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Thema: Sinn von Entschuldigungen (http://www.perfektibilistenorden.de/topic.php?id=1558)


Geschrieben von: 55555 am: 19.02.08, 19:49:38
Welchen Sinn macht es sich zu entschuldigen? Wann ist es angemessen? Warum entschuldigt man sich in Deutschland selbst, ist das nicht gewissermaßen Diebstahl?


Geschrieben von: L4A am: 19.02.08, 19:56:39
Manchmal habe ich das Gefühl das eine Entschuldigung bedeutet, einen anderen Menschen der sie annimmt, dazu zu bringen sich mit etwas im Nachhinein einverstanden zu erklären, womit er sonst niemals einverstanden gewesen wäre.
Ganz selten gibt es dann noch solche Menschen, die probieren nochmal um noch fester auf die Füsse zu treten. Frei nach dem Motto: Mal schauen wo ein ende der Fahnenstange ist.
Der Normalfall ist, es tut einem von Herzen leid, ist froh darauf hingewiesen worden zu sein und möchte wieder ein gutes Einvernehmen.


Geschrieben von: 55555 am: 19.02.08, 20:10:03
Ich finde diese billigen Labereien eigentlich ziemlich sinnfrei, gerade da sie oft so inflationär verwendet werden. Entschuldigungen rangieren bei mir in der Nähe von Schleimerei und Heuchelei, besonders wenn so getan wird, als sei es eine ungeheuer große Leistung jemandem etwas zu sagen, was man meistens so gar nicht meint.

Besonders absurd finde ich das Verlangen danach, wenn keine für mich erkennbare Schuld vorliegt.


Geschrieben von: L4A am: 19.02.08, 20:25:12
Es gibt Leute die sind so und manchmal habe ich das Gefühl das dies Absicht ist. Auch eine Form Aufmerksamkeit zu erhalten, wenn angenommen wird dass alle Felle davon schwimmen. Und manchmal schwimmt da gar nichts.
Das sind so die Stürme im Wasserglas!


Geschrieben von: drvaust am: 19.02.08, 22:13:12
Gemeint ist normalerweise eine Bitte um Entschuldigung, eine Reue- und Unterwerfungsgeste.
Aber meistens wird erwartet und verlangt, daß eine Entschuldigung (des schuldigen Bittstellers) erfolgt.
Ich habe meine Schuld bekannt und 'Bitte, Bitte' gemacht, also bin ich wieder schuldenfrei.
Großen Schaden verschuldet, meine Versicherung zahlt, 'Tschuldigung, ich bin wieder unschuldig.
traurig Ich kann diese Floskeln nicht leiden. Wenn mir jemand, aus Versehen, auf die Zehen tritt, das kann passieren und ist kein Grund mich vollzulabern.


Geschrieben von: green am: 19.02.08, 22:59:53
Zitat von 55555:
Warum entschuldigt man sich in Deutschland selbst, ist das nicht gewissermaßen Diebstahl?


ich verstehe den satz nicht.
kannst du den näher erklären, oder möchtest du dich
für diese uneindeutigen worte vielleicht entschuldigen? *traurige ironie aus*


Geschrieben von: 55555 am: 19.02.08, 23:10:40
In Deutschland sagt man meist z.B. "Ich entschuldige mich." und nicht "Ich bitte um Entschuldigung." Da die Schuldvergebung jedoch Sache des Opfers wäre, wird diesem so gewissermaßen noch dieses Recht gestohlen.


Geschrieben von: green am: 19.02.08, 23:30:32
aa, jetzt!

das sichselbstentschuldigen entstand sicherlich aus der neurotypischen not heraus, dass deutschsein eine "unentschuldbare"tatsache ist....

zum verständnis: manfred deix(karikaturist)antwortete auf die frage, ob er STOLZ sei, ein österreicher zu sein:

Zitat:
ja ich bin stolz darauf ein österreicher zu sein. genauso STOLZ, wie ich bin, einen ellenbogen zu haben.


es ist unentschuldbar, weil "selbstverständlich".






Geschrieben von: eraser am: 20.02.08, 07:13:10
Sich selbst entschuldigt man eigentlich nur, wenn man sich rechtfertigen muss oder wenn man in der Vergangenheit "entschuldigt wurde" (wenn einem vergeben wurde). Dann kann man sagen, man hätte sich entschuldigt.
Andere um Entschuldigung bitten "Entschuldigen Sie mich" kenne ich auch, wenn man aufs Klo geht im Sinne von "Entschuldigen Sie mich bitte beim Hausherrn (falls er fragen sollte), weil ich abwesend bin (ich geh pissen).
Sonst bittet man eigentlich um Verzeihung.
Im modernen Sprachgebrauch ist das anders, da reicht auch "sorry" oder "pardon".
Ich finde es wichtig, sich zu entschuldigen im Sinne von der Tätigkeit des um Verzeihung bittens, wenn man sich daneben benommen hat oder schwerhörig ist.


Geschrieben von: 55555 am: 20.02.08, 11:07:18
Ich hingegen meine, daß solches Verhalten der Höflichkeit einer Kultur mündiger Bürger widerspricht. Die Höflichkeit ist ein Verhalten, das zu Hofe entstanden ist und dazu diente eigene Machtlosigkeit durch allerlei fiese Tricks wie lügen und betrügen zu kompensieren.


Geschrieben von: eraser am: 20.02.08, 15:21:14
Nein, die Höflichkeit ist eine Methode, die Wahrheit sagen zu können, ohne dafür auf die Fresse zu kriegen.
LGE


Geschrieben von: L4A am: 20.02.08, 15:37:07
Meinst du Folgendes:

Eine Kollegin fragt dich was du von den neuen Klamotten hälst die sie sich gekauft hat.
Du denkst: Falsche Farbe, zu klein, sieht nicht vorteilhaft aus. Die Haut sieht bei der Farbe aus wie ein Quarktopf, die Beine wie eine Wurst in zu enger Pelle, und der Bauch quillt über den Bund, was er bei einer vernünftigen Hose nicht tun würde. Mode halt ...
Sagst: "Oh, die neuen Farben sind ja aussergewöhnlich, sehr interessant! Und deine Haut ist so schön blass, richtig vornehm! Der Schnitt bringt deine Figur richtig zur Geltung!"

Nein, dafür bekommt man sicher keine auf die Schnauze ...