Community zur Selbsthilfe und Diskussionsforum für alle weiteren Fragen des Lebens. Fettnapffreie Zone mit demokratisch legitimierten Moderationsregeln.
Von Autisten lernen heisst lieben lernen. Ehrlich, nüchtern, authentisch, verrufen, fair, sachorientiert: autistisch.
- Für neue Besucher und Forennutzer gibt es [hier] eine Anleitung inkl. Forenregeln. -

Tipp: Wenn https bei der Forennutzung Probleme macht: autismus-ra.unen.de; wenn https gewünscht wird: autismus.ra.unen.de
 

Können Autisten unvernünftig sein?

original Thema anzeigen

 
25.09.10, 21:02:22

Fundevogel

NA verspüren manchmal Lust, gegen die Vernunft zu handeln und haben Vergnügen daran.

Manchmal handeln sie auch gegen jede Vernunft im Wissen darum, dass es garantiert schief geht, kalkulieren sozusagen das Scheitern ein (Trotz).

Machen Autisten das auch?

Gilt das an die Gesellschaft angepasste Leben als unvernünftig?
25.09.10, 21:53:51

haggard

ich vermute, autisten sind aus sicht anderer ganz oft allein schon deswegen in vielen handlungen "unvernünftig", weil sie autisten sind und entdecken wollen.;)
25.09.10, 22:02:07

zoccoly

Ich bin im Augenblick bewusst "unvernünftig", da ich mich oute und damit Zeichen setzen möchte.
Mein Sohn war unvernünftig,war sich dessen bewusst, hatte aber keine Kraft vernünftig zu sein.
25.09.10, 23:59:58

55555

Nach meinem Eindruck wäre es hier vernünftig erstmal "Vernunft" zu definieren.
26.09.10, 10:09:40

Mama

geändert von: Mama - 26.09.10, 10:10:04

Ja, dann könnte ich diesen Begriff vielleicht auch verstehen.

26.09.10, 12:30:40

Löwenmama

"Unvernunft" in welchem Sinne?? Sich selbst in Gefahr bringen? Geld ausgeben,das ich nicht habe und anschliessend Schulden haben? Oder etwas essen, obwohl ich weiss, dass mir davon schlecht wird?? Was genau meinst du mit deiner Fragestellung??
26.09.10, 13:54:22

Quadriga

geändert von: Quadriga - 26.09.10, 14:24:52

Ein Synonym von Vernunft ist die Ratio. Ratio bezeichnet die Fähigkeit der Erkennung von Zusammenhängen, derer Einschätzung, Beurteilung und Überblickung. Weiteres Synonym dazu oder auch Vorraussetzung dafür ist die Intelligenz.
Im weiteren Sinne stellt die Vernunft also auch die Fähigkeit dazu dar, sich zweckgemäß, sinnvoll und vorteilhaft für eine Sache, für die Umwelt, für Personen, oder für sich selbst zu verhalten. Im moralischen Sinne stellt es wohl auch ein gutes, wohlwollendes Verhalten dar.

Die Unvernunft stellt demnach die Unfähigkeit dazu dar. D.h. man handelt für sich z.B. nicht vorteilhaft, sondern eher schadhaft. Dies kann häufig durch intensive Emotionen bedingt sein bzw verursacht werden, in welchen man dann eben unvernünftig, für sich oder für andere schadhaft, unüberlegt handelt. Die Ratio wird daher wohl häufig auch als Gegenstück der Emotion betrachtet. Es kann aber auch andere Auslöser/Arten der Unvernunft geben; z.B. die bewusste Entscheidung für eine Sache, obwohl man sich derer negativen Folgen bewusst ist, diese aber dabei ignoriert, also darüber nicht weiter nachdenkt, wie z.B. beim Rauchen. Es ist also unvernünftig zu Rauchen, wenn ich mir dabei bewusst bin mir selbst Schaden zu zufügen, und diese Tatsache ignoriere.

Dem zu Folge handel ich schon auch unvernünftig.

Unvernünftig kann es daher auch sein, wenn man aus Neugierde einen Roten Knopf in einem Gebäude drückt, um herauszufinden, was passiert dadurch. Es ist eine unüberlegte Handlung; es wird dabei nicht bedacht, dass dies evtl auch negative Folgen für einen selbst haben könnte. Vernünftig wäre es in diesem Fall, zu erfragen, was passiert, wenn man den Knopf drückt, da man dadurch mögliche negative Folgen für sich und auch andere vermeidet.

Die Fähigkeit zur Vernunft besitzt wohl nicht jeder Mensch in gleicher Intensität. Ich denke auch, dass man diese Fähigkeit dazu in seinem Leben erst erlernen muss, und ein Kleinkind nicht unbedingt in der Lage ist vernünftig zu denken und zu agieren, sofern es noch keine Erfahrungen dazu gemacht hat.

Weiters denke ich auch, dass Drogen, wie Alkohol, die Fähigkeit zur Vernunft mindern oder ganz aufheben können für einen bestimmten Zeitraum. Aber auch äußere Umstände, wie z.B. ein unterdrückendes Umfeld, können die Fähigkeit zur Vernunft mindern, wobei dies dann meist wieder eher durch Emotionen bedingt ist.

Edit:
Um direkt auf die Fragen von Fundevogel einzugehen:

Zitat:
NA verspüren manchmal Lust, gegen die Vernunft zu handeln und haben Vergnügen daran.

Diese Lust verspüre ich normalerweise nicht, und ich habe kein Vergnügen daran gegen die Vernunft zu agieren. Wenn ich das mache, habe ich meist ein intensives schlechtes Gewissen dabei/danach.

Zitat:
Manchmal handeln sie auch gegen jede Vernunft im Wissen darum, dass es garantiert schief geht, kalkulieren sozusagen das Scheitern ein (Trotz).

Dies kann bei mir vorkommen, wenn ich z.B. in einer akuten Notlage bin, und versuche mir selbst zu helfen, aber mir eben bewusst bin, dass meine Art der Selbsthilfe scheitern wird, weil sie nicht bedacht ist bzw werden konnte; z.B., wenn ich jemanden anderen wegstoße, damit jener mich nicht mehr bedrängt.

Trotz hingegen muss nicht unbedingt unvernünftig sein. Es kann insofern auch vernünftig sein, dass man damit anderen passiv signalisiert, dass man eine bestimmte Sache oder Handlung nicht mag und nicht tolerieren kann.

Zitat:
Gilt das an die Gesellschaft angepasste Leben als unvernünftig?

Ich denke nicht unbedingt, sofern dadurch kein Nachteil für einen selbst entsteht. Wenn ich mich z.B. daran anpasse, dass am Sonntag die Geschäfte geschlossen sind, und dies auch akzeptiere, dann ist das nicht unvernünftig, da ich ja auch die Möglichkeit habe am Samstag das für Sonntag einzukaufen. Ich schadet mir also nicht, wenn ich mich an diese gesellschaftliche Gegebenheit anpasse. Unvernünftig ist es dabei dann, wenn ich es nicht toleriere und daher in ein Geschäft einbreche, auch im Willen das, was ich entwende, zu bezahlen.

Unvernünftig ist es auch, wenn ich mich einem 8 Stunden Schultag unterziehe, da es mir wahrnehmbar schadet, bzw es mir sehr viel Energie kostet, so dass ich nacher i.d.R. immer erstmal KO bin. Es ist in anderer Hinsicht trotzdem vernünftig das zu tun, da ich mir dadurch auch die Möglichkeit schaffe später studieren zu können und dannach evtl ein für mich günstigeres Leben erzielen kann.

Unvernünftig ist es auch, dass ich hier öffentlich schreibe, da ich nicht absehen kann, was für Folgen das für mich haben könnte.
26.09.10, 14:05:05

Mama

Zitat von MoRtiFeR:
Vernünftig wäre es in diesem Fall, zu erfragen, was passiert, wenn man den Knopf drückt, da man dadurch mögliche negative Folgen für sich und auch andere vermeidet.

Und wenn ich das Erfragte nicht umsetzen kann (es mir nicht vorstellen kann) und daher doch den Knpf drücke? Dann handel ich für andere unvernünftig für mich aber vernünftig.
Irgendwie schwammig! Oder habe ich das immer noch nicht verstanden?
26.09.10, 14:23:17

Quadriga

geändert von: Quadriga - 26.09.10, 14:30:46

Nein, dann handelst du in beiden Fällen unvernünftig. Vernünftig wäre es dann, wenn du weder es erfrägst, noch den Knopf drückst.
Wenn du es nicht erfragen kannst, aus welchen Gründen auch immer, ist es eben vernünftig das auch nicht zwanghaft zu machen, aber das begründet dennoch nicht, dass es dann vernünftig sei den Knopf zu drücken.

-> Nur weil das eine schlecht ist, bedeutet das noch lange nicht, das daher das andere gut sei.

>Oder habe ich das immer noch nicht verstanden?
Ich denke ja.

Edit: Sorry, habe den Satz wohl falsch verstanden. Wenn du das Erfagte dir nicht vorstellen kannst, ist das deine Sache bzw dein Problem, und du könntest evtl auch noch nach anschaulicheren Erklärungen fragen oder suchen. Nur weil du dir es nicht vorstellen kannst, begründet es das aber dennoch nicht, dass du eben diesen Knopf drückst und dies daher vernünftig sei.
26.09.10, 14:30:22

Mama

Zitat von MoRtiFeR:
Nein, dann handelst du in beiden Fällen unvernünftig. Vernünftig wäre es dann, wenn du weder es erfrägst, noch den Knopf drückst.
Wenn du es nicht erfragen kannst, aus welchen Gründen auch immer, ist es eben vernünftig das auch nicht zwanghaft zu machen, aber das begründet dennoch nicht, dass es dann vernünftig sei den Knopf zu drücken.

???
Ist Vernunft vielleicht einfach nur Ansichtssache? Das ich in einen Laden nicht einbrechen darf ist mir klar. Aber wer bestimmt was vernünftig ist?
Ich stoße hier gerade wieder mal an meine Grenzen.
26.09.10, 14:39:33

Quadriga

geändert von: Quadriga - 26.09.10, 15:06:02

Zitat:
Ist Vernunft vielleicht einfach nur Ansichtssache?

Ich denke nicht. Vernunft ist für mich etwas Übergeordnetes und Beständiges und Eindeutiges, im Grunde eine sehr objektive Fähigkeit, weniger subjektiv.
Ich analysiere dabei mein Handeln und Tun, bzgl der Folgen für mich, andere, der Umwelt, usw, erkenne die Zusammenhänge und differenziere es in einzelne Bereiche, welche sich erstmal grob in vorteilhaft und schadhaft untergliedern. Ziel der Vernunft ist es im Grunde, möglichst für keinen schadhaft zu agieren, überlegt zu handeln, und sich der Folgen bewusst zu sein oder zumindest Folgen abzuschätzen, und bewusste Folgen auch nicht zu ignorieren in seinem Handeln.

Zitat:
Aber wer bestimmt was vernünftig ist?
Im Grunde das Wort an sich.

Edit:
Ich denke, das Problem, das du hast, ist jenes, dass man bei der Vernunft nicht geradlinig, in einer Dimension, denken darf. Denn eine Sache kann sowohl vernünftig als auch unvernünftig auf einer niedrigeren Ebene sein, aber in höheren Ebenen, bzw im Gesamten, kann man es i.d.R. detailierter untergleidern.

Edit:
Und der Mensch kann sich wohl nicht vorstellen, dass eine Sache zwei oder mehr Werte haben kann. Also f(3) = 5 = 7 = 11. Das ist im Grunde falsch nach unserem Denken, aber ich denke, es muss nicht unbedingt falsch sein in einer anderen Denkweise. Nur wenn ich sowas sage, bekomme ich ne 6, oder werde als blödsinnig bezeichnet. ^^

Edit: Ich versuch mal ein Beispiel zu machen.

Einbruch kann sowohl vernünftig als ach unvernünftig sein, da es auf viele Faktoren dabei ankommt. Wenn ich z.B. am Verhungern bin, ist es für mein Wohl sehr vernünftig in einen Laden mit Essen einzubrechen, aber dennoch ist es unvernünftig für mein Wohl, weil dadurch die Folge für mich droht, dass ich eingesperrt werde, also Freiheit verliere. Betrachtet man es aus dem Aspekt meines Überlebens ist es dennoch vernünftig, dass ich es tue. Es bleibt im Bezug auf den Schaden, den ich für den anderen anrichte, unvernünftig. Weiters muss man dabei noch bedenken, ob es nicht einen anderen Weg gibt, um das Verhungern meiner Person zu verhindern. Es muss also auch das bedacht werden, damit so ein Einbruch an sich als Vernünftig für die eigene Person angesehen werden kann. Gibt es einen anderen Weg, z.B. dass ich mich an die Tafel wende, um Essen zu erhalten, dann ist der Einbruch in allen Fällen unvernünftig. Nur wenn es keine andere Möglichkeit für mich gibt, ist es eine vernünftige Handlung. Da es i.d.R. aber in unserem Land viele Möglichkeiten gibt, um an Essen zu kommen, wird ein Einbruch wohl niemals eine vernünftige Handlung darstellen. Sollte ein Weltkrieg ausbrechen, ändern sich jedoch die Umstände, es droht Nahrungsknappheit, und es wird nicht mehr viele Möglichkeiten geben, um an Nahrung zu kommen, dann kann auch ein Einbruch für das eigene Überleben vernünftig sein, wobei es dann auch vernünftig für den Ladenbesitzer sei, dass Essen zum Wohl für alle zu verteilen, aber nur auf der Gemeinschaftlichen Ebene, auf der egoistichen Ebene scheint es im ersten Hinblick vernünftig zu ein, das Essen nicht freiwillig zu teilen, aber diese Handlung ist eher unvernünftig, wenn man bedenkt, dass dann hungernde Massen den Laden stürmen und auch beschädigen werden, also mehr Schaden dadurch entstehen wird, also sonst.

Wie gesagt sollte beim überlegten Handeln möglichst keine Schädigung aller stattfinden. Dies ist jedoch Utopisch, und wird in der Praxis so wohl nicht funktionieren, vorallem da auch das kapitalistisch-egoistische Denken sehr stark verbreitet ist in der Menschheit.
26.09.10, 15:39:25

Mama

Zitat von MoRtiFeR:
Also f(3) = 5 = 7 = 11. Das ist im Grunde falsch nach unserem Denken, aber ich denke, es muss nicht unbedingt falsch sein in einer anderen Denkweise. Nur wenn ich sowas sage, bekomme ich ne 6, oder werde als blödsinnig bezeichnet.

Blödsinnig von den Leuten, die es so bewerten. Engstirnig auch....aber viele Wissenschaftler wurden belächelt und später gepriesen.

Zitat von MoRtiFeR:
Wie gesagt sollte beim überlegten Handeln möglichst keine Schädigung aller stattfinden.

Dann handel ich zeitweise sehr unvernüftig, da ich mir der Tragweite nicht bewußt bin.

Und ich bleibe dabei!
Vernunft ist oftmals Ansichtssache.
 
 
Powered by: phpMyForum 4.1.55 © Christoph Roeder