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Geld ist, so schreibt auch der Freiburger Soziologe Axel Paul in der "Gesellschaft des Geldes" (2004), nicht nur ein Symbol für etwas anderes, sondern es ist das, was es symbolisiert. Es ist - wie Gott - eine "Chiffre": Es misst nicht nur, sondern ist Wert. Wie Gott im Glauben verankert ist, ruht Geld letztlich nur im Vertrauen.
Die Ablösung der Einheitsreligion durch die Geldreligion, so Deutschmann, entspreche der von Karl Polanyi (1886-1964) beschriebenen "großen Transformation", womit die Zeit um 1800 gemeint ist, die Reinhart Kosellek "Sattelzeit" nannte. Damals, als der Markt auf Boden und Arbeit übergriff, wurde nach Polanyi die Gesellschaft zum Anhängsel des Marktes - und das zum Kapital gewordene Geld zu einer Religion, der sich fast niemand entziehen kann.
"Versuchen Sie mal, ganz ohne Geld zu leben", ruft Deutschmann in Köln seinen Hörern zu. Wer das tue, der sei ähnlich aus der Gesellschaft ausgeschlossen wie der von der Kirche Exkommunizierte in vormodernen Zeiten.