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Instinkt

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27.07.08, 22:41:53

bianka018

Hat ihn Jemand gesehen, den Film "Instinkt"? Ich hab ihn nicht nur einmal aufgesaugt. Er ist eine Aufforderung unseren Ursprung nicht zu vergessen.
Zitat:
Kann man frei sein, wenn man versucht, es irgendwelchen Menschen recht zu machen und so seine eigene Meinung in den Hintergrund rückt, nur um dies oder das zu erreichen? All diese Fragen bearbeitet der Film auf beeindruckende Weise, gibt keine expliziten Antworten, jedoch sehr konstruktive Denkanstöße.
Quelle: http://www.hopkinsville.de/files/instinct.htm
07.10.08, 20:00:40

sime

Zitat:
Hat ihn Jemand gesehen, den Film "Instinkt"?


Ja, er zähl zu meinen Lieblingsfilmen. Als ich 12 war, wollte ich selbst nach Afrika, um unter den Gorillas zu leben, die mir artverwandter als die Menschen schienen.
07.10.08, 22:09:37

bianka018

Zitat von sime:

Ja, er zähl zu meinen Lieblingsfilmen. Als ich 12 war, wollte ich selbst nach Afrika, um unter den Gorillas zu leben, die mir artverwandter als die Menschen schienen.


Hallo sime,

kann ich gut nachvollziehen dass du als Kind nach Afrika wolltest. Der Film ist mein absoluter Lieblingsfilm, weil meines Erachtens beinahe hinter jedem Satz und hinter jeder Szene einen tiefer Hintergrund erkennbar ist. Nur gibt es zu wenig Menschen die die Hintergründe so erkennen wie wir, weil sie sich auf eine völlig andere Ebene befinden.

Deshalb freu ich mich immer wenn ich doch mal auf Jemandem stosse der sozusagen ein Ursprungsdenken besitzt.

Hast du das Buch "Ismael" gelesen? Der Film basiert nämlich auf das Buch "Ismael".
Der Film "Instinkt" wurde der heutigen Zeit angepasst, was auch gut gelungen ist, wie ich finde.

LG Bianka
08.10.08, 10:28:32

sime

Hallo Bianka018,

nein, das Buch kenne ich nicht. Mir fällt das Lesen auch recht schwer, da ich neben Asperger auch an einer Koversionsstörung einschließlich Depersonalisation/ Derealisation leide. Das Lesen fällt sehr schwer, wenn man für sich selbst nicht vorhanden ist.

Zitat:
Nur gibt es zu wenig Menschen die die Hintergründe so erkennen wie wir, weil sie sich auf eine völlig andere Ebene befinden.


Ja, diese andere Ebene habe ich kürzlich in einem anderen Forum wieder einmal erfahren müssen. Es macht schon traurig, aber man muss es wohl so hinnehmen, wie es ist.
08.10.08, 14:31:56

55555

Zitat von sime:
Koversionsstörung einschließlich Depersonalisation/ Derealisation

Was bedeutet das praktisch in deinem Leben?
08.10.08, 16:48:08

sime

Zitat:
Was bedeutet das praktisch in deinem Leben?


1.) zur Derealisation:

Es ist schwer zu beschreiben. Ich befinde mich, ähnlich einem Schizophrenen, zwischen Traumwelt und Wirklichkeit, habe jedoch keine "echten Halluzinationen", da ich meist zwischen den "Welten" unterscheiden kann. Ich bin leider hochsensibel und selbst eine geringe (von mir empfundene) reale Bedrohung kann mich völlig aus der Bahn werfen, so dass die Realität sofort abgeschaltet wird.

Noch vor einiger Zeit habe ich mich automatisch lediglich "bei Bedarf" (Stress etc.) tief in meine eigene Welt zurückgezogen. Inzwischen finde ich kaum noch in die Realität zurück. Auch der Besuch eines Forums erscheint mir z.T. irreal, obwohl ich weiß, dass dieses Forum eigentlich real ist und da ich es weiß, ist es eben keine Schizophrenie.

Oft entschwinden mir Teile der Realität; so kann z.B. das Farbspiel eines besonnten Tautropfens die Überhand über die Umgebung gewinnen. Oder: wenn ich Waldtiere sehe, empfinde ich sie als meine Artverwandten und Weggefährten, einen Jäger hingegen als meinen Todfeind, einen mordlüsternen Verrückten, obwohl ich genau weiß, dass ich offiziell ein Mensch bin, wie der ...

2.) zur Depersonalisation:

Ich kann mich nicht empfinden; fühle mich lediglich als aufgelöstes Es in einem menschlichen Körper. Wenn Druck/Stress auf mich zukommt, trete ich aus meinem Körper - sehe dies tatsächlich visuell mit "inneren Augen" - und sehe dem Handeln meines, mir fremden, Körpers aus der Distanz zu.

Wenn ich mich einer Tätigkeit zu engagiert über einen "längeren" Zeitraum (z.Zt. sind das etwa wenigsten wieder 50 Minuten)widme, geschieht das selbe, wobei ich dabei regelrecht "in mir zusammenfalle" und mir schlecht wird. Es führt bis zur Bewegungsunfähigkeit, wenn ich den Kontakt zu meinem Körper nicht wieder herstellen kann. Bei manchen Tätigkeiten wird dies dann auch recht gefährlich.
08.10.08, 16:58:34

55555

Liest sich für mich ziemlich normal, beziehungsweise im Rahmen autistischer Normalität. Leidest du darunter? Dissoziationen können auf Belastungen zurückgehen, die durch eine nichtautismusgerechte Umwelt zurückgehen. Das ist nicht ungewöhnlich, so wie Schlafentzug bei nahezu jedermann zu psychotischen Erscheinungen führen kann.
08.10.08, 19:50:02

sime

Zitat:
Liest sich für mich ziemlich normal


Das find ich gut. Für mich inzwischen auch. Aber, ich hab ne ganze Weile gebraucht, ums gelassener sehen zu können.

Zitat:
Leidest du darunter?


Eindeutig ja, es erscheint mir wie ein Teufelskreis:

Meine innere Welt überdeckt die reale Welt. Durch das Schwinden der Realität vergrößert sich meine Weltfremdheit, Sozialphobie, mein Verständnis für "Normales". Dadurch vergrößert sich die Unsicherheit, sich in der Realität zu bewegen, was wiederum die Ängste und Depressionen vergrößert, die mich deshalb stärker in meiner Welt behalten.

Wenn man im TV Gorillas in freier Wildbahn zusieht, erscheinen sie einem so unglaublich friedlich und normal - das Gegenteil von den meisten Menschen. Wenn man gelegentliche Horrormeldungen von durchgedrehten Zoogorillas liest, gebe ich dafür ganz allein den Menschen die Schuld. Wir möchten ja auch nicht eingesperrt sein und ständig irgendwelchen Blicken, blöden Grimassen oder anklopfenden Fäusten vor der Panzerglasscheibe ausgesetzt sein. Wir würden verrückt werden.
08.10.08, 20:27:01

55555

Hast du mal probiert wie du mit anderen Autisten klarkommst?
08.10.08, 21:43:49

bianka018

Hallo sime,

Zitat von sime:
nein, das Buch kenne ich nicht. Mir fällt das Lesen auch recht schwer, da ich neben Asperger auch an einer Koversionsstörung einschließlich Depersonalisation/ Derealisation leide. Das Lesen fällt sehr schwer, wenn man für sich selbst nicht vorhanden ist.


Ich verstehe.

Verblendete Menschen bekehren zu wollen ist sehr schwierig. Die meisten denken erstmal man ist gaga oder so:). So ist es für sie einfacher, anstatt beim Denken mal ganz in die Tiefe zu gehen. Ich meine aber gottseidank erkannt zu haben dass unter den Autisten sich sehr viele Ursprungsdener befinden :).

Zitat:
Ja, diese andere Ebene habe ich kürzlich in einem anderen Forum wieder einmal erfahren müssen. Es macht schon traurig, aber man muss es wohl so hinnehmen, wie es ist.


Mich macht das Normdenken z.B. auch da traurig, wo ich sehen muss dass nichtautistische Eltern ihre autistischen Kinder demütigen, indem sie gegen den Willen des Kindes, sämtliche Therapeuten an das Kind heranlassen. Ich weis dass sich die meisten Therapeuten, aber auch Eltern weit über den Autisten stellen.

Und ich muss immer wieder erkennen, dass Mütter ihre eigene Überlastung komplett auf ihr autistisches Kind abwälzen. Oft wird einfach gesagt:
"Hilfe ich kann nicht mehr, ich bin psyschich kaputt, denn mein Kind ist Autist! Das Kind braucht mehr Therapien, das Kind muss in eine Einrichtung,, wir brauchen mehr Geld, wir brauchen Hilfe von Aussen"! :p

Und das alles nur weil das Kind Autist ist :o ? Anstatt sich mal selbst zu fragen was es wirklich! ist, das die Mütter so sehr belastet. Mir ist es sehr wichtig dass Eltern anfangen umzudenken und ihr Kind so akzeptieren wie es ist. Erst dann kann sich das Kind ganz natürlich dieser Norm etwas mehr anpassen. Es ist schwierig den Eltern sowas richtig rüberzubringen. Sie fühlen sich schnell beleidigt und wenden sich ab, obwohl die andere Denkweise doch dem Kind, und auch der Mutter sehr zugute kommt.

Das ist es was mich zur Zeit etwas belastet, wenn man sich bestimmte Reportagen in denen Eltern herumjammern, anschaut.

Alles Gute dir,

Bianka
09.10.08, 17:32:33

55555

Zitat von bianka018:
dass unter den Autisten sich sehr viele Ursprungsdener befinden :).

Was bedeutet das?
09.10.08, 18:09:50

sime

Zitat:
Verblendete Menschen bekehren zu wollen ist sehr schwierig.


Ich verstehe nicht ganz; meinst du mich damit?
 
 
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