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Geschrieben von: KleinAdlerauge am: 12.02.08, 17:07:28
Zitat:
Sich outen

In bestimmten Gruppen willst Du Dich vielleicht outen und anderen sagen, dass Du autistisch bist. Das ist ganz Deine eigene Entscheidung.
Es kann auch sein, dass Du es nur einem in dieser Gruppe sagen willst, demjenigen, dem Du am besten vertrauen kannst. In dem Fall solltest Du darauf bestehen, dass er es für sich behält, sonst verbreitet es sich hinter Deinem Rücken und Du wirst nie genau wissen, wer Bescheid weiß und wer nicht.
Wenn Du Dich einem anderen das erste Mal outest, ist das natürlich ein schwerer Schritt, aber sobald die Leute Bescheid wissen, kann es sein, dass sie Dir weniger feindselig und dafür verständnisvoller entgegentreten.
Andrerseits kann es sein, dass Du Dich vor so vielen Leuten outest, dass Du bald genug davon hast, es zu erklären.
Sobald Du älter wirst, wirst Du vielleicht das Outen auch als eine wirksame Taktik nutzen. Viele, die es gut mit Dir meinen und etwas erwachsener reagieren, werden Dir dann aber mit konstruktiver Kritik beistehen, dennoch ist es am besten, wenn Du Dich nur jeweils einem Menschen outest.
Dich zu outen kann Dich in den Augen anderer auch interessant machen, sodass Du anderen einiges zu erzählen hast.
Wenn ein anderer, der Dir das Leben vielleicht bis dahin schwer gemacht hat, erfährt, dass Du Autist bist, kann es sein, dass es ihm daraufhin leid tut, das muss aber nicht immer so sein.
Das Schlimmste, was Dir passieren kann, ist, dass andere nach Deinem Outing aggressiver Dir gegenüber werden. Das ist vor allem bei denen der Fall, die Dich sowieso nie leiden konnten und die wenig Ahnung vom Autismus haben.
Es kann problematisch sein, mit Leuten umzugehen, die Dir nicht abnehmen, dass Du Autist bist, aber anderen zu erklären, was Autismus bedeutet, kann auch dazu beitragen, weitverbreitete Mythen über Autismus zu widerlegen, etwa, dass man kein Autist sein kann, wenn man zu Blickkontakt fähig ist oder auch nur, weil man sprechen kann.
Gegenüber Kindern und Teenagern ist es sicher immer besser, sich nicht zu outen, jedenfalls solange man denjenigen nicht wirklich gut kennt.
In der Autismus- und Asperger-Welt gibt es eine nicht geringe Nachfrage nach Erfahrungsberichten von selbst Betroffenen, die aus ihrer Sicht Eltern, Lehrern und professionellen Helfern schildern können, was es heißt, Autist zu sein. Man kann damit sogar Geld verdienen.


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