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Schamanin
(Angehörigenbereich)

Hallo 5555,

leider, weil es für mich schmerzhaft ist und ich am Anfang Sorgen hatte, euch mit unbedachten Äußerungen zu verletzen und für unklärbare Mißverständnisse zu sorgen. Mit euch ist es aber leichter, als mit den Menschen, die mich derzeit umgeben.

sehr gering befahrene Straße, leben am Land, weit ab von Menschenmassen und Lärm.

Erbrochen hat er aus vielerlei Gründen. Es war auch auf's Spazierengehen zurückzuführen. Es dauerte lange, bis ich begriff, dass er lange braucht um sich an neue Orte zu gewöhnen. Lange Zeit gingen wir dann nur einen Waldweg und Meter für Meter haben wir neue Bereiche erobert.

Klar ist die Nacht ruhiger, da ertrug er meine Gegenwart und er wollte entdecken, leider kam ich mit dem Schlafmangel nicht zurecht. Zum Glück für mich und meine anderen Kinder fällt es ihm jetzt leichter auch am Tag zu leben.

Er begann es einzufordern, zB in dem er mir seine Hände entgegen streckte, damit ich sie beklopfte oder seinen Kopf. Manchmal drückte er mir auch den Stachelball in die Hand. Ich versuchte, so behutsam, wie möglich zu sein. Er war in der Therapie einfach wacher, interessierter. Da waren die Reize, die er verarbeiten konnte, zb rauhe Bürsten. Das war ein Spielzeug, dass meine anderen Kinder nicht interessierte.

Ohrstöpsel: Lärmreduktion. Den Haushalt wie Staubsaugen, Abwaschen, erledige ich, wenn er nicht zu Hause ist. Wir vermeiden überfüllte Spielplätze, Einkaufszentren. Ich sprech sehr wenig mit ihm, Musik nur die ihm gefällt, war nicht so leicht das rauszufinden. Am Anfang merkte ich einfach, dass er bei passender Musik am ganzen Körper nicht so verkrampft war. Er schielt dann auch weniger. Mit Fingern am Kopf klopfen, was er auch mag ins Ohr flüstern. Anderes läßt er nicht zu.

Er schielt weniger, er kann schaukeln, er kann sich drehen, er zeigt mir, er bewegt sich sicherer, er interessiert sich dafür, was seine Brüder machen, er probiert mehr, er verkrampft sich nicht mehr so, seine Zärtlichkeitsbezeugungen sind nicht mehr so schmerzhaft (er hatte die Angewohnheit mich links und rechts bei den Haaren zu packen und zu beißen - Abwehr war anders, da drehte er sich einfach weg). Essen funktioniert besser, ich kann auch seine Bettwäsche waschen, ohne dass er 3 Tage nicht schläft.

Okay, unter dem Aspekt der Fülle, kann ich jetzt mit der weißen Wand etwas besser umgehen.

Er macht die Tür auf und wenn sie versperrt ist (das ist am Morgen, um 4 Uhr bin ich noch nicht in der Lage hinter ihm herzusein und Schaden zu vermeiden) rüttelt er daran herum. Früher machte er die Tür von selbst zu. Außerdem heult er jetzt, das ist ganz neu. Er war sehr, sehr leise. Laute gibt er erst seit kurzem von sich.

Also, zb Spielzeug, dass ihn interessiert, kann er nicht benutzen, es ist schwer ihm zu zeigen, wie es geht. Also führt er meine Hand, damit das passiert, was er will. Es ist schwer geeignetes Spielzeug zu finden, da er mit seinen Händen sehr wenig machen kann. Auch am Peziball kann er noch nicht alleine hüpfen. Er stellt sich dann davor hin und ich weiß, dass jetzt hüpfen angesagt ist. Dann wirft er sich vor und zurück und ich bin ko. Oder er bringt mir die Flöte, dann halte ich sie ihm zum Mund und er kann reinpusten. Er schmeißt auch noch die meisten Sachen einfach in der Gegend rum und ich kann ihn damit nicht alleine lassen. Also ist das meiste weggeräumt, in der Zwischenzeit weiß er, wo es ist und er führt mich hin (ist auch erst seit kurzem).

Er ist leider noch sehr selbst- und fremdgefährdend. Er könnte keine Hilfe holen. Ich hätte ein sehr schlechtes Gefühl dabei, vor allem da ich auf Grund unseres Landlebens für Besorgungen weitere Wege habe.

Ja, das veränderte Lebensumfeld bedeutet viele Mühen, er dankt es mir, wenn er mich dann mit seinen blauen Augen anstrahlt und nicht nur mehr vor der Wand sitzt, bzw. nicht mehr nur in seinem Zimmer sitzt. Er hat jetzt auch die Stiegen in den 1. Stock entdeckt (dort sind die Zimmer seiner Brüder)

Mit dem Denkfehler hast du recht, bis jetzt hatte ich niemanden, mit dem ich das reflektieren kann. Das letzte was ich möchte, ist ihn zu bemitleiden. Aber ich kann, so gut es geht darauf Rücksicht nehmen, manchmal überschreitet es halt meine Grenzen bzw. die seiner Brüder.

Ja, Normalos entgeht sicher einiges und ich hab selbst meine Probleme mit den Zwängen und Notwendigkeiten. Ich erlebe meinen Sohn im großen und ganzen auch als unheimliche Bereicherung. Wenn nur mein "autistisch" besser wäre.

Freu mich auf den weiteren Austausch mit euch.



17.08.08, 19:23:31
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Mir ist nach meinem letzten Beitrag noch eingefallen, daß ich wohl erwähnen sollte, daß es nicht unbedingt sensorische Reize sein müssen, die ihn am meisten belasten. Es können auch Unsicherheiten im Umgang mit den anderen Menschensein, z.B. unklare Regeln.
Zitat von Schamanin:
Also, zb Spielzeug, dass ihn interessiert, kann er nicht benutzen, es ist schwer ihm zu zeigen, wie es geht. Also führt er meine Hand, damit das passiert, was er will.

Das verstehe ich nicht. Ihm fällt es schwer es zu greifen, es z.B. hochzuheben?
Zitat:
Oder er bringt mir die Flöte, dann halte ich sie ihm zum Mund und er kann reinpusten.

Dann verstehe ich die vorherige Aussage, grüble allerdings, weil es mir nicht so bekannt vorkommt. Er hat Probleme mit dem greifen, weil er zu starke Eindrücke bei Berührungen hat? Ist er sonst berührungsempfindlich?
Zitat:
Er schmeißt auch noch die meisten Sachen einfach in der Gegend rum

Fasst er die Sachen kräftig an oder nur vorsichtig und wirft sie dann gleich weg, als wenn sie heiß wären?
[/quote]und ich kann ihn damit nicht alleine lassen.[/quote]
Wieso?
Zitat:
Er ist leider noch sehr selbst- und fremdgefährdend. Er könnte keine Hilfe holen. Ich hätte ein sehr schlechtes Gefühl dabei, vor allem da ich auf Grund unseres Landlebens für Besorgungen weitere Wege habe.

Er fällt auf Dinge, die er herumgeworfen hat und verletzt sich dabei stark?
Zitat:
manchmal überschreitet es halt meine Grenzen bzw. die seiner Brüder.

Sicher, vermutlich ist es ebenso unbeabsichtigt wie andersrum. Aber alle sind gleich viel wert, das sollte man auch nicht vergessen. Nicht daß die Brüder ihn hassen, weil alles sich um ihn dreht, z.B.
Zitat:
ich hab selbst meine Probleme mit den Zwängen und Notwendigkeiten.

Du hast Zwänge oder dein Sohn?

Bisher habe ich nicht das Gefühl, daß ich die Situation erfasst habe, also sind meine Aussagen immer auch mit besonderem Vorbehalt zu sehen, das meiste sind eher Vermutungen.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
18.08.08, 00:03:44
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Schamanin
(Angehörigenbereich)

Hallo 55555,

danke, dass du dir die Zeit nimmst, dieses Chaos, in dem mein Sohn, meine anderen Kinder und ich leben zu ordnen zu versuchen. Ich blick ja selber noch nicht durch.

Es sind Menschen allgemein, die ihm Schwierigkeiten bereiten, in der Bewegung zu schnell, wollen Dinge machen, die man mit Kindern halt so macht. Ich versuch das jetzt so gut ich kann zu beschreiben. Sein Entwicklungsstand ist grob geschätzt der eines ca. einjährigen Kindes. Aber nicht in allen Bereichen. Und ich kann es nicht gut einschätzen. Wir haben uns über's hüpfen hochgearbeitet (hab noch kein besseres Wort gefunden) bis zum Drehen. Man muss aber dabei sehr vorsichtig sein. Wenn er kommt ist es okay, viele gehen aber auf ihn zu, das überfordert ihn aber.

In der Zwischenzeit kann er Dinge hochheben und werfen. Ballspielen zb geht aber nur kurz, da hochheben, werfen anstrengend ist (er hat sehr wenig Muskeltonus), Fangen geht ganz selten. Wenn der Ball an ihm vorbeirollt, kriegt er das nur selten mit, ich versuch den Ball genau vor ihn zu werfen und das auch eher langsam. Schwierig wird es bei kleinen Dingen. Wir haben zb ein Ding mit 4 Tasten, wo man drückt, schiebt und dann tauchen Figuren auf, die man wieder reindrückt. Es gefällt ihm, wenn er die Figuren reindrücken kann, nur die Tasten kann er nicht betätigen. Da muss ich ihm helfen. Er hat nicht die Kraft oder was auch immer, die Taste nach unten zu drücken oder auf die Seite zu schieben. Oder wir haben ein Musikding, wo mehrere Tasten zum Drücken sind, er trifft nicht die, die er möchte.

Ja, er ist berührungsempfindlich. Ich hab Stunden damit verbracht seine Handflächen mit diversen Sachen (Bürste, Waschlappen, Massagestab, kitzelen, drücken) zu behandeln, damit er überhaupt in die Hand nehmen kann. Er geht auch nicht an der Hand, darum krabbelt er auch nicht. Er kann auch die Kraft nicht dosieren.

Manche Dinge fasst er nur ganz vorsichtig an, andere packt er, es ist sehr unterschiedlich, hat aber auch damit zu tun, wie gut er das schon kennt. Er kann Beispiel Flöte nicht gleichzeitig halten und pusten. Außerdem klopft er sich die Flöte sehr kräftig an den Kopf oder versucht sie sich ins Auge zu stecken und da hab ich halt Angst um seine Augen. Er bohrt auch gern mit den Fingern im Auge.

Er kann sehr kräftig sein und da hab ich Angst, dass er sie kaputt macht und vielleicht irgendein scharfes Kleinteil verschluckt. Wenn wir draußen sind ist unser Kampf: er steckt sich jeden Stein in den Mund, da kann dann doch eine Menge passieren. Er hat auch schon die Spiegel in seinem Zimmer kaputtgemacht. Es gibt sehr wenig Sachen, die ihn interessieren und wo keine Gefahr ausgeht. Er liebt Ketten, aber da sind dann Kugeln und so weiter drauf und es gibt kein Material, dass ganz bleibt, wenn er allein damit ist. Auf seine Art ist er sehr findig. Gröbere Verletzungen konnte ich bis jetzt verhindern.

Unsere Gesellschaft hat Zwänge und Notwendigkeiten, die ich nicht nachvollziehen kann, schon gar nicht für meinen Sohn, der ein einziges Rätsel für mich ist. Auch kann ich mit den "Therapievorschlägen" für meinen Sohn nicht immer was anfangen, da mir manche sehr sinnlos erscheinen.

Ich hab keine Ahnung, was er sprachlich versteht, ich weiß nur: wenn er das Telefon am Ohr hat (er zieht es sich ran) freut er sich und seine Augen sind gerade, dann spricht der andere, er erstarrt und beginnt zu schielen. Wenn dann das Telefon wieder weg ist, dann sind Augen wieder gerade und er lacht oder macht lala.

Ich hab das Gefühl, dass seine Verarbeitungszeit auf einen Reiz unheimlich lang ist und es ihm unheimlich viel Mühe bereitet, einen Zusammenhang herzustellen und das darauf zu reagieren ist nochmal eine andere Sache.

So, ich hoffe, du kannst damit etwas mehr anfangen, wenn nicht machen wir weiter? Es ist für mich sehr hilfreich. Soll/kann ich dir vielleicht ein Video schicken, was und wie wir derzeit machen?
18.08.08, 07:15:35
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tabby
(stillgelegt)

Shamanin, was ich noch fragen wollte (fiel mir beim Fruehstueck ein zwinkern ), was Du fuer Deinen Kleinen, das er fuer seinen Grips Futter bekommt bzw hat Dein Kleiner schonmal in eine Richtung gezeigt, was er hauptsæchlich gerne macht?

Mit gewøhnlichen Spielzeug kønnen die wenigsten Autisten was anfangen.
Es wurde ja schon Spezialspielzeug fuer Autis erstellt.


[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
18.08.08, 10:52:01
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Schamanin
(Angehörigenbereich)

Hallo Frozen,

Musik hört er gerne (Rammstein, Motorhead), da hüpft er dann gern mit mir am Peziball, Instrumente gehen Flöte, Mundharmonika, Klangspiel liebt er auch (aber das muss auch ich spielen).
Er liebt schaukeln, vom Papa herumgetragen werden und Leute mit seinen blauen Augen zu bezirzen. Und wenn er mal was alleine schafft, was er sich vorgenommen hat, ist er so erstaunt und erschreckt darüber, dass er es wochenlang nicht mehr macht. Und sonst tapp ich noch sehr im Dunkeln.
Am Computer kann er noch mit einem großen Knopf Bilder weiterklicken, das strengt ihn sehr an und ich hab noch nicht ganz herausgefunden, was ihm da gefällt.
18.08.08, 12:13:55
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tabby
(stillgelegt)

Aaah, das ist doch schonmal was. Du kønntest ihn im musikalischen Førdern, das er sich eines Tages selber traut. Ich hab mit 11 das Klavier gefunden. Meine Versagensængste fingen mit 4 Jahren an, als ich beim Ballett scheiterte wegen Taktproblemen, diversen MotorikProblemen noch dazu und dafuer getadelt wurde und unter Beobachtung stand.

Deshalb kann Dein Suesser das wohl auch nicht so verknuspern, das er mal was kann ;), nicht unbedingt, weil er getadelt wurde, sondern weil es nicht so geht, wie bei anderen und weil er evtl. bemerkt, das Du der Sache sehr beængstigend zuschaust.

Guck einfach mal weg, wenn er was versucht. Das hilft ungemein

Kannst Du Tøne erkennen von den Instrumenten? Vielleicht kannst Du diese ihm nah bringen am Klang? Das ist jetzt C oder A usw. Ich hab als Kind stereotypisch Klassik gehørt und konnte genau die Instrumente nennen, wann sie einsetzen.

Aha, er beherrscht die Bezirzkunst, darueber hab ich schon oft gelesen bei AutisMamas zwinkern

Schaukeln ist ein ganz grosses Autisten-Hobby, ich selbst brauchte eine Schaukel in der Wohnung. Mist das ich irgendwann zu schwer dafuer wurde.

Aber fuer den Grips ist schonmal die Musik gut geeignet, um ihn da zu førdern. Jeder Auti braucht was zum Analysieren, ohne geht man ein.

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
18.08.08, 12:34:21
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von Schamanin:
Es sind Menschen allgemein, die ihm Schwierigkeiten bereiten, in der Bewegung zu schnell, wollen Dinge machen, die man mit Kindern halt so macht.

Verständlich.
Zitat:
Sein Entwicklungsstand ist grob geschätzt der eines ca. einjährigen Kindes. Aber nicht in allen Bereichen.

Autisten entwickeln sich anders, daher ist es wohl ziemlicher Unfug Äpfel mit Birnen vergleichen zu wollen.
Zitat:
(er hat sehr wenig Muskeltonus)

Oder das scheint nur so, weil ihm die Berührungsgefühle unangenehm sind?
Zitat:
Wenn der Ball an ihm vorbeirollt, kriegt er das nur selten mit,

Ja, das muß wohl nicht wundern. An einem guten Tag kannst du ihm das vielleicht immer mal zeigen, daß das passiert ist, wenn du es nicht eh schon tust. Aber nicht den Eindruck erwecken, daß er blöd ist, weil er es nicht gesehen hat. Er sieht die Welt eben anders.
Zitat:
Es gefällt ihm, wenn er die Figuren reindrücken kann, nur die Tasten kann er nicht betätigen. Da muss ich ihm helfen. Er hat nicht die Kraft oder was auch immer, die Taste nach unten zu drücken oder auf die Seite zu schieben.

Moment, Figuren reindrücken geht, aber Knopf drücken nicht? Ist der Knopf schwergängiger als die Figuren? Sollte doch eigentlich eher umgekehrt sein, oder?
Zitat:
Oder wir haben ein Musikding, wo mehrere Tasten zum Drücken sind, er trifft nicht die, die er möchte.

Könnte frustrierend für ihn sein, eventuell erstmal beiseitelegen?
Zitat:
Ja, er ist berührungsempfindlich. Ich hab Stunden damit verbracht seine Handflächen mit diversen Sachen (Bürste, Waschlappen, Massagestab, kitzelen, drücken) zu behandeln, damit er überhaupt in die Hand nehmen kann.

Aha, Abhärtung quasi?
Zitat:
Er geht auch nicht an der Hand, darum krabbelt er auch nicht. Er kann auch die Kraft nicht dosieren.

Er wird seine Kraft schon dosieren können, das Problem wird eher sein, daß er sowieso auf zu viel achten muß und das dann zur Zeit nicht auch noch schafft. Oder er konnte sich dazu noch nicht ausreichend in Ruhe ausprobieren, wie es andere Kinder nebenbei machen, nur er nicht, weil er berührungsempfindlich ist?
Zitat:
Manche Dinge fasst er nur ganz vorsichtig an, andere packt er, es ist sehr unterschiedlich, hat aber auch damit zu tun, wie gut er das schon kennt.

Aha, das könnte daran liegen, daß ihm das Gefühl der Oberfläche dann schon vertraut ist und er daher nicht mit unangenehmen Überraschungen rechnen muß. Oder es kann auch daran liegen, daß er Formen rein optisch nicht so gut wahrnimmt und sie sich daher erst erschließen muß. Viele Autisten können nicht gut 3D sehen.
Zitat:
Außerdem klopft er sich die Flöte sehr kräftig an den Kopf oder versucht sie sich ins Auge zu stecken und da hab ich halt Angst um seine Augen. Er bohrt auch gern mit den Fingern im Auge.

Warum er das wohl tut?
Zitat:
Ich hab keine Ahnung, was er sprachlich versteht, ich weiß nur: wenn er das Telefon am Ohr hat (er zieht es sich ran) freut er sich und seine Augen sind gerade, dann spricht der andere, er erstarrt und beginnt zu schielen. Wenn dann das Telefon wieder weg ist, dann sind Augen wieder gerade und er lacht oder macht lala.

Er versucht zu erfassen, was er da hört? Wenn es ihn interessiert könnte es sein, daß er so lernen will. Eventuell gezielt solche Eindrücke anbieten? Muß ja nicht das Telefon sein. Hörspielcassetten?
Zitat:
Ich hab das Gefühl, dass seine Verarbeitungszeit auf einen Reiz unheimlich lang ist und es ihm unheimlich viel Mühe bereitet, einen Zusammenhang herzustellen und das darauf zu reagieren ist nochmal eine andere Sache.

Das kann gut sein.
Zitat:
wenn nicht machen wir weiter?

Da er vermutlich nicht nächste Woche erwachsen sein wird ist ja noch ziemlich Zeit sich auszutauschen, wenn mal was ist oder Fragen auftauchen, etc. Dafür ist das Forum da und zumindest ich versuche dem gerecht zu werden, auch wenn ich mitunter noch eigene Probleme habe.
Zitat:
Soll/kann ich dir vielleicht ein Video schicken, was und wie wir derzeit machen?

Würde das per Email gehen? Schaden wird es wohl nicht, könnte man ja wenn es geht auch ggf. wiederholen, wenn es einen bestimmten Anlaß gibt. zwinkern

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
18.08.08, 19:20:17
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Schamanin
(Angehörigenbereich)

Hallo 55555,

hab bis jetzt versucht, den Entwicklungsstand deswegen zu vergleichen, um zu erahnen, was ich ihm vielleicht als nächstes anbieten kann und wieviel ich ihm zumuten kann. Mir ist völlig klar, dass das nur sehr schwer wirklich möglich ist. Mir fehlt auch der Austausch. Seine Kommunikation ist sehr fein und manchmal würd ich mir einfach wünschen, dass ich Telepathie beherrsche.

Muskeltonus: ist wirklich schwer zu sagen, was die Ursache ist. Wenn wir draußen spazieren (und am Anfang war ich halt noch sehr unwissend - man könnte auch sagen unsensibel und blöd) und er ging an meiner Hand und er wollte nicht mehr gehen, dann konnte er von einer Sekunde auf die andere schlapp werden. Ist aus meiner Sicht in der Zwischenzeit sein Notstop für NA-Dummies. Dann kann man nämlich wirklich nichts mehr mit ihm machen.

Du kannst mir eines glauben, für blöd halt ich ihn nicht. Im Gegenteil, ich bewundere, welche Geduld er mit mir und den anderen hat.

Figuren: die sind größer, gehen leichter, strengt ihn weniger an. Da funktionieren NA und A glaub ich doch gleich, warum anstrengen?

Abhärtung: ich wußte es damals leider nicht besser. Würd ich so heute sicher nicht mehr machen. Es hat den Weg für mich aber ein bisschen abgekürzt und ihm hoffentlich nicht zuviel geschadet.

Ja, beim ihm kommen sicher viele Faktoren zusammen. Es stimmt mich auch sehr traurig, dass ich es noch nicht geschafft habe, ihm die Zeit und das Umfeld zu geben, dass er braucht. Mein Wissen und meine Wortwahl spiegelt wieder, was meine Helfer wissen und interpretieren.

Augen: hab ich keine rechten Vermutungen (da kennt sich niemand aus). Die Tipps bis jetzt: verhindern. Meine Frage: kann ich das vielleicht irgendwie umlenken und vor allem, warum macht er das? Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass er sich damit ernster am Auge verletzt.

Hörspielcassetten mag er überhaupt nicht. Er lauscht auch nur bei Stimmen, die er erkennt. Walki-Talki war da vielleicht besser (he, ich hab wieder Ideen)

Hab jetzt nicht gefunden: Wo kommt das Zitat her: Wenn nicht machen wir weiter? Find den Zusammenhang nicht.

Kannst mir deine email-adresse zukommen lassen? Ehrlich, ich möcht so nicht mehr weitermachen. Es quält ihn, es quält mich, die Welt kann ich nicht ändern. Aber ich kann ändern, wie ich mit ihm umgehe und wie ich im Neues anbiete.

18.08.08, 20:04:52
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von Schamanin:
Muskeltonus: ist wirklich schwer zu sagen, was die Ursache ist.

Du hattest geschrieben, daß er Dinge fest anpacken kann, die er besser kennt, also wird es wohl nicht daran liegen oder? Das könnte so ein Mißverständnis sein wie diese Therpien für Autisten, die gerne auf den Zehenspitzen gehen und denen man dann versucht zu zeigen wie man "normal" geht. Völlig verdrängt wird dabei, daß dieser Gang dann auch an dem Gefühl an den Fußsohlen liegen könnte und so wird dem Kind dann etwas beigebracht, was ihm eigentlich vielleicht nicht gut tut und seine Aufmerksamkeit für andere Dinge nochmal verringert - wie ich meine der völlig falsche Weg, weil das eher ein Weg der Unfähigmachung ist und dem Weg der Förderung von vorhandenen Stärken entgegensteht. Da könnte jemand ziemlich gut leben, aber er wird in ein Schema geprest, das ihm nicht bekommt und so wird er dann vielleicht zum Dauerpflegefall. Denn Kinder sind ja flexibel und lernen irgendwann auch auf ihre eigene Intuition nicht mehr zu hören.
Zitat:
Im Gegenteil, ich bewundere, welche Geduld er mit mir und den anderen hat.

Was soll er auch tun, wenn er doch eigentlich Kontakt haben will?
Zitat:
Figuren: die sind größer, gehen leichter, strengt ihn weniger an. Da funktionieren NA und A glaub ich doch gleich, warum anstrengen?

Vielleicht baut ihr ihm mal ein Knopfdrückwerkzeug? Vielleicht was mit einem Gummi vorne, vielleicht geht ein Radiergummi ganz gut.
Zitat:
Abhärtung: ich wußte es damals leider nicht besser. Würd ich so heute sicher nicht mehr machen. Es hat den Weg für mich aber ein bisschen abgekürzt und ihm hoffentlich nicht zuviel geschadet.

Manche Autisten scheinen das in höherem Alter selbst zu machen um sich zu desensibilisieren.
Zitat:
Augen: hab ich keine rechten Vermutungen (da kennt sich niemand aus). Die Tipps bis jetzt: verhindern. Meine Frage: kann ich das vielleicht irgendwie umlenken und vor allem, warum macht er das? Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass er sich damit ernster am Auge verletzt.

Wie würdest du es denn verhindern können? Rund um die Uhr aufpassen? Vielleicht respektiert er es wenn du ihm zeigst, daß es dir dabei nicht wohl ist und richtet sich danach? Wenn es ihn sehr interessiert wird ihn aber wohl nichts und niemand davon abhalten können.
Zitat:
Hörspielcassetten mag er überhaupt nicht. Er lauscht auch nur bei Stimmen, die er erkennt.

Aha.
Zitat:
Walki-Talki war da vielleicht besser (he, ich hab wieder Ideen)

Ja, warum nicht.
Zitat:
Hab jetzt nicht gefunden: Wo kommt das Zitat her: Wenn nicht machen wir weiter? Find den Zusammenhang nicht.

Letzter Absatz deines vorherigen längereren Beitrags.
Zitat:
Kannst mir deine email-adresse zukommen lassen?

Schick es an die Adresse, die bei allen Forenmails als Absender angegeben ist. Und wenn möglich kompimiere das Video vorher, damit nicht alles zusammebricht. zwinkern

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
18.08.08, 20:35:44
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Schamanin
(Angehörigenbereich)

Danke, dein schönster Satz:

Was soll er auch tun, wenn er doch eigentlich Kontakt haben will?

Da war ich mir nie wirklich sicher...

Und ich hoffe, ich kann Videos komprimieren... Also, das dauert sicher länger

Muskeltonus: so hat es mir noch keiner erklärt, macht Sinn, viel mehr als alles andere, was ich bisher gehört hab
18.08.08, 21:17:36
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Nach allem was ich weiß wollen Autisten theoretisch Kontakt, haben jedoch unter den realen Umständen damit meist ziemliche Probleme, so daß viele wieder resignieren. Das bdeute aber auch nicht, daß an Kontakt für Autisten unbedingt dasselbe wichtig ist wie für NA. Z.B. wäre es ein Mißverstädnis dieser Aussage nun zu erwarten, daß Autisten eigentlich alle unheimlich gerne Klatschrunden beiwohnen würden.

Wie groß ist denn ein Video bisher? Sind es .avi-Dateien (die noch komprimiert werden sollten) oder andere (die es vielleicht schon sind)?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
18.08.08, 21:34:18
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Schamanin
(Angehörigenbereich)

Muss mir die Videos erst durchschauen, die ich am Computer hab (immer wieder mal probiert, wollte dokumentieren, allein es fehlt die Zeit). Ich glaub es sind avi.Dateien, aber am Wochenende kommt mein Computerspezialist nach Hause und der kann mir das sicher machen.

Es wäre für mich noch schwerer zu ertragen, wenn er plötzlich auf Klatschrunden bestehen würde ...

Ich hab selbst Jahre gebraucht, Nähe zu ertragen. Mit meinen Kindern geht es gut und da war es echt hart, ein Kind zu haben, dass so nah und doch so fern ist
18.08.08, 21:44:27
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