handelt, kann ich auch gut verstehen, aber ich möchte es ihm eben nicht durchgehen lassen.
Zu dem Beispiel, das ich ihn zur Strafe auf sein Bett setze:Er macht die Möbel kaputt. Mein Bett hatte er nach 2 Jahren komplett geschrottet, weil er auf den Lattenrosten rumgesprungen ist. Wenn er das bei dem neuen Bett auch versucht, setzte ich ihn eben auf sein Bett, als unmittelbare Konsequenz. Weil ich gemerkt habe, das schimpfen und erklären nicht ankommen, versuche ich es eben so. Er räumt mit Begeisterung die Kleiderschränke aus und liegt dann in einem riesen Haufen Kleidung. Darauf muß er auf sein Bett, bis ich alles wieder eingeräumt habe. Auch wenn er seine Welt anders wahrnimmt, sollte er doch aus Konsequenzen lernen können, oder nicht? Ich weiß es wirklich nicht?
Zum Essen am Tisch: Er ißt ja eben nicht auf und steht DANN auf. Er beist kurz in seine Brezel und springt dann über den Tisch, wie ein kleines Äffchen. Nach ein paar Minuten kommt er wieder, um wieder abzubeißen. Er kann ja von mir aus aufstehen, wenn er aufgegessen hat. Aber so muß ich sein Essen den ganzen Tag auf dem Tisch stehen lassen, damit er bei Bedarf darauf zurückgreifen kann. Das finde ich auch nicht gut. In der Kinderpsychatrie ist er auch sitzen geblieben, ich war total erstaunt. Die mußten ihn schon nach kurzer Zeit nicht mehr festhalten. Es hat ihm eben Spaß gemacht, in großer Runde zu essen. Aber ich kann mir ja nicht immer eine Schulklasse zum essen einladen, damit er sitzen bleibt.
Unser Einkaufsproblem:Es läßt sich wirklich nicht immer vermeiden, das ich ihn mitnehmen muß, weil ich auch ein paar Tage die Woche ein Seminar besuche und dann müssen wir danach zusammen einkaufen gehen. Er geht auch gern, weil immer etwas für ihn dabei ist.Aber er versperrt den Leuten den Zugang zu ihren Einkäufen. Er stellt sich so vor das Band, das sie die Sachen nicht in den Korb legen können, geschweige denn bezahlen. Viele finden das nicht mehr lustig. Ich weiß ja, das er niemandem damit schaden möchte und ich versuche auch ihn ruhig und freundlich wieder zu mir zu nehmen. Aber manchmal schlägt er dann auf mich ein.
Er kann Nähe sehr gut zulassen. Er ist total verschmust und umarmt und küßt auch jeden, den er mag. Das finde ich großartig, weil ich weiß, das es für autistische Kinder eher ungewöhnlich ist.Und weil ich weiß, das er so anhänglich ist, ist auch meine Toleranzgrenze sehr hoch. Aber wenn er schlägt und boxt, weil ich etwas von ihm möchte, was er nicht will(halt sich NICHT vor die Einkäufe der anderen stellen)dann werde ich auch unnachgibig und halte ihn fest.
Ich bin alles andere als eine strenge Mutter und er ist für mich auch ein riesen Geschenk. Aber ich möchte nicht an seiner Erziehung zerbrechen. Ich bin alleinerziehend und habe noch einen 8jährigen Sohn, für den ich kaum Zeit habe und das belastet mich auch sehr.
Mit der Haushaltshilfe weiß ich nicht so recht. Meinen Haushalt schaffe ich gut, aber ich bräuchte jemanden, der vielleicht mal 2 Stunden in der Woche auf den Kleinen aufpaßt, damit ich mich meinem Großen widmen kann(Eis essen oder Inliner fahren). Aber ich traue das keinem zu, ausser eben seiner Betreuerin und sie sagt auch schon, das sie keine Kraft mehr für andere Dinge hat nach einem Tag im Kindergarten mit ihm.
Ich weiß was ihr meint, dass ich einen Zugang zu seiner Welt finden soll und ich glaube, so ein Stück weit habe ich das auch. Aber ich möchte doch, das er nicht überall ausgegrenzt und verstoßen wird. Und ich würde mich gern besser mit ihm verständigen können. Was haltet ihr von diesem TEACCH? Ist das eine Hilfe für Autisten oder wie macht ihr das?
08.05.09, 08:41:49
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arlette
(Autistenbereich)

ein paar tipps von mir mit meinen kindern:

1) essen: keine sorgen machen, immer mal wieder was anderes ausprobieren, wenn es grad gut und ruhig läuft. auch meine kinder haben keinen ernährungsschaden von einseitiger ernährung davongetragen.

2) kaputtmachen: bei uns gabs regeln, was kaputtgehen darf und was nicht. ist nicht ganz billig, aber besser, dass es wenigstens nur ein ding ist, dass ersetzt werden muss. bei uns: die zimmertüren sind total verhauen und kapputt. regel: beim ausflippen darf das bett und die tür verhaut werden. dass die lampenschirme immer mal wieder draufgehen, habe ich nun auch akzeptiert... ich versuche, darüber zu lachen. sich ärgern ändert auch nichts.

3) agressionen gegen andere kinder: das problem kenn ich auch. mein kleiner ist jetzt 13 und hats jetzt soweit in den griff bekommen, dass er wieder in die volksschule wechseln kann. es dauerte lange, sehr lange. such dich fachpersonen, die dich in deiner einschätzung unterstützen. lass dich/lasst euch nicht entmutigen. schau, dass du dich den verbalen angriffen von andern eltern entziehen kannst (mein tipp, da ich diesbezüglich leidvolle erfahrungen gemacht habe). beharre darauf, dass er ein umfeld zur verfügung hat, dass ihn nicht überfordert/-reizt und "austicken" lässt.

4) ärger bei planänderungen/ablaufänderungen im alltag: änderungen habe ich jeweils 1-3 wochen vorher immer wieder kommuniziert. ich habe pläne gezeichnet und für änderungen extrabilder oder extrapläne gemacht. das jeden abend und jeden morgen kommuniziert (vergleich: so ists immer - so ist es mit der ausnahme).
08.05.09, 09:05:09
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luca`s mama
(Standard)

geändert von: [55555] - 08.05.09, 17:21:46

[Mehrere kurz aufeinanderfolgende Beiträge desselben Autors zusammengefasst, bitte stattdessen den vorhandenen Beitrag bearbeiten (wenn jemand die Gewohnheit hat jeden einzelnen Beitrag über "zitieren" zu beantworten, kann er dieses Fenster per rechter Maustaste in einem neuen Tab / Fenster öffnen und dann dessen Inhalt per "bearbeiten" an den vorher erstellten Beitrag anhängen. Siehe auch hier, mfg [55555]]

Hallo Bluna,
Du schreibst, Du hast als Kind in Möbel gebissen und nur einen Tag den Kindergarten besucht. Darf ich fragen, ob Du auch Autist bist?


Hallo Arlette,
vielen Dank für Deine Tips und den Zuspruch, den man ja leider nur selten erfährt. Aber weißt Du, was mich wieder nachdenklich gestimmt hat? Du schreibst, dass es bei euch Regeln gibt, was kaputt gehen darf und was nicht. Offensichtlich halten sich Deine Kinder auch daran. Ich komme da zu dem Schluß, das die Kinder durchaus Lernpotential und Verständnis haben. Also warum soll man ihnen die Möglichkeit geben, überhaupt etwas kaputt machen zu dürfen? Wenn sie unterscheiden können zwischen..."Das darf ich kaputt machen und das nicht"...dann müßten sie doch auch lernen können..."Ich darf nichts kaputt machen, sondern meine Mama rennt mit mir die Straße hoch und runter, bis ich mich wieder beruhigt habe". Das war jetzt natürlich nur ein Beispiel, aber Du verstehst sicher, worauf ich hinaus will.
Mein Vermieter würde uns ganz schnell vor die Türe setzen, wenn mein KLeiner sich daran austoben würde. Also ich meine ja nur, das man doch sicher die eigenen Regeln und die der Kinder kombinieren kann.
Das mit dem Plan finde ich gut und ich habe auch schon mal versucht, so eine Art Zeigetafel zu gestalten, wo ich mit ihm "besprechen" kann, was er sich aussuchen darf im Tagesablauf. Aber das ist nicht angekommen. War von mir auch nicht gut durchdacht, glaube ich. Wie hast Du so einen Tagesplan gestaltet und wie verstehen Deine Kinder, wieviel Zeit zwischen den einzelnen Dingen liegt? Mein Kleiner spricht nicht und wenn ich sage, wir machen das in einer halben Stunde....zum Beispiel....dann versteht er das nicht. Wir kommunizieren mit Handzeichen und Lauten, aber das hat auch Grenzen.
08.05.09, 10:55:10
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Bluna
(stillgelegt)

Zu deiner Frage an mich:ja,das heißt es.Du kannst davon ausgehen,dass die Leute unter deren Namen" Autistenbereich" steht,Autisten sind.
Das ist der Vorteil dieses Forums,dass man sich mit Autisten austauschen kann.
Autismus kommt zum Teil familiär gehäuft vor.

[Gesperrt wegen mutmaßlicher übler Nachrede im Forum, die auf Widerspruch auch noch [url="topic.php?id=3174"] bekräftigt[/url] wurde. In diesem Forum kann kein Raum für mutmaßliche Straftaten sein. Daher erfolgt die Sperrung bis versichert wird, daß die gemachte Behauptung und üble Nachrede allgemein im Forum künftig unterlassen werden wird oder dem Admin per Email bewiesen wird, daß die gemachte Aussage richtig war, mfg [55555]]
08.05.09, 13:24:27
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luca`s mama
(Standard)

Danke für den Hinweis Bluna. Ich habe gestern erst dieses Forum gefunden und auch direkt darauf los geschrieben. Ich bin davon ausgegangen, das ich mit Eltern autistischer Kinder kommuniziere, die nicht unbedingt persönlich vom Autismus betroffen sind. Jetzt verstehe ich auch, warum ihr eure Kinder besser verstehen und deren Gefühle nachempfinden könnt als ich. Das macht dieses Forum jetzt doppelt so interessant für mich, da ich euch jetzt direkt fragen kann, wie ihr es selbst erlebt habt und mit welchen Barrieren ihr kämpfen mußtet.
Ich weiß nicht, wo hier die Grenzen gesteckt sind und ich möchte niemandem zu nahe treten mit persönlichen Fragen. Was mich natürlich sehr interessiert....wie sieht ein autistischer mensch sein Umfeld, seine Familie? Das ist eine sehr allgemeine Frage und es empfindet sicher nicht jeder gleich. Aber wie gesagt, ich würde gern etwas mehr Einblick in die Welt meines Sohnes haben.
08.05.09, 13:51:10
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anne1
(Standard)

Zitat von luca`s mama:
Das mit dem Plan finde ich gut und ich habe auch schon mal versucht, so eine Art Zeigetafel zu gestalten, wo ich mit ihm "besprechen" kann, was er sich aussuchen darf im Tagesablauf. Aber das ist nicht angekommen. War von mir auch nicht gut durchdacht, glaube ich. Wie hast Du so einen Tagesplan gestaltet und wie verstehen Deine Kinder, wieviel Zeit zwischen den einzelnen Dingen liegt? Mein Kleiner spricht nicht und wenn ich sage, wir machen das in einer halben Stunde....zum Beispiel....dann versteht er das nicht. Wir kommunizieren mit Handzeichen und Lauten, aber das hat auch Grenzen.


Hallo, Luca´s Mama,
vielleicht hilft es,
wenn ihr euch mit der Uhr beschäftigt,
Analoguhren, Armbanduhren, Wecker, Kurzzeitwecker, Sonnenuhren, Sanduhren...
wenn Du es ausführlich erklärst:
"Wenn beide Zeiger auf der 12 stehen, dann mache ich das Radio an und höre Nachrichten." "Wenn der Wecker klingelt und der kurze Zeiger auf der 7 steht, dann stehen wir auf." "Wenn aller Sand unten angekommen ist, sind die Eier fertiggekocht."

Und erst wenn er das verstanden hat:
"Wenn auf meiner Armbanduhr der große Zeiger 5Minuten weitergewandert ist, dann gehen wir los."
viel Erfolg,
anne
08.05.09, 13:52:36
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luca`s mama
(Standard)

Hallo anne1,
das klingt wirklich gut....danke für den Tip. Das werde ich auf jeden Fall versuchen umzusetzen auch wenn ich jetzt schon weiß, das der Erfolg sehr lange auf sich warten lassen kann:-)Für weitere Ratschläge bezüglich Kommunikation bin ich offen und dankbar.
Ich habe manchmal das Gefühl, das in meinem Kopf schon alles so verquirlt ist, das ich selber gar keine Ideen mehr produzieren kann.
Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende und verabschiede mich in selbiges.
08.05.09, 14:09:22
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Hast du schonmal ins Autismus-Lexikon des Forums geschaut? Dort gibt es auch einige Informationsblätter.

Ansonsten sehe ich die bisherigen Antworten schon allgemein als ganz gute Denkanregungen.
Zitat von luca`s mama:
Mein Sohn schlägt jeden, der etwas von ihm möchte, was er aber nicht will

Jeden?
Zitat:
Mein Problem mit meinem Sohn ist dieser ständige Kampf. Wenn wir am Tisch sitzen und essen, will er aufstehen und rumspringen....1. Kampf...ich muß ihn festhalten.

Zitat:
Aber wenn er eben lieber in die Turnhalle möchte, weil sie auf dem Rückweg von der Toilette daran vorbeigekommen sind, er aber erstmal mit den anderen Kindern malen soll, dann fliegen Stifte, Papier und Fäuste. Und bei allem Verständnis für ihn...er kann doch aber trotzdem nicht immer das machen, was er gerade möchte!

Das wirkt auf mich eher wie ADHS.
Zitat:
Er kann ja von mir aus aufstehen, wenn er aufgegessen hat. Aber so muß ich sein Essen den ganzen Tag auf dem Tisch stehen lassen, damit er bei Bedarf darauf zurückgreifen kann. Das finde ich auch nicht gut.

Ich rate dazu in diesem Punkt deine Einstellung zu ändern. Laß eben das Essen den ganzen Tag stehen und wenn etwas kalt wird, dann ist es eben so. So schlimm ist das auch nicht, oder?

Kann es sein, da du noch auf andere derartige Rituale bestehst?
Zitat:
Aber manchmal schlägt er dann auf mich ein.
Er kann Nähe sehr gut zulassen. Er ist total verschmust und umarmt und küßt auch jeden, den er mag. Das finde ich großartig, weil ich weiß, das es für autistische Kinder eher ungewöhnlich ist.

Beides schließt sich nicht aus. Weil ein Autist gerne schmust, können Berührungen ihm in anderen Situationen dennoch schmerzen.
Zitat:
Ich weiß ja, das er niemandem damit schaden möchte und ich versuche auch ihn ruhig und freundlich wieder zu mir zu nehmen.

Schlägt er dich auch, wenn du ihn dabei nicht anfasst?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
08.05.09, 16:58:57
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haggard
(Autistenbereich)

@luca`s mama:
war denen im regelkindergarten autismus bei kindern durch erfahrung bekannt?
offene gruppen sind wohl ein übel, entstanden durch personalmangel(-reduktion). erlebe es zurzeit in einem anderen bereich, in dem deswegen verstärkt gruppenangebote erfolgen.

kennen sich diejenigen aus dem neuen kindergarten mit autismus aus?
sinnvoll wäre es meines erachtens herauszufinden, warum dein sohn etwas anderes macht, als andere erwarten. wenn meine mutter mit mir in einer einkaufsstraße unterwegs war und ich dort "palomino" sah (ein pferd-fahrgeschäft oder so ähnlich, bei dem münzen eingeworfen werden mussten, damit es sich bewegt), blieb ich dort wohl ähnlich "kleben" wie dein sohn bei der turnhalle. als kind besaß ich keinen plan darüber, was in welcher reihenfolge geschehen würde. treibend wie eine amöbe... vielleicht kann ihm vorher bereits mitgeteilt werden, dass auf dem rückweg n-i-c-h-t die turnhalle besucht und dort nicht verweilt (oder ähnliches) wird, sondern daunddort diesunddas erfolgt? oder ihn daran erinnern, dass er seine malaktion unterbricht wegen der toilette und danach die malaktion weiterführt?

Zitat:
Und bei allem Verständnis für ihn...er kann doch aber trotzdem nicht immer das machen, was er gerade möchte!

dein sohn ist fünf jahre jung? selbstverständlich wäre es erziehern allgemein wohl lieber, wenn die kinder alle "brav" und einfach wären, ohne dass sie sich tatsächlich um die kinder einzeln kümmern müssten (irgendwie seltsam). hast du schon einmal "brave" eingeschüchterte, sehr "pflegeleichte" kinder gesehen, die sich noch nicht einmal mehr trauen, sich vom fleck zu bewegen, auf dem sie sich befinden? früher hieß es wohl noch, jungs m-ü-s-s-t-e-n wild sein. heute ist das scheinbar anders. der mensch hat sich seitdem überhaupt nicht verändert, lediglich der leistungs-, anpassungs- und zeitdruck (und weiteres).

Zitat:
Aber er kommt dieses Jahr in die Schule, da muß er doch auch mitarbeiten, so gut es eben geht.

warum kommt dein sohn dieses jahr in die schule? muss er das, oder kann der schulbeginn auch um ein jahr verzögert werden? in diesem jahr könnte vielleicht penibel auf ursache und wirkung geschaut werden, um sich selbst andere strategien anzueignen, die deinem sohn die abläufe verständlicher machen (falls es daran liegen sollte) und diese dann für den schulalltag übernommen werden könnten (falls lehrer eingeweiht werden sollten).

Zitat:
Das er aus Verzweiflung aggressiv handelt, kann ich auch gut verstehen, aber ich möchte es ihm eben nicht durchgehen lassen.

wie reagierst du, wenn er aggressiv handelt? (immer auf sein bett setzen? das ist dann so etwas wie ein running gag für deinen sohn zwischen euch beiden?)

Zitat:
Mein Bett hatte er nach 2 Jahren komplett geschrottet, weil er auf den Lattenrosten rumgesprungen ist.

kannst du ein starkes brett auf dem bett positionieren, wenn du es nicht nutzt? es sollte dann wohl schon die maße der matratze besitzen. das darauf herumspringen ist durch das brett vielleicht nicht mehr so interessant.

Zitat:
Er räumt mit Begeisterung die Kleiderschränke aus und liegt dann in einem riesen Haufen Kleidung.

besitzt dein sohn große sitzsäcke? wäre eventuell interessant.

Zitat:
Auch wenn er seine Welt anders wahrnimmt, sollte er doch aus Konsequenzen lernen können, oder nicht? Ich weiß es wirklich nicht?

teilst du deinem sohn eigentlich auch mit, warum du ihn auf sein bett setzt? erklärst du es ihm notfalls in sehr einfachen und kurzen sätzen? wenn er abstrakte beispiele noch nicht verstehen sollte, findet er es vielleicht nicht witzig, wenn du seine sachen ausräumst und dich in sie hineinlegst (als beispiel).
stell dir vor, du wirst irgendwo ausgesetzt, wo dir alles fremd ist und aber jeder von dir erwartet, dass dir deren regeln in der gleichen art und weise bekannt wären, wie den dort lebenden. wenn sie etwas immer wieder z.b. in schlamm legen würden, was du niemals in schlamm packen würdest und du es deswegen immer wieder entfernen und säubern würdest, wären die anderen vielleicht ständig sauer auf dich, weil du scheinbar einfachstes nicht verstehst. dabei müsste es dir vielleicht auch ohne worte klar verständlich sein.
nun, was ist so schlimm daran, wenn kleidung aus einem schrank geräumt wird um in der wäsche zu liegen? woher weiß ein mensch, was ein anderer empfindet und was dieser für schlecht hält, was der andere mensch selbst für gut befindet?
ich war immer verwirrt, wenn meine mutter auf kommando geweint hatte (erkannte ich erst jahre später). nicht, weil ich dachte, sie wäre traurig gewesen (von einem solchen "konzept" wusste ich als kind nichts), sondern weil es erschreckend wie erstaunlich war, was mit ihrem gesicht passierte. wenn ich das mitbekam, flüchtete ich woanders hin. bei meinen geschwistern hatte sie die gleiche strategie angewandt, doch diese schlangen sogleich die arme um ihren hals um ihr mitzuteilen, dass sie sie lieb hatten. wäre mir niemals in den sinn gekommen.

Zitat:
Er ißt ja eben nicht auf und steht DANN auf.

ist das schlimm? warum soll man sitzen bleiben?

Zitat:
Er beist kurz in seine Brezel und springt dann über den Tisch, wie ein kleines Äffchen.

ist das wörtlich zu verstehen? wenn ja, welchen platz besitzt dein sohn am tisch, dass (eventuell) kein anderer weg als über den tisch möglich ist, um den platz zu verlassen?

Zitat:
Er kann ja von mir aus aufstehen, wenn er aufgegessen hat. Aber so muß ich sein Essen den ganzen Tag auf dem Tisch stehen lassen, damit er bei Bedarf darauf zurückgreifen kann.

dir ist schon klar, dass du euch das leben unnötig schwer machst? was ist für dich schlimm daran, deinem sohn den ganzen tag über nahrungsmittel bereitstehen zu lassen, an denen er sich selbst bedienen kann?

Zitat:
In der Kinderpsychatrie ist er auch sitzen geblieben, ich war total erstaunt. Die mußten ihn schon nach kurzer Zeit nicht mehr festhalten.

welchen eindruck würde es auf dich machen, wenn du etwas nicht tun sollst, was dir gefällt und du dich an einem fremden ort mit fremden menschen befindest, die dich bei der gelegenheit auch noch festhalten? wärest du eingeschüchtert oder würde es dir nichts ausmachen? vielleicht auch dabei vorstellen, kind zu sein.
was bedeutet "kurze zeit" konkret?

Zitat:
Es hat ihm eben Spaß gemacht, in großer Runde zu essen. Aber ich kann mir ja nicht immer eine Schulklasse zum essen einladen, damit er sitzen bleibt.

dabei herrschte eventuell ein gewisser geräuschpegel? wie sind die mahlzeiten mit dir in dieser hinsicht gestaltet? vielleicht fühlte sich dein sohn währenddessen auch nicht besonders beobachtet? könntest du es von den zusätzlichen faktoren her gesehen eventuell ähnlich gestalten?


einkaufsproblem:
kannst du dort, wo du regelmäßig einkaufst vorher anrufen und dir von dortigen angestellten die gewünschten dinge zusammenstellen lassen, die du dann nur noch bei der kasse abzuholen brauchst? dann befändest du dich mit deinem sohn an erster position an der kasse und dort könnte er dann so viel beobachten wie er wollte, weil du dort stehst? ich denke, einige verkäufer können sehr flexibel und zuvorkommend sein.

Zitat:
Was haltet ihr von diesem TEACCH?

das ist vom aufbau her ähnlich wie ABA. meine persönliche meinung ist die, dass nicht alles gold ist, was aus amerika stammt und menschen sind keine "äffchen" in dem sinne.

Zitat:
Also warum soll man ihnen die Möglichkeit geben, überhaupt etwas kaputt machen zu dürfen?

beispiel:
wenn ein kind gerne papier zerreißt und dabei nur teure bücher findet, die es zerreißt, ist es eventuell für die buchbesitzer/-käufer sehr ärgerlich. eine alternative wären ausgediente zeitungen oder ähnliches.
es kommt darauf an, warum etwas zerstört wird. in den meisten fällen ist meines erachtens eine alternative möglich, ohne dass der betreffende mensch gezwungen wird, sein verhalten einzustellen. wenn das dasein "ausschließlich" aus tabus besteht, bestehen die ursachen doch trotzdem.

oder du stellst ihm ein zerstörtes bett zum weiter darauf herumspringen zur verfügung (falls der platz ausreicht), oder lässt eine tür an eine wand schrauben, die du selbst kaufst - oder einfach ein brett wie eine tür...klinke daran schrauben... (falls das mit den türen etwas für deinen sohn wäre). lange zeit lag eine matratze auf dem fußboden. dort durfte ich herumspringen, mich darauf fallen lassen, "matratzenweitsprung" etc. - irgendwann war diese phase vorbei und die matratze fort.

Zitat:
Ich bin davon ausgegangen, das ich mit Eltern autistischer Kinder kommuniziere,...

mal eine persönliche verständnisfrage zur außenwahrnehmung dieses forums:
wird der titel "Forum für Autisten und [...]" überlesen? darf man nicht damit rechnen, dass in foren zum thema autismus autistische menschen schreiben? wie könnte es deutlicher gemacht werden ob gesprächspartner autistisch sind oder nicht - falls das von interesse ist?
was wäre dir persönlich diesbezüglich wichtig? und den anderen?

Zitat:
Ich weiß nicht, wo hier die Grenzen gesteckt sind und ich möchte niemandem zu nahe treten mit persönlichen Fragen.

wenn niemand auf zu persönliche fragen antworten sollte, wäre das wahrscheinlich auch eine antwort.

Zitat:
Was mich natürlich sehr interessiert....wie sieht ein autistischer mensch sein Umfeld, seine Familie?

was verstehst du darunter/was genau willst du wissen?
08.05.09, 17:23:52
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drvaust
(stillgelegt)

Für mich war es als Kind wichtig, daß ich Alles verstand, erklärt bekam. Anweisungen ohne Erklärung konnte ich nicht akzeptieren, befolgte diese höchstens wiederwillig. Die Erwachsenen waren oft der Meinung, daß das ein Kind nicht versteht, aber ich verstand viel. Als ich lesen konnte, hatte ich manchmal demonstrativ Bücher geholt, um das auszudiskutieren und eine Erklärung zu bekommen. Auch jetzt neige ich z.B. dazu, bei Anweisungen der Polizei eine Begründung zu verlangen.
Vielleicht geht bei Autisten viel über den Verstand und Logik. Die Begründung 'Das machen alle so.' ist kein vernünftiger Grund.

Zitat von luca`s mama:
Er kann ja von mir aus aufstehen, wenn er aufgegessen hat. Aber so muß ich sein Essen den ganzen Tag auf dem Tisch stehen lassen, damit er bei Bedarf darauf zurückgreifen kann. Das finde ich auch nicht gut.
Braucht er das Essen dringen? Vielleicht versteht er nicht, daß er das ganze Essen hintereinander aufessen soll. Vielleicht findet er es sinnvoller, gelegentlich kleine Mengen zu essen. Wie wäre es, mehrere kleine Mahlzeiten, aber zwischen den Mahlzeiten ist das Essen weg. Dann versteht er vielleicht, daß es bis zur nächsten Mahlzeit kein Essen gibt, also auf Vorrat essen.

Wenn Dein Sohn Autist ist, dann ist er anders, nicht besser oder schlechter, einfach anders. Dann hat er etwas andere Empfindungen, Bedürfnisse, Vorstellungen usw.. Er wird nie völlig normal sein, aber muß er das? Vielleicht kann er in seiner Art großartig werden, aber nur, wenn seine Besonderheiten nicht weggestutzt werden. Er muß lernen, wie er in dieser Welt leben kann, er darf Andere nicht unnötig schädigen, aber sonst kann er doch auf seine eigene Art leben. Bitte stärke sein Selbstbewußtsein, das wird er in der Gesellschaft brauchen.
08.05.09, 23:33:43
Link
Hans
(Autistenbereich)

Mir wurde in einer Diätberatung im Krankenhaus mal erklärt,
es ist viel gesünder in vielen kleinen "Häppchen" über den Tag verteilt zu essen,
als in drei Mahlzeiten "rein zu würgen" was geht.
Wenn ich jetzt wo zum Essen geladen bin,
mache ich "natürlich" bei dieser unnatürlichen Ernährungsweise mit.
Bin aber meistens der Letzte am Tisch, der noch kaut.
Bei mir im Lebensraum habe ich meisten eine Kekspackung oder so,
damit ich immer wieder "was Kleines" außerhalb der Mahlzeiten essen kann,
wenn ich merke, daß mein Magen "übersäuert".
Mir muß auch heute noch (bin 44) so Manches wörtlich genau erklärt werden,
damit ich es erfassen kann,
während ich aber hochtechnisch komplizierteste Vorgänge sehr schnell
nur durch Beobachten erfasse.
Wenn ich dann endlich etwas richtig erklärt bekommen habe,
ist es auch leicht es richtig zu machen.
Ich habe, nachdem ich mich eine Weile vitaminarm ernährt habe,
"ganz von selbst"
Lust auf Obst bekommen.
Heute beim Einkaufen haben mich Bananen aus Madeira angelacht,
die sind etwas kleiner aber schmecken viel besser.
Die "normalen" Bananen schmecken zu sehr nach "Stärke" wie auch Kartoffeln,
deshalb kaufe ich die selten, bis gar nicht.
Vielleicht kennst Du die Kochbananen aus Afrika,
die schmecken nur nach Stärke, da bringe ich nur einen Bissen runter.
So schmecken mir die Normalen Bananen im Vergleich zu denen aus Madeira.
Bei Kartoffeln gibt es diesen "Stärke-Geschmack" auch verschieden extrem,
die hat meine Mutter eben "kindgerecht" gekauft, dann ging es auch wieder.
Interessant ist vielleicht auch noch zu Hause mochte ich kein oder nur wenig Öl,
hier in Portugal schmeckt das Öl anders und so triefend ölige Kartoffeln schmecken fast gar nicht nach Stärke.
Du siehst, es ist an sich schon interessant, welches Öl.
Das Öl das gut schmeckt muß nicht teuer sein.
Ich habe von meiner Mutter gezeigt bekommen, wie man Pfannkuchen macht.
Ich habe es Jahre lang nicht hinbekommen, daß die Pfannkuchen so schmecken wie bei meiner Mutter.
Inzwischen weiß ich warum, ich habe Butter in die Pfanne,
meine Mutter tat Butterschmalz hinein.
Wieso ich den Tee nicht so gut hinbekommen habe wie Oma,
habe ich dreisig Jahre nach ihrem Tod herausgefunden:
Sie hat Regenwasser verwendet.
Du wirst da auch noch Einiges herausfinden, das wird nie langweilig.

Wegen dem "immer das Selbe essen" haben wir schon ein paar Threats.
09.05.09, 02:03:32
Link
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von Hans:
Mir wurde in einer Diätberatung im Krankenhaus mal erklärt,
es ist viel gesünder in vielen kleinen "Häppchen" über den Tag verteilt zu essen,
als in drei Mahlzeiten "rein zu würgen" was geht.

Das ist auch mein Kenntnisstand.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
09.05.09, 10:49:01
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