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Selbstfreundlichkeit

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04.08.15, 00:30:40

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Zitat:
Unsere Gesellschaft, so sieht sie es, sei nicht gerade von Wohlwollen für sich und andere, sondern eher von Wettbewerb und Leistungsdenken geprägt. "Zu lernen, sich selbst liebevoll zu umsorgen", so Brähler, "und zu erfahren, dass man auf diese Weise den Widrigkeiten des Lebens etwas entgegenzusetzen hat, das ist für viele Leute ungeheuer entlastend." Sind die Grundsätze von Selbstfreundlichkeit und wohlwollender Akzeptanz sich selbst und anderen gegenüber erst einmal verinnerlicht, so Brähler, werde das Bewusstsein ruhiger.

Quelle
05.08.15, 10:06:09

Antares

Also diesen Satz unterstreiche ich voll und ganz, den Artikel dazu nicht ganz so ;)
05.08.15, 12:07:02

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Sehe ich ähnlich. ;)
06.08.15, 22:28:20

drvaust

Ich verstehe nicht richtig, wie man sich selber gegenüber handeln kann.
Ich bin ich, ich bin immer in mir, ich bin mit mir identisch, ein untrennbarer Bestandteil von mir, usw.. Ich kann mich zwar manchmal wie von außen beobachten, aber ich kann mich nicht von mir trennen.
Ich bin immer der Mittelpunkt meiner Welt, ich sehe nur mit meinen Augen, ich höre (vereinfacht) nur mit meinen Ohren, ich denke (vereinfacht) nur mit meinem Gehirn, ich handle nur mit meinem Körper, ich empfinde nur mit meinem Körper/Gehirn usw..
Wie kann ich da mir selber gegenüber handeln? Selbstverständlich muß ich mich liebevoll umsorgen, sonst geht es mir nicht gut, das ist eine Grundvoraussetzung meiner Existenz als Person, Selbsterhaltung. Wer soll sich sonst richtig um mich sorgen, nur ich weiß richtig, was ich brauche?
Auch Selbstkritik im Sinne von Verurteilung verstehe ich nicht. Ich kann meine Fehler analysieren, erkennen, bewerten und daraus lernen. Aber ich habe zu dem Zeitpunkt so gehandelt, wie ich das für richtig hielt, nach bestem Wissen und Gewissen, dafür kann ich mich nicht verurteilen, wenn ich micht geirrt hatte.
Wie kann sich jemand mit sich selber streiten, als wäre er verschiedene Personen? Diese Angelegenheiten verstehe ich nicht.
06.08.15, 23:34:24

Fundevogel

Ich fände es sehr sinnvoll, wenn diese Trainings den Psychologen in der Schulberatung, in therapeutischen Praxen oder Hilfeträgern der verschiedensten Art angeboten würden.
Da findet nämlich relativ selten Selbstspiegelung der eigenen Denk- und Verhaltensmuster statt.
Von Tobsuchtsanfällen, über illegales Abhören der Kollegen bis hin zu massivem Machtmissbrauch ist mir alles untergekommen.
07.08.15, 16:19:28

Antares

geändert von: Antares - 07.08.15, 16:31:02

Zitat von drvaust:
Wie kann sich jemand mit sich selber streiten, als wäre er verschiedene Personen? Diese Angelegenheiten verstehe ich nicht.

Dazu muss innerlich ein Prozess irgendwann stattfinden, durch den man sich innerlich "spaltet". Es sind dann zwar nicht mehrere Personen, aber verschiedene Selbstanteile. Ein Bsp:

Schritt 1

Man hatte als Kind Eltern, die einen immer schimpften als das was man ist und ist als Kind den Weg gegangen sich selbst dafür zu hassen, wie man ist, weil einen die Eltern so hassen.

Schritt 2

Als nächsten Schritt baut man sich dann ein Konstrukt innerlich auf, das eigentlich gar nicht man selbst ist, sondern man versucht jemand zu sein, der man nicht ist. Das ist dann das aktuelle Selbst im jeweiligen Jetzt

Schritt 3

Um das Chaos perfekt zu machen, gibt es noch ein Selbst für die Zukunft, das dann irgendwie aussehen wird, das angestrebt ist. Ein Erwachsenes Selbst sozusagen.

Ist man nun ein konsturiertes Selbst, wird aber das eigentlich Selbst immer wieder hochkommen, denn man ist ja immer noch so wie immer eigentlich, also irgendwo in sich. Dieses Schauspiel kann man nicht nonstop aufrecht erhalten. Kommt das durch, schimpft man sich in diesem Bsp dann wie seine eigenen Eltern, weil die Anteile davon geschimpft gehören. Man ist ja nun das jetztige Selbst, das man aufgebaut hat, weil man selbst gehasst wurde und begann sich selbst zu hassen. Kommt dann noch das erwachsene Selbst durch, wirds endgültig kompliziert, denn dann gerät man auch noch ins zweifeln ^^

Das wäre ein möglicher Weg, wie man völlig wirr im Schädel werden kann und so etwas entsteht. Es gibt Psychologen / Psychiater die sowas auflösen sich mal ausgedacht haben, weil das wohl mehr Leuten passiert. So jemand hier erklärt das so, mir hat er gefallen, weil ich das bei mir zumindest so beobachtete, wie er das dann beschrieb, nur dass er im Gegensatz zu mir auf diese Idee kam, wie man das wieder los wird: http://www.e-r-langlotz.de/

Dann hörte das auf bei mir, nachdem ich das ausprobierte. So ein paar Tendenzen hatten sich bei mir aus der Schulzeit ab dem Gymnasium entwickelt, als ich Bestrebungen begann "Normal" werden zu wollen. Ein Teil Autist so bin ich, ein aktueller Anteil Normalversuch so will man mich haben und das unmögliche Ding dessen, was daraus werden könnte... das fühlte sich innerlich sonderbar an.

Das geht somit auch ohne solche Hass-Eltern, das funktioniert auch bei genügend Input von Außen man muss ja endlich normal werden, jetzt ist man ja schon sooo alt, lässt man sich das einreden.

So... nun weißt Du immerhin eine Möglichkeit, wie sowas enstehen kann. Gibt bestimmt mehr ;)

07.08.15, 17:05:32

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Im Zitat wird thematisiert, daß Menschen dazu gebracht werden sich nach Kriterien wie "Leistung" zu messen und sich vielleicht in einem psychosektenartigen Massenumfeld bewegen, in welchem man stark unter Druck gesetzt und ausgegrenzt wird, wenn man Normvorstellungen nicht entspricht. Solche Menschen wissen oft gar nicht was sie wollen, auch wenn sie es von sich vermutlich oft behaupten würden.
 
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