Den jüngeren Geschwistern schaden
15.08.09, 18:37:21
feder
geändert von: feder - 15.08.09, 18:42:08
Im Rahmen eines familiären Gesprächs wurde erwähnt, der jüngste Spross der Familie müsse vor der rund 2 Jahre älteren Schwester geschützt werden, weil ältere Kleinkinder ihren jüngeren Geschwistern völlig bewusst Schaden zufügen würden (als Beispiel wurde Versuch des Augenausstechens angeführt, wobei betont wurde, dass solches zum Glück noch nicht vorgekommen sei). Deswegen würde das ältere Kind auch weitgehend bei den Grosseltern leben, weil die Mutter völlig überfordert wäre, ständig darauf zu achten, dass sich die Kinder nicht zu Nahe kommen. Diese Art der Erziehung ist bei weiten Teilen meiner Familie verbreitet.
Weiss jemand, woher dieser Irrglaube stammt? Ist solches heutzutage verbreitet, oder handelt es sich 'nur' um eine innerfamiliäre Verfehlung?
Edit: Beide Kinder sind NAs. Die Frage bezieht sich somit auf allgemeine Kindererziehung.
15.08.09, 19:08:00
zoccoly
weil ältere Kleinkinder ihren jüngeren Geschwistern völlig bewusst Schaden zufügen würden
Abgesehen davon, dass diese Aussage,so wie du es ja auch siehst, nach meiner Einschätzung völlig falsch ist, habe ich diese weder im Studium (als überholte Lehrmeinung), noch später im Bekanntenkreis gehört, allerdings weiß ich nicht, ob heute solche Meinungen vertreten werden.
15.08.09, 20:04:54
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Diese Aussage unterstellt den Kindern bösartige,grausame und bewusste Handlungen.Ich weiss aus dem Bekanntenkreis von einer Familie,deren Tochter agressiv gegen ihren kleinen Bruder wurde.Das Mädchen war immer die brave Tochter,die ja so schön sich alleine beschäftigte. Als der kleine Bruder dann zur Welt kam und den absoluten Mittelpunkt für die Eltern darstellte,wurde die Tochter plötzlich sehr agressiv und jähzornig,weil sie tatsächlich keine Beachtung mehr bekommen hat. Ich glaube nicht,dass die Schuld bei den Kindern zu suchen ist,sondern eher im Verhalten der Eltern.Grosse Geschwister werden plötzlich "vernachlässigt",sollen von heute auf morgen Rücksicht nehmen (obwohl sie dies zuvor wahrscheinlich nie gelernt haben),sollen ihr Lieblingsspielzeug dem kleinen geben,obwohl das selbst sein eigenes Spielzeug hat und werden bestraft,wenn sie zu äussern wagen,dass sie eifersüchtig sind (oft äussern kleine Kinder das,indem sie sich ihr Geschwisterchen weg wünschen).
Mein Fazit ist eigentlich daa,das Eltern darauf achten sollten,den Mittelpunkt nicht auf ein Kind,sondern auf beide Kinder zu zentrieren. Auch als grosses Geschwisterkind wird man nicht geboren,dass ist ein Prozess,der erst gelernt werden muss.
15.08.09, 20:05:55
feder
@zoccoly: Das Ganze kann, zumindest in meiner Familie nicht den neuesten pädagogischen Erkenntnissen entspringen. Mein Vater und seine Geschwister wurden, vermutlich aus diesem Grund, wie Einzelkinder erzogen, obwohl sie altersmässig nicht besonders weit auseinander liegen. In meiner Generation war das genauso und bei der darauffolgenden Generation scheint es sich zu wiederholen. Es muss sich somit entweder um etwas handeln, dass schon länger aktuell ist, oder um eine familiäre Interpretaion von irgendetwas.
15.08.09, 20:05:57
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Diese Aussage unterstellt den Kindern bösartige,grausame und bewusste Handlungen.Ich weiss aus dem Bekanntenkreis von einer Familie,deren Tochter agressiv gegen ihren kleinen Bruder wurde.Das Mädchen war immer die brave Tochter,die ja so schön sich alleine beschäftigte. Als der kleine Bruder dann zur Welt kam und den absoluten Mittelpunkt für die Eltern darstellte,wurde die Tochter plötzlich sehr agressiv und jähzornig,weil sie tatsächlich keine Beachtung mehr bekommen hat. Ich glaube nicht,dass die Schuld bei den Kindern zu suchen ist,sondern eher im Verhalten der Eltern.Grosse Geschwister werden plötzlich "vernachlässigt",sollen von heute auf morgen Rücksicht nehmen (obwohl sie dies zuvor wahrscheinlich nie gelernt haben),sollen ihr Lieblingsspielzeug dem kleinen geben,obwohl das selbst sein eigenes Spielzeug hat und werden bestraft,wenn sie zu äussern wagen,dass sie eifersüchtig sind (oft äussern kleine Kinder das,indem sie sich ihr Geschwisterchen weg wünschen).
Mein Fazit ist eigentlich daa,das Eltern darauf achten sollten,den Mittelpunkt nicht auf ein Kind,sondern auf beide Kinder zu zentrieren. Auch als grosses Geschwisterkind wird man nicht geboren,dass ist ein Prozess,der erst gelernt werden muss.
Sorry,war wieder mal mein falscher account... O:)
15.08.09, 21:58:10
drvaust
Ich habe schon von solchen Problemen gehört und gelesen. Aber das ist eine Frage der Vorbereitung und Erziehung des Kindes.
Wenn sich das Kind auf das Baby freut und als älteres Kind eine wichtige Rolle bekommt, dann ist es gut zu dem Baby. Natürlich gibt es immer Streit unter Geschwistern. Bei einem zweijährigen Kind kann es auch Probleme mit dem Verständnis geben, ein Baby darf nicht wie eine Puppe behandelt werden.
Aber wenn das Kind durch das Baby aus dem Mittelpunkt verdrängt wird und dann ruhig und pflegeleicht sein soll, hat es Probleme. Wenn es dann noch sein eigenes Spielzeug abgeben soll, ist das schlimm.
Generell ist es gut, wenn Geschwister zusammen sind, dann lernen sie zusammen und voneinander, besonders soziales Verhalten.
Ich bin aber über 8 Jahre älter als mein Bruder. Er war von Anfang an unser Baby, ich wollte mich um ihn kümmern und ihn beschützen. Das Problem mit dem Spielzeug gab es kaum, mit 9 Jahren spielt man nicht mit Babyspielzeug und später war er vernünftig genug, daß wir uns einigen konnten. (Nur daß er mal meinen großen Teddy mit in den Kindergarten nahm und der dann dort wegen einer Infektionskrankheit in Quarantäne sollte, habe ich ihm übelgenommen.)
Gestritten hatten wir uns ständig, aber auch immer zusammengehalten. Wir haben viel voneinander gelernt, ich vor allem soziales Verhalten. Mein Bruder steht mir am nächsten und ich brauche ihn immer noch (bin 47) als Berater.
Also, ich bin der Meinung, Geschwister gehören zusammen. Wenn ein zweijähriges Kind ein Baby vorsätzlich verletzt, haben die Eltern etwas falsch gemacht.
Das Thema erinnert mich an 'Rain Man', Raymond kam aus Angst um seinen jüngeren Bruder ins Heim.
15.08.09, 22:40:07
feder
@drvaust: bislang ist das kleinere Kind noch nicht zu Schaden gekommen. Bei dieser 'Kindertrennung' geht es darum, dass das grosse Kind theoretisch etwas ganz Böses machen könnte und das Risiko, dass solches geschieht zu gross ist, weswegen das ältere Kind im gleichen Haushalt wie das kleiere Kind nicht mehr tragbar ist. Bei ähnlichen Geschwisterkonstellationen blieb die Trennung in der Familie nicht auf die Kleinkindzeit beschränkt. Ich denke auch, dass Geschwister miteinander aufwachsen sollten (wozu sonst zwei Kinder, die altersmässig so nahe beeinander liegen? Vor allem, wenn beide Schwangerschaften so geplant waren)
@connySL: scheint tatsächlich so zu sein, dass Kindern ein bösartiger Charakter unterstellt wird.
Wie meine Eltern das gehandhabt hätten, weiss ich nicht. Bin Einzelkind. Vermutlich der Familientradition entsprechend. Es gibt ein Familienvideo von der ersten Familienvereinigung, als der Ostblock für Emigranten wieder bereisbar war. Ich war damals ungefähr 3, meine Cousine 5. Auf dem Video wird ziemlich deutlich, dass die anwesenden Erwachsenen relativ viel Energie darauf verwendeten, meine Cousine nicht in meine Nähe zu lassen. Es gibt auch Szenen, in denen ich mich der Cousine nähere und sie dann von jemandem entfernt wird, damit ich den Platz für mich alleine habe. Wird das Video an Familienfeiern abgespielt, wird darauf hingewiesen, dass dieses Verhalten absolut notwendig gewesen sei, weil ich den Aufenthalt sonst nicht wohlbehalten überstanden hätte.
16.08.09, 00:14:38
Nord
ich finde das höchst unsinnig.
dann kann man auch gleich die eltern vom kind fernhalten, der vater könnte ja amok laufen, oder die mutter könnte das kind verhungern lassen. sowas kam vermutlich schon häufiger vor als das ein geschwister dem kind was getan hätte...
wenn man das kind aber von den eltern wegnimmt kann das woanderst auch passieren. allein lassen kann mans auch nicht.
irgendeine theoretische gefahr besteht immer...
ich wüsste keine familie wo man sowas für notwendig gehalten hätte.