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Können Autisten flexibel sein?

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07.11.10, 13:26:18

zoccoly

Ich bin flexibel, so lange man mir nicht einen Weg vorschreibt, wie ich etwas zu lösen habe.
Muss ich einen Weg "mitgehen", den ich als Anweisung erhalte, den ich aber nicht als vernünftig anerkenne, erlebe ich eine innere Blockade.
07.11.10, 13:33:35

argus

hi 55555,
was meinst du mit unflexibler in bezug auf Rudelempfinden?
Mir kommt es insofern unflexibel vor das Menschen vieles einfach grundlos machen.
07.11.10, 13:37:37

starke Dame

Zitat von 55555:
...sind NA wohl teils deutlich unflexibler, z.B. was ihr Rudelempfinden angeht.


Das habe ich in dieser Schulung auch gehabt. Hier wird speziell darauf eingegangen, dass man sich von diesem gesellschaftlichen Druck freimachen soll.

Ich weiß, dass es im Moment noch so ist, dass die meisten nichtautistischen Eltern, ihre autistischen Kindern auf Grund des gesellschaftlichen Druck etwas erreichen wollen, was nicht geht. Denke aber, würden sie sich mehr in dieser Richtung bilden, könnte es sich irgendwann verändern.

Vielleicht wird es irgendwann so sein, dass genauso wie der Schlagstock aus der Schule verbannt worden ist, irgendwann Zwänge auf Grund der Gesellschaft nicht mehr zum guten Ton gehören und man endlich auf sein Bauchgefühl hört.


07.11.10, 15:20:46

55555

Im Grunde wollte ich darauf hinaus, daß Flexibilität als isolierter Wert kaum taugt. "Zu allem fähig" ist daher meist auch keine Wendung, die in der Regel positiv gemeint ist. Eine wesentliche Rolle spielt z.B. ein übergeordnetes Normensystem, moralische Vorstellungen. Jemand, der Dinge stiehlt ist vielleicht flexibler als jemand, der es nicht tut - ja und? Flexibilität kann höchstens etwas sein, das Sklavenhalter und Personen in ähnlichen Positionen schätzen, etwas das auf Unmüdigkeit der flexibel sein sollenden Person hindeutet. Flexibilität ist die Verformbarkeit für einwirkende Kräfte. Oft wird mit dem Begriff auch kaschiert, daß es eigentlich darum geht jemandem eigene Normensysteme aufzudrängen.
07.11.10, 17:37:23

starke Dame

55555, ich weiß nicht ob das jetzt ganz objektiv ist. Es kann aber auch so sein, dass ich Dich nicht 100%ig richtig verstehe.

Richtig ist, dass Flexibilität, so extrem (Beispiel Sklaverei) missbraucht werden kann. Siehe, Autisten in Heimen, oder Autisten bei Pro-ABA-Eltern.

Richtig ist, dass wahrscheinlich beide Nichtautisten und Autisten in grunde genommen, sehr flexibel sind, wenn ihre eigenen Interessen vordergründig sind.

Richtig ist, dass Nichtautisten öfters geneigt sind, auf Druck von der Gesellschaft, nachzugeben.


Nur - das:

Zitat von 55555:
Im Grunde wollte ich darauf hinaus, daß Flexibilität als isolierter Wert kaum taugt.


bereitet mir Verständnisprobleme.


Ist das so gemeint, dass im Prinzip, jeder, wenn er unabhängig für sich wäre, äußerst flexibel ist und dass die Gesellschaft, oder eine andere Person, gegenüber dem Menschen, der flexibel sein soll, garnicht beurteilen kann, wie flexibel er ist?

Ist das genauso zu verstehen, wie das das Wort Behinderung ein Unwort ist und die Person, die z.B. blind ist, sich garnicht als behindert empfindet und genauso zurecht kommt.

Und die Person, die als unflexibel angesehen wird, genau genommen flexibel ist, da sie in gewissen nicht normorientierten Zuständen, völlig flexibel ist?

Oder verstehe ich alles gerade komplett falsch und sollte erst einmal eine Nacht drüber schlafen und nachdenken?
07.11.10, 18:16:09

Fundevogel

Flexibel zu sein kann im reinen Wortsinne auch bedeuten, sich beugen zu können:

einem schlüssigen Argument, hinter dem man nicht selbst stehen muss,

in einem Achtungsverhältnis als Geschenk im Sinne einer Verbeugung,

zur Vorbeugung, um jemanden anderen nicht Gespött preis zu geben?

07.11.10, 19:48:01

55555

Ich meinte damit, daß Flexibilität an sich eher wertneutral verstanden werden sollte. Der Threadtitel scheint mir jedoch zu unterstellen Flexibilität sei eine positive Eigenschaft, so wie es heute oft propagiert wird, z.B. in Stellenanzeigen (!) als Anforderung.
07.11.10, 19:51:15

starke Dame

5, ok. Danke - jetzt habe ich es verstanden, wie Du es meinst.
07.11.10, 22:08:46

argus

Wie könnte man dann einem starren Normen-System entfliehen,welches regelrecht falsche Werte impliziert?
07.11.10, 22:14:24

zoccoly

Beruflich scheint es heute gar nicht mehr in Deutschland möglich zu sein oder du hast Glück und findest eine Nische und kannst dort dein "Ding" machen.
07.11.10, 22:59:13

argus

drum bin ich bloß froh,das heute nicht morgen ist.
07.11.10, 23:04:25

Fundevogel

argus/zoccoly: Fliehen ist ein Dauerlauf, der so viel Energie verbraucht wie aktiv Mitgestalten? Wenn schon Flucht, dann doch lieber die Flucht nach vorn.
Kann auch am Naturell liegen;).
 
 
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