Hm, kann es sein, dass das, was sich hier grade entwickelt, auch was damit zu tun hat, dass du, Uppsdaneben, dich eher in Leute reinversetzen kannst, die keine Lust auf Feiertagsrituale im erweiterten Familienkreis haben?
Das geht mir übrigens genauso. Aber gut, es gibt eben auch Leute, denen es genau anders geht. Also haben wir da ein Problem und eigentlich die Frage: Wie kann man es lösen?
Der grundlegende Ansatz, dass du es selbst lösen musst, Liselotte, und das nicht von deinen Geschwistern erwarten kannst, ist völlig richtig. Jeder Versuch, es anders zu machen, führt zu nix wie Trabbel.
Viele hier kennen das übrigens andersrum: Zu Familienfeiern gezwungen zu werden, zu denen man gar keine Lust hat. Dann womöglich sich noch die ganze Zeit "benehmen" müssen und am Ende Ärger kriegen, weil man doch wieder was falsch gemacht hat. Oder sowieso Ärger kriegen, weil die lieben Verwandten die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen können, einem wieder mal zu erzählen, wie missraten man doch sei. Zwischen diesen "Sonntagspredigten" auch noch Weihnachtslieder singen müssen... "Rieselt Frieda niiiedaha..." soll ich als Kind immer gesungen haben.

*brrr* Und natürlich durfte ich ausschließlich zu Weihnachten singen und bekam dann hinterher eine Predigt, dass es erbärmlich sei mit meinem Gesang. Hab ich übrigens elenderweise auch selbst gehört, weil so unmusikalisch bin ich gar nicht. An meine hilflosen Erklärungsversuche, dass ich wohl weiß, wie der richtige Ton klingt, aber meine Stimme leider beim Singen nicht das macht, was sie soll, kann ich mich auch noch erinnern. Wie oft im Leben hab ich bloß schon versucht, das Leuten zu erklären?
Erstaunlicherweise hat dann mein Ex, der selbst Musiker ist, quasi "entdeckt", dass ich durchaus musikalisch bin - wenn man mal davon absieht, dass meine Stimme nicht immer da landet, wo sie hin soll, und auch das Rhythmusgefühl nur auftaucht, wenn es sich gänzlich unbeobachtet fühlt (auch von mir selbst).
Für die einen ist so eine Familienfeier also ein echtes Highlight, und für die anderen ein Graus. Für den Ansatz, Leute zu Familienfeiern quasi moralisch zu nötigen, wirst du hier nicht viele Fürsprecher finden. Ich habe das jetzt bewusst etwas überspitzt formuliert, weil ich denke, dass das bei manchen auch so ankommt und entsprechend scharf reagiert werden könnte. Klar, auf einer *freiwilligen Ebene* ist da auch manchmal ein bisschen Pflicht dabei, die man dann aber gern annimmt. So war es z.B., als ich noch mit meinem Ex zusammen war, für uns beide eine Selbstverständlichkeit, dass seine mittlerweile schon recht alte Mutter bei solchen Gelegenheiten dabei war. Entweder wurde bei ihr gefeiert oder bei uns (also was du dir auch vorstellst). Und wenn sie (wie eigentlich immer) wieder davon anfing, was sie bloß falsch gemacht hat bei der Erziehung von meinem Ex, dann hat er das mit bewunderungswürdigem Langmut über sich ergehen lassen. Ich habe viele Jahre lang nicht verstanden, wie man sich sowas bloß gefallen lassen kann, aber zum Schluss hab ich doch noch kapiert, dass die beiden sich im Grunde aufeinander verlassen können und dass das viel wichtiger ist als dieser auch bereits rituelle Monolog.
Aber du bist noch jung und hast auf die Dauer echt mehr davon, wenn du dich unabhängig machst von deinen Geschwistern, auch in Bezug auf Feiertage.