Schamanin
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Hallo 5555,
leider, weil es für mich schmerzhaft ist und ich am Anfang Sorgen hatte, euch mit unbedachten Äußerungen zu verletzen und für unklärbare Mißverständnisse zu sorgen. Mit euch ist es aber leichter, als mit den Menschen, die mich derzeit umgeben.
sehr gering befahrene Straße, leben am Land, weit ab von Menschenmassen und Lärm.
Erbrochen hat er aus vielerlei Gründen. Es war auch auf's Spazierengehen zurückzuführen. Es dauerte lange, bis ich begriff, dass er lange braucht um sich an neue Orte zu gewöhnen. Lange Zeit gingen wir dann nur einen Waldweg und Meter für Meter haben wir neue Bereiche erobert.
Klar ist die Nacht ruhiger, da ertrug er meine Gegenwart und er wollte entdecken, leider kam ich mit dem Schlafmangel nicht zurecht. Zum Glück für mich und meine anderen Kinder fällt es ihm jetzt leichter auch am Tag zu leben.
Er begann es einzufordern, zB in dem er mir seine Hände entgegen streckte, damit ich sie beklopfte oder seinen Kopf. Manchmal drückte er mir auch den Stachelball in die Hand. Ich versuchte, so behutsam, wie möglich zu sein. Er war in der Therapie einfach wacher, interessierter. Da waren die Reize, die er verarbeiten konnte, zb rauhe Bürsten. Das war ein Spielzeug, dass meine anderen Kinder nicht interessierte.
Ohrstöpsel: Lärmreduktion. Den Haushalt wie Staubsaugen, Abwaschen, erledige ich, wenn er nicht zu Hause ist. Wir vermeiden überfüllte Spielplätze, Einkaufszentren. Ich sprech sehr wenig mit ihm, Musik nur die ihm gefällt, war nicht so leicht das rauszufinden. Am Anfang merkte ich einfach, dass er bei passender Musik am ganzen Körper nicht so verkrampft war. Er schielt dann auch weniger. Mit Fingern am Kopf klopfen, was er auch mag ins Ohr flüstern. Anderes läßt er nicht zu.
Er schielt weniger, er kann schaukeln, er kann sich drehen, er zeigt mir, er bewegt sich sicherer, er interessiert sich dafür, was seine Brüder machen, er probiert mehr, er verkrampft sich nicht mehr so, seine Zärtlichkeitsbezeugungen sind nicht mehr so schmerzhaft (er hatte die Angewohnheit mich links und rechts bei den Haaren zu packen und zu beißen - Abwehr war anders, da drehte er sich einfach weg). Essen funktioniert besser, ich kann auch seine Bettwäsche waschen, ohne dass er 3 Tage nicht schläft.
Okay, unter dem Aspekt der Fülle, kann ich jetzt mit der weißen Wand etwas besser umgehen.
Er macht die Tür auf und wenn sie versperrt ist (das ist am Morgen, um 4 Uhr bin ich noch nicht in der Lage hinter ihm herzusein und Schaden zu vermeiden) rüttelt er daran herum. Früher machte er die Tür von selbst zu. Außerdem heult er jetzt, das ist ganz neu. Er war sehr, sehr leise. Laute gibt er erst seit kurzem von sich.
Also, zb Spielzeug, dass ihn interessiert, kann er nicht benutzen, es ist schwer ihm zu zeigen, wie es geht. Also führt er meine Hand, damit das passiert, was er will. Es ist schwer geeignetes Spielzeug zu finden, da er mit seinen Händen sehr wenig machen kann. Auch am Peziball kann er noch nicht alleine hüpfen. Er stellt sich dann davor hin und ich weiß, dass jetzt hüpfen angesagt ist. Dann wirft er sich vor und zurück und ich bin ko. Oder er bringt mir die Flöte, dann halte ich sie ihm zum Mund und er kann reinpusten. Er schmeißt auch noch die meisten Sachen einfach in der Gegend rum und ich kann ihn damit nicht alleine lassen. Also ist das meiste weggeräumt, in der Zwischenzeit weiß er, wo es ist und er führt mich hin (ist auch erst seit kurzem).
Er ist leider noch sehr selbst- und fremdgefährdend. Er könnte keine Hilfe holen. Ich hätte ein sehr schlechtes Gefühl dabei, vor allem da ich auf Grund unseres Landlebens für Besorgungen weitere Wege habe.
Ja, das veränderte Lebensumfeld bedeutet viele Mühen, er dankt es mir, wenn er mich dann mit seinen blauen Augen anstrahlt und nicht nur mehr vor der Wand sitzt, bzw. nicht mehr nur in seinem Zimmer sitzt. Er hat jetzt auch die Stiegen in den 1. Stock entdeckt (dort sind die Zimmer seiner Brüder)
Mit dem Denkfehler hast du recht, bis jetzt hatte ich niemanden, mit dem ich das reflektieren kann. Das letzte was ich möchte, ist ihn zu bemitleiden. Aber ich kann, so gut es geht darauf Rücksicht nehmen, manchmal überschreitet es halt meine Grenzen bzw. die seiner Brüder.
Ja, Normalos entgeht sicher einiges und ich hab selbst meine Probleme mit den Zwängen und Notwendigkeiten. Ich erlebe meinen Sohn im großen und ganzen auch als unheimliche Bereicherung. Wenn nur mein "autistisch" besser wäre.
Freu mich auf den weiteren Austausch mit euch.
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