'können' kennzeichnet die größte Handlungsfreiheit. Es bezeichnet quasi das Recht, etwas zu tun.
'müssen' ist die geringste Handlungsfreiheit. Es bezeichnet quasi die Pflicht, etwas zu tun.
'sollen' ist dazwischen. Es Bezeichnet i.d.R. Situationen, in denen vom Subjekt eine bestimmte Handlung erwartet wird, ohne daß jedoch eine Verpflichtung dazu besteht.
Nicht ganz richtig:
"Können" bedeutet, dass man entweder eine Fähigkeit besitzt, man glaubt eine Fähigkeit zu besitzen, oder dass eine andere Person annimmt/erwartet, dass man eine Fähigkeit besitzt.
z.B.
1. Ich kann laufen.
2. Du kannst mir das doch mal erklären.
3. Kannst du mir die Flasche herreichen?
Im 1. Beispiel besitzt man eine Fähigkeit oder man spricht sich selbst eine Fähigkeit zu. Man kann also etwas oder meint es zu können.
Im 2. Beispiel wird angenommen oder erwartet, dass man eine Fähigkeit besitzt, bzw eine Fähigkeit im Moment ausüben kann, was aber nicht bedeutet, dass man auch tatsächlich jene Fäigkeit besitzt oder jene Fähigkeit ausüben kann.
Im 3. Beispiel ist es ähnlich wie im 2. Beispiel, nur dass es an eine Frage gekoppelt ist und nicht in erster Hinsicht an eine Erwartung.
"Können" hat nichts mit Recht zu tun. Ein Recht wird mit "du darfst" ausgedrückt und nicht mit "du kannst". Etwas zu können bedeutet also nicht, dass man etwas auch gleich darf.
z.B.
1. Ich kann das Schloss knacken.
2. Kannst du mich denn schlagen?
3. Du kannst dem doch eine in die Fresse hauen!
Das 1. Beispiel verdeutlicht, dass eine Person eine bestimmte Fähigkeit besitzt, was aber nicht bedeutet, dass diese jene ohne Weiteres auch ausüben darf.
Das 2. Beispiel ist eine rhetorische Frage. Dabei erwartet eine Person zwar, dass die andere Person es nicht kann, also die Fähigkeit dazu nicht besitzt, aber man erlaubt es ihr damit nicht gleichzeitig, diese auszuüben, sofern sie diese Fähigkeit doch besitzt. Sie darf es also nicht, obgleich erwartet wird, dass sie diese Fähigkeit nicht besitzt.
Das 3. Beispiel ist in erster Hinsicht eine Aufforderung, aber mit dem Aspekt, dass man eine Fähigkeit besitzt. Dies bedeutet jedoch auch nicht, dass man diese erwartete Fähigkeit ausüben dürfte.
"Können" wird immer wieder als Synonym zu "Dürfen" oder "Sollen" verwendet.
Es kommt zwar immer wieder vor, dass jemand mit dem zugesprochenem/erwartetem "Können" einer Person es ihr auch gleichzeitig erlaubt oder befielt, etwas zu machen, aber das ist von der Wortbedeutung her so nicht korrekt. Aus einem zugesprochenem/erwartetem "Können" kann man nicht automatisch schlussfolgern, dass man etwas auch dürfte bzw tun sollte. Es gibt aber Indizen dazu, ob man nun etwas tun darf oder soll, oder nicht. Solch eines kann sein, wenn jemand sich z.B. auf eine bestimmte persönliche Sache bezieht.
z.B.
1. Kannst du schnell mal mein Programm verbessern?
2. Kannst du Korrekturlesen?
Im 1. Beispiel wird eigentlich nur um die Fähigkeit gefragt, ob man etwas eben kann oder nicht. Dabei wird jedoch auch erwartet, dass man das auch macht, sofern man es kann, da Bezug zu einer bestimmten persönlichen Sache ("mein Programm") genommen wird. Logischerweise wird es einem damit erlaubt, das zu machen, was man kann, auch wenn es nicht aus der Frage hervor geht. Sprich, man muss dafür eine gewisse Menschenkenntnis besitzen, um die Erwartung der fragenden Person zu erfüllen bzw erfüllen zu können.
Im 2. Beispiel ist es ähnlich wie im 1. Beispiel. Nur ist es durch das fehlende "mein Programm" unklar, ob man das nun auch tun soll oder darf. Es fehlt dabei der Bezug zu einer bestimmten persönlichen Sache, weshalb sich diese Frage dabei nur darauf beschränkt, ob man nun etwas kann oder nicht. Es besteht also keine Erwartung daran, dass man dies nun auch macht, und keine Erlaubnis dafür.
"Müssen" beschreibt in den meisten Fällen eine Bedingung , die es einzuhalten gilt, um eine bestimmte Erwartung anderer zu erfüllen oder eine bestimmte Konsequenz/Folge zu erzielen.
Ein "Muss" ist also keine Pflicht, da bei einem "Muss" weiterhin die Freiheit besteht eine damit (mit der Bedingung) verbundene Erwartung zu erfüllen oder nicht bzw eine damit verbundene Konsequenz zu wollen oder nicht. Die Konsequenz kann auch das Erreichen eines sich selbst gesetzten Zieles sein, welches man nur erreichen kann, wenn man bestimmte Bedingungen (bestimmte "Müssen") einhält.
z.B.
1. Du musst jetzt damit aufhören!
2. Ich muss das sein lassen, wenn ich weiter kommen will im Leben.
3. Du musst jetzt schlafen, wenn du morgen um 4 raus willst.
Im 1. Bespiel handelt es sich um eine klare Bedingung, aber um keine Pflicht. Wenn man nicht aufhört mit einer Sache, wird die Konsequenz daraus nur eine andere sein, als wenn man damit aufhört. Bzw, man kann der Aufforderung nachkommen, sprich die Erwartung des anderen erfüllen, aber man muss es nicht, was dann aber auch bestimmte Konsequenzen haben wird. Die Handlungsfreiheit ist dabei also weiterhin gewährt, nur die Folge ändert sich je nach persönlicher Entscheidung.
Im 2. Beispiel ist es wie im 1. Beispiel, nur dass die Bedingung von einem selbst verfasst wurde, um ein persönliches Ziel zu erreichen. Einhalten muss man dies aber nicht.
Im 3. Beispiel ist es wie im 1. Beispiel, nur das hierbei eine potentielle Konsequenz noch dazu genannt wird, um die Einhaltung der Bedingung (Dem "Muss) damit zu stützen. Die Bedingung/Forderung wird also mit der entsprechenden Konsequenz gestützt.
"Müssen" ist manchmal eine Voraussetzung für eine Bedingung, wobei die Bedingung dabei selbst wieder ein "Muss" ausdrückt.
Im Beispiel 3 bei der vorhergehenden These könnte man die Folge auch als Bedingung auffassen, wodurch aber das "Muss" zur Voraussetzung zur Erfüllung der Bedingung wird.
Das ist im Prinzip nichts anderes als das "Muss" als Bedingung (Bedingung = Vorraussetzung) nur dass nach der Voraussetzung zur Erfüllung einer Bedingung i.d.R. noch eine Konsequenz folgt. Sprich die Bedingung in weiterer Folge wieder ein "Muss" darstellt.
Bsp:
Damit ich meinen Job nicht verliere, muss ich morgen um 4 Uhr aufstehen. -> Ich muss meinen Job behalten, wenn ich nicht wieder ins Gefändnis muss. -> Ich muss nur ins Gefängnis zurück, wenn ich morgen meine Job nicht verliere.
"Müssen" kann eine Folge einer (temporär) unabänderlichen Tatsache sein.
Steht das Müssen nicht im Sinne einer Bedingung, dann ist dies immer dann der Fall, wenn das Müssen eine Folge darstellt, die nicht mit dem freien Willen abänderbar ist.
z.B.
1. Ich muss sterben, da ich lebe.
2. Ich bin sehr stark alkoholsüchtig, also muss ich Alkohol zu mir nehmen, um nicht am Entzug zu sterben.
1. Beispiel ist eindeutig eine unabänderliche Folge. Jeder der lebt, muss einmal sterben. An dieser Folge kann man bislang nichts ändern als lebendes Wesen. Man kann dabei aber auch sagen, dass die Bedingung fürs Leben ist, dass man einmal wieder stirbt. Nur kann man das nicht frei entscheiden.
2. Beispiel ist an sich ein abänderliche Folge. Man muss nicht Alkohol trinken, um nicht am Entzug zu sterben. Dies ist jedoch an der Bedingung gekoppelt, dass man medizinisch behandelt wird, um den Entzug ohne Todesfolge zu überstehen. Behandelt man hingegen eine schwere Alkoholsucht nicht, muss man i.d.R. an den Entzugsfolgen sterben.
"Sollen" ist eine Empfehlung, etwas zu machen oder nicht zu machen. Dabei kann erwartet werden, dass man etwas erfüllt, muss aber nicht.
Es ist also kein "Muss". Es verhält sich wie beim "Müssen", nur ist eine Erwartung dahinter abgeschächt oder überhaupt nicht vorhanden.
z.B.
1. Du solltest damit aufhören, wenn du mich nicht verlieren willst.
2. Du solltest aufhören dich zu bemitleiden.
Im 1. Beispiel empfiehlt eine Person, dass man etwas sein lassen sollte, wenn man eine Folge vermeiden möchte. Dahinter kann eine Erwsrtung stehen, wie z.B. dass man will, dass sich die Person ändert, muss aber nicht.
Im 2. Beispiel ist es wie im ersten Beispiel, nur ohne genannte Folge. Auch hier kann eine Erwartung dahinter stehen, muss es aber nicht. Es kann auch nur ein reiner Ratschlag sein, damit die angesprochene Person z.B. erkennt, dass sie ihr eigenes Leben verbessern könnte, wenn sie mit etwas aufhört. Befolgt diese angesprochene Person nun den Ratschlag oder nicht, kann der ratenden Person hingegen völlig egal sein, da sie diesen Ratschlag mit keiner persönlichen an die angesprochene Person gerichtete Erwartung knüpft.
L.G.
S.F.