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leben mit einem autisten - wer kann helfen?

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13.12.07, 00:08:16

drvaust

geändert von: drvaust - 13.12.07, 00:09:35

Zitat von Samantha:
Zitat von drvaust:
... In der Schulzeit hatte ich über die schnell wechselnden Beziehungen meiner Mitschüler gestaunt. ... Wenn ich Freundschaft schließe, dann muß ich den anderen gut kennen und habe mir das gut überlegt, dann meine ich das für lange Zeit, dann beende ich die Freundschaft nicht nach einer Stunde.
Schulzeit..da probieren sich ja alle aus, die einen auf die eine und die andern auf die andre weise. das würde ich nicht überbewerten. ...
Ein anderes Beispiel:
Vor einigen Jahren hatte eine Kollegin, die allgemein beliebt war, einen Fehler gemacht, nicht richtig aufgepasst und dadurch einen großen Schaden verursacht. Plötzlich wurde die angegiftet und allgemein gemieden. Die Kollegin war danach völlig fertig. Für mich hatte sich kaum etwas verändert, das war nur eine Fahrlässigkeit, hätte auch anderen passieren können. Ich bekam dadurch Ärger, sogar der Leiter der Dienststelle wollte mir verbieten, mich mit dieser Kollegin abzugeben.
Ich habe auch schon erlebt, daß viele Menschen, die bescheid wussten, innerhalb kurzer Zeit ihre politischen 'Ansichten' ins Gegenteil wechselten, Opportunisten. Ich hatte meine begründeten Ansichten kaum verändert und war immer noch der Gegner. Ich kann nicht anders, muß immer nach bestem Wissen und Gewissen handeln.
Zitat von Samantha:
Zitat von drvaust:
Außerdem mache ich etwas, daß ich mache, richtig. ...
diesen teil würde ich persönlich wieder eher in richtung unfähigkeit, zum richtigen zeitpunkt grenzen zu setzen sehen. mir ging es ähnlich, allerdings ohne dass ich jemanden prügelte (mädels sind wohl zahmer). wenn du die möglichkeit gehabt hättest, vor überschreiten der hassgrenze ein NEIN verbindlich festzulegen, wäre es nicht so weit gekommen.
In dem Fall stimmte das etwas. Ich habe Probleme, Grenzen zu kommunizieren. Bevor ich zuschlage, warne ich mehrmal, ruhig und sachlich. Danach staunen die Leute, wenn ich, genauso ruhig, effizient zusammenschlage, ich hatte doch mehrmals gewarnt. Dabei bin ich aber nicht ruhig, ich wirke nur so.
Ein anderes Beispiel: Bei uns gab es eine jahrzehntelange Feindschaft zwischen benachbarten Wohngebieten/Stadtteilen. Ich hatte mich zwar nicht aktiv beteiligt, fand das sinnlos und blöd, aber als unsere Leute unterlegen waren, empfahl ich denen wirksame Waffen. Diese hatten die abgelehnt, weil es damit Tote geben könnte. Das verstand ich nicht, die Vernichtung des Gegners ist doch das wirksamste Ergebnis. Warum führen die einen so blöden Krieg, wenn die den Gegner nicht wirklich vernichten wollen.
Zitat von Samantha:
... warum brauchst du diesen abstand und könntest sonst durchdrehen? wie fühlen sich berührungen für dich an, dass sie dir unerträglich erscheinen? körperlich schmerzend, vereinnahmend ... wie würdest du es bezeichnen? und wie durchdrehen? mit einem schrei "laßt mich alle in ruhe" oder was definierst du mit durchdrehen in dem zusammenhang?
Es ist schwer zu beschreiben, wie sich Berührung anfühlt, es ist auch unterschiedlich. So eine Mischung aus sehr intim, tiefgehend, bedrohlich, ekelig und einer emotionalen Überflutung. Die Nähe, körperlich und emotional, von Menschen macht mir Angst, das ist bedrohlich, damit kann ich schlecht umgehen. Vor allem wenn ich nicht darauf vorbereitet bin, erschrecke. Eine sehr gute Freundin hatte mich mal vorsichtig umarmt, ich hatte angst, daß ich durchdrehe, aber es war nur unerträglich schön, ich bin bewußlos geworden, das war zu stark.
Im mildesten Fall versuche ich das zu ignorieren, oder ich fliehe, ein Brüllen ist schon ungewöhnlich dramatisch. Es kann aber auch passieren, daß ich wild um mich schlage, ohne Rücksicht auf Verluste, ich verliere dann kurzzeitig die Beherrschung, aber nicht den Verstand.
13.12.07, 00:28:44

Samantha

danke shiva, das hat mir sehr geholfen und auch mut gemacht.
auf jeden fall dahingehend, dass es lösungen gibt.

ursprünglich sagte er ja, er freue sich, dass ich verstehen wolle vieleicht nächste woche bei einem kaffee.

nun, er war hier zum kaffee. nach einer weile vorsichtig angesprochen von mir kam dann nur, ach, ich bin nur manchmal etwas faul. obwohl mir klar war, dass er nur einfach nicht reden konnte oder wollte, lies ich es einfach so im raum stehen.

meine mail zu dem thema hat er nicht beantwortet, ich hab ihn auch nicht darauf angesprochen.

heute sms-te mir, dass bereits lange mails oder sms für ihn anstrengend wären.

ich war für ein paar stunden total fertig, weil ich ohne kommunikation einfach keinen weg sehe.

ich weiß aber nicht, wie ich ihm das verständlich machen soll, ohne ihn unter druck zu setzen.

ich hab kein problem damit, wichtige dinge per mail zu klären. aber ein großes problem damit, sie gar nicht zu klären.

mit dem versuchten anpassen an normen hast du sicher recht.
habe manchmal schon bemerkt, dass ers mit "üblicher diplomatie" versucht, was bei mir aber weder notwendig noch angebracht ist und ich auch merke, dass die versuche..sagen wir undurchdacht sind, von meiner sicht aus. er also versucht sich an etwas anzupassen, was er als notwendig kennen gelernt hat, es aber nicht versteht.
kurz: ich rieche die ausrede drei meilen gegen den wind und fühl mich natürlich verar***t.

ich bin im leben auch schon hart enttäuscht worden und mein größtes problem bei der sache ist wohl das manchmal auftretende gefühl, egoistisch behandelt zu werden, was mich dann gerne zu verbalen verteidigungsmaßnahmen greifen läßt. so nach dem motto, warum muß es immer nach ihm gehn, mich fragt doch auch keiner was ich brauche.

würdest du mir erzählen, welche versuche von wem ausgehend warum scheiterten? ich sehe für mich einfach keine andere möglichkeit schnell genug zu lernen, um ihn nicht unbedacht zur flucht zu treiben.
13.12.07, 00:47:27

Samantha

@ drvaust

wenn ich das alles richtig verstehe, gibt es bei "euch" mehr schwarz und weiß und weniger grau. kaum oder keine fließenden grenzen.

etwas ist gut oder böse, richtig oder falsch, schön oder eklig.

und da es diese zwischentöne nicht oder nur minimal gibt, kann es von einer sekunde auf die andere umschlagen ins gegenteil.

wenn ich mir vorstelle, ich würde alle alten freunde der letzten jahre auf einen haufen treffen und jeder würde gleichzeitig versuchen, mich zu umarmen, dann denke ich kann ich deine empfindungen nachvollziehen.

ps: die sache mit der kollegin..da hätte ich mich nicht anders verhalten. vielleicht liegt das auch daran, dass ich im grunde seit 1990 selbständig bin und der umgang unter kollegen zu ddr-zeiten sehr anders war. mobing war hier ein fremdwort.
so bin ich gesellschaftlich allgemein.

das hat zur folge, das 10% der leute ganz super mit mir auskommen und der rest mich nicht leiden kann. auf den verzichte ich jedoch liebend gerne.

wobei auch ich "schlagwütig" werden kann. wenn jemand eine grenze bei weitem überschreitet. mir zum beispiel in der disko zwischen die beine langt. dann kracht es, und zwar mächtig. ich sehe den typ dann meist das erste mal auf dem boden liegend. (hab mal aikido gelernt). das kann ich aber nur, weil mein lehrmeister mit ganz rabiaten methoden die angstschwelle bei mir gebrochen hat.

13.12.07, 02:13:18

drvaust

Zitat von Samantha:
@ drvaust
wenn ich das alles richtig verstehe, gibt es bei "euch" mehr schwarz und weiß und weniger grau. kaum oder keine fließenden grenzen.
etwas ist gut oder böse, richtig oder falsch, schön oder eklig.
und da es diese zwischentöne nicht oder nur minimal gibt, kann es von einer sekunde auf die andere umschlagen ins gegenteil.
:o Nein !
Wie kommst Du darauf? Da hast Du mich missverstanden. Wegen "Außerdem mache ich etwas, daß ich mache, richtig."? Ein schnelles Umschlagen ins Gegenteil gibt es eigentlich nicht, bis auf heftige Enttäuschungen o.ä..
Das meiste ist egal, uninteressant, unbedeutend, weder schwarz noch weiß. Aber wenn etwas 'schwarz' ist, dann hat das gute Gründe, das kann nicht kurz darauf 'weiß' sein, und umgekehrt. Wenn ich jemand gut finde, dann habe ich Gründe dafür, das passiert nicht leichtfertig. Wenn ich jemand gut finde, dann stehe ich auch dazu, dann lasse ich mir nicht einreden, daß das plötzlich anders sein soll.
Ich bin gründlich, wenn ich etwas beginne, dann will ich das auch vollenden, dann kann ich das nicht 'mal liegenlassen' oder mit halber Kraft machen.
Oder kommst Du darauf, weil ich, wenn ich mal zu einer tätlichen Auseinandersetzung komme (was selten passiert), auch gründlich zuschlage. Während andere hundert Prügeleien haben, habe ich nur eine tätliche Auseinandersetzung, aber dann richtig, dann hat das schwerwiegende Gründe, dann fließt Blut.
Ich gelte als sehr neutral und zurückhaltend, sehr ruhig (eher 'grau'), nur in extremen Situationen werde ich mal heftig.
Ich kann nicht mal mit jemand freundlich tun und mal dem eine herunterhauen, ich bin meistens freundlich distanziert.
Zitat von Samantha:
... und der umgang unter kollegen zu ddr-zeiten sehr anders war. mobing war hier ein fremdwort.
Stimmt, aber das war in der ex-DDR (1991). Jedoch das war kein Mobbing, die galt plötzlich als böse, wurde ausgestoßen, keine direkte Schikane (bis auf die erste Zeit).
13.12.07, 20:02:25

Shiva

geändert von: Shiva - 13.12.07, 20:04:06

[quote="Samantha"] würdest du mir erzählen, welche versuche von wem ausgehend warum scheiterten? ich sehe für mich einfach keine andere möglichkeit schnell genug zu lernen, um ihn nicht unbedacht zur flucht zu treiben.[/quote]

Schwierig zu beantworten. Ich kann uns ja schlecht mit euch vergleichen. Ich denke, viele Versuche seinerseits scheiterten an mir. Er ist nämlich das genaue Gegenteil von mir, er redet viel, möchte vieles wissen (was ich mache, was ich denke, was ich möchte...), ich wiederum möchte gar nicht soviel reden, höre gern einfach mal weg (ich klink mich dann unbewusst aus), kann meine Wünsche oder Bedürfnisse nicht äußern und ziehe mich oft einfach zurück, wenn es mir zuviel ist. Er konnte diese Rückzugsphasen nicht verstehen, auch nicht, dass seine Fragen unwichtig für mich sind und ich deswegen nicht darauf antworten mochte. Auch dass ich nur dann redete, wenn mir danach war, war schwierig für ihn. Er konnte all das nicht akzeptieren und übte Druck auf mir aus, in dem er herumbohrte und mich einfach in meinen Rückzugsphasen störte, in dem er mich eben nicht in Ruhe ließ, sondern mich versuchte anzurufen, mich zur Rede stellen, alles unbedingt sofort klären wollte. Dabei brauchte ich einfach nur Ruhe und Zeit für mich. Es gab ständige Diskussionen darüber und ich habe zeitweise einfach das Bedürfnis gehabt, die Beziehung mit ihm zu beenden, weil ich nicht mehr konnte. Trotzdem hing ich an ihm. Also war ich hin und hergerissen.

Bis heute bin ich nicht in der Lage, mit ihm über Probleme zu reden. Wir schreiben uns dann. Diese Ebene fällt mir einfach leichter. Ich könnte niemals so reden, wie ich hier schreibe. Allerdings mache ich langsam Fortschritte. Vielleicht ist es nicht die Art von Kommunikation, wie er sich das immer gewünscht hat. Aber er achtet mittlerweile auf meine Körpersprache. Wenn er mich umarmt und ich mich versteife, dann weiß er, es hat gerade keinen Zweck. Ich kann übrigens keine seiner früheren Erwartungen erfüllen. Jedoch merkt er langsam, dass er mich komplett loslassen muss, damit eine Chance besteht, dass ich auch mal auf ihn zugehe. Es sind kleine Schritte, er weiß mittlerweile auch, dass er nie die "Traumbeziehung" haben wird, wie er sich das wohl stets vorgestellt hat. Trotzdem hat er gelernt, mich zu schätzen, andere Vorzüge in mir zu entdecken, und auch die kleinen Gesten zu verstehen. Genauso hat er auch eingesehen, dass er gewisse Rituale von mir gar nicht verstehen braucht und auch nicht stören sollte, weil sie einfach nur meiner "Befriedigung" dienen. Ebenso mussten wir einsehen, dass ein normales Zusammenleben mit uns nie möglich sein wird, weil ich sonst durchdrehen würde. Wenn ich ehrlich bin, ist er derjenige, der sich jetzt anpasst. Ich kann mich nur bedingt anpassen und nur dann, wenn keiner da steht und mir sagt: "Das muss alles noch besser werden!" Das klingt wirklich egoistisch und unfair. Ich kann mich auch anpassen, so ist das nicht. Das hätte jedoch zur Folge, dass ich eines Tages einfach nur noch durchdrehen würde und dann säße er vor meiner Tür! Aber warum soll das nicht funktionieren? Umgekehrt hat er genauso seine Rechte, sich seine Freiheiten und Auszeiten zu nehmen. Mir macht es nicht viel aus, ihn mal ein paar Tage nicht zu sehen. Ich lasse ihn auch reden, wenn ihm danach ist und höre auch zu (zumindest versuche ich es :D ), kann konkrete Lösungen für seine Sorgen anbieten, auch wenn sie nicht warmherzig, sondern logisch klingen.

Ich weiß nicht, ob dir all das weiterhilft. Ich fürchte, wenn dein Freund autistisch ist, musst du sämtliche "Beziehungsvorstellungen" im Kopf ausschalten und dich auf etwas ganz Neues einlassen. Wo genau steckt euer Problem überhaupt? Nur in der Kommunikation? Wenn du ihm immer zu verstehen gibst, dass es dich stört, dass er so wenig über Probleme spricht, wird er dicht machen, denke ich. Täte ich genauso. Wenn dich also etwas wirklich stört, solltest du überlegen, was genau dich daran stört und wie ihr einen Weg finden könntet, aufeinander zuzugehen. Wenn ich z. B. meinem Freund absagen würde und er würde das als ein "Problem" ansehen, würde mich das sehr irritieren. Es wäre einfacher, er könnte das einfach akzeptieren. Gut ist dann natürlich, wenn ich ihm später sage, warum ich absagen musste. Ich sage schon direkt, dass ich keine Lust habe. Vielleicht hatte dein Freund schlechte Erfahrungen und er versucht deswegen, seine Gedanken und Gefühle zu verschleiern, um Ärger zu vermeiden. Ein "Ich habe doch keine Lust!" ist natürlich für viele Menschen weniger zu verkraften als ein "Ich muss noch etwas für die Arbeit erledigen!"

Du musst dich ernsthaft fragen, ob du ihn so nehmen kannst, wie er ist. Kannst du das nicht, wirst du ewige Zweifel mit dir tragen.

Entschuldige, falls ich heute etwas wirr geschrieben habe, konnte meine Gedanken noch nicht so richtig sammeln nach der Arbeit.
14.12.07, 00:36:47

drvaust

Samantha, noch etwas anderes. Erwarte nicht, daß er merkt, was Du, unausgesprochen, möchtest. Sag es ihm einfach sachlich, am besten mit Erklärung. Dafür wird er bei sachlichen Erklärungen keine Hintergedanken vermuten.
Nichtautisten empfinden vieles untereinander unausgesprochen. Autisten empfinden das oft nicht so, müssen das erst lernen und die Situation analysieren, um es halbwegs erkennen zu können. Hintergedanken, Körpersprache und Andeutungen sind Autisten ziemlich fremd.

16.12.07, 15:59:52

uppsdaneben

Zitat von Samantha:
warum fährt der mann mich hin und her, wenn er nichts mit mir unternehmen will? das gibt für mich absolut keinen sinn.


Weil er die Regel kannte: Es ist ein Beweis der Liebe, wenn man die Freundin mitnimmt. Die Regel: Wenn man mit der Freundin reist, dann macht man mehr mit ihr, kennt er nicht.
16.12.07, 16:11:11

uppsdaneben

Zitat von Samantha:
darf ich dich, drvaust, fragen, WAS für dich denn so schwierig zu erlenen ist im umgang mit menschen und warum du es als schwierig empfindest?


Weil bei uns die dafür zuständigen Hirnregionen nur sehr schwach ausgeprägt sind

Zitat:
ich denke, regeln werden doch allgemein "nur" erlernt.


Ja. Du tust das zu 95% unterbewusst und automatisch. Wir zu 5%. Du kannst dir den Unterschied anhand des Erlernens von Sprachen bewusst machen. Die Muttersprache erlernen wir leicht, Fremdsprachen nur mit Grammatiken und Wörterbüchern.

Zitat:
ihr könnt euch nicht so in andre reinversetzen steht da.
aber warum? hineinversetzen lernt man doch zurecht oder unrecht zuerst dadurch, dass man von sich selbst ausgeht.


Es ist eine Funktion der Spiegelneuronen. Diese sind bei uns fast nicht aktiv.

Zitat:
das was ich bisher hier gelesen habe läßt mich nicht zu der annahme kommen, dass ihr grundlegend andere menschen, mit anderen hoffnungen und bedürfnissen seid.


Da hast du recht. Wir sind Menschen mit grundlegend anderen Umgangsformen.

Zitat:
und ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand von euch erfreut wäre, wenn er auf ein "ich würd mich auch gerne mal anlehnen" die antwort bekommt "kannst du doch an der wand".

warum sagt ihr dann unbedacht solche dinge?


Weil es für viele von uns eine unverständliche Metapher ist. Ich kann sie verstehen, aber ich würde wegen der folgerichtigen Antwort nicht sauer werden.
16.12.07, 16:20:22

uppsdaneben

Zitat von Samantha:
ich spüre nicht nur oder bilde mir ein, sondern sehe sehr deutlich, dass er mir oft dinge sagen möchte, ihm die logisch?-korrekte ausdrucksweise fehlt und ihm das weh tut.
er bringt dann oft nur ein "du-du" zu stande und nimmt mich in einer art in den arm, der mich das glück und den schmerz, den willen und das unvermögen gleichermaßen spüren läßt.


Ihm fehlt die Erfahrung für die Situation. Er kann auch nicht ausprobieren, weil er in seiner leitenden Position gelernt hat, Experimente zu vermeiden. Vielleicht kann es schon helfen, wenn du ihm offen erklärst, dass er bei dir Fehler machen darf und du nicht gleich wegläufst. Erkläre ihm einfach: Ich möchte, dass du mir das und das gelegentlich sagst.
16.12.07, 20:29:30

uppsdaneben

Zitat von Samantha:
wenn jemand eine grenze bei weitem überschreitet. mir zum beispiel in der disko zwischen die beine langt.


Warum schlägst du ihn? Es ist kein Unterschied zwischen einem Griff zum Arm oder zwischen die Beine. Beides ist unerwünschter Körperkontakt.
17.12.07, 17:36:47

Samantha

entschuldgt mein langes ausbleiben, vor weihnachten ist bei mir absoluter stress (verkauf).
ich werde heute, morgen, die nächsten tage auf eure antworten reagieren, bedanke mich schon mal, das hilft wirklich sehr viel weiter.

immerhin habe ich zum beispiel schon gelernt, dass ich nicht fragen muß, ob das:
Zitat von uppsdaneben:
Zitat von Samantha:
wenn jemand eine grenze bei weitem überschreitet. mir zum beispiel in der disko zwischen die beine langt.


Warum schlägst du ihn? Es ist kein Unterschied zwischen einem Griff zum Arm oder zwischen die Beine. Beides ist unerwünschter Körperkontakt.


eine ernsthafte frage war ;-)

weil es bei mir anders ist. unerwünscht ist nur intimer körperkontakt. wenn mich zum beispiel jemand am arm faßt, um zu signalisieren, dass ich im weg rumstehe und er gern vorbei möchte, empfinde ich das nicht als unangenehm. ich empfinde da gar nichts. es ist keine persönliche berührung sondern nur eine bitte um aufmerksamkeit, die aufgrund von zum beispiel lauter musik verbal schwer äußerbar ist.
17.12.07, 18:32:05

Samantha

geändert von: Samantha - 17.12.07, 18:35:29

Zitat von Shiva:

Schwierig zu beantworten. Ich kann uns ja schlecht mit euch vergleichen. Ich denke, viele Versuche seinerseits scheiterten an mir. Er ist nämlich das genaue Gegenteil von mir, er redet viel, möchte vieles wissen (was ich mache, was ich denke, was ich möchte...), ich wiederum möchte gar nicht soviel reden, höre gern einfach mal weg (ich klink mich dann unbewusst aus), kann meine Wünsche oder Bedürfnisse nicht äußern und ziehe mich oft einfach zurück, wenn es mir zuviel ist. Er konnte diese Rückzugsphasen nicht verstehen,


das trifft es sehr genau, ich kann-konnte es eben auch nicht verstehen. weil es mir unbekannt ist, für meine logik nicht logisch.

Zitat von Shiva:
auch nicht, dass seine Fragen unwichtig für mich sind und ich deswegen nicht darauf antworten mochte. Auch dass ich nur dann redete, wenn mir danach war, war schwierig für ihn.


für mich klingt dieses verhalten rätselhaft, in gewissem sinn lieblos, verbohrt, egoistisch. das ist kein vorwurf.
wenn mein partner etwas wissen möchte, dann ist es für mich schon deshalb wichtig, weil es für ihn wichtig ist.

Zitat von Shiva:
Wenn er mich umarmt und ich mich versteife, dann weiß er, es hat gerade keinen Zweck.


auch da bei mir totales unverständnis. wenn ich jemanden gern habe, dann gibt es keine zeiten, in denen mich seine berührungen versteifen lassen würden, als wären sie mir zuwider. ich würde dein verhalten als launenhaft, berechnend, kalt empfinden und wäre dementsprechend gekränkt.

Zitat von Shiva:
Wenn ich ehrlich bin, ist er derjenige, der sich jetzt anpasst. Ich kann mich nur bedingt anpassen und nur dann, wenn keiner da steht und mir sagt: "Das muss alles noch besser werden!" Das klingt wirklich egoistisch und unfair.


ja, klingt es. für mich ist eine beziehung eine wagschale. man muß die grenzen zwischen akeptanz und anpassung finden, in möglichst gleichem rahmen.

es fällt jedem schwer, abstriche zu machen, dinge aufzugeben, die er eigentlich möchte. sei es in einem bestimmten moment (ich möchte grad den krimi sehen und er fußball - da muß muß einer verzichten) oder allgemein im leben überhaupt. ich kann schwer nachvollziehen, warum ihr da einen "sonderstatus" haben sollt. grob gesagt ihr könnt machen was ihr wollt, wir müssen nachgeben.

Zitat von Shiva:
Ich kann mich auch anpassen, so ist das nicht. Das hätte jedoch zur Folge, dass ich eines Tages einfach nur noch durchdrehen würde und dann säße er vor meiner Tür!


warum hätte es solche extreme auswirkungen, wenndu auch mal nachgibst?

Zitat von Shiva:
Ich weiß nicht, ob dir all das weiterhilft. Ich fürchte, wenn dein Freund autistisch ist, musst du sämtliche "Beziehungsvorstellungen" im Kopf ausschalten und dich auf etwas ganz Neues einlassen.


es hilft sehr viel weiter. was du schreibst klingt wie ein spiegel für mich, von der anderen seite. also ich als frau bin ja nicht autistisch.

Zitat von Shiva:
Wo genau steckt euer Problem überhaupt? Nur in der Kommunikation?

auch die kommunikation. dadurch lernt man sich ja erstmal kennen, indem man miteinander kommuniziert. sich sagt, wie man denkt, wie man ist, was man möchte, schön findet, nicht schön findet. als ich dieser tage eine sms bekam des inhaltes, dass für ihn schon lange mails oder sms anstrengend wären, war ich erstmal total verzweifelt.
ich dachte sofort: wie soll ich dich jemals verstehen, wenn du mir nicht sagst, wie du bist und warum, was für dich wichtig ist und was nicht?


Zitat von Shiva:
Wenn du ihm immer zu verstehen gibst, dass es dich stört, dass er so wenig über Probleme spricht, wird er dicht machen, denke ich. ... Wenn ich z. B. meinem Freund absagen würde und er würde das als ein "Problem" ansehen, würde mich das sehr irritieren.

mich irritiert eben, wenn jemand einfach absagt. weil es für mich normal ist, dass man sich auf die begegnung mit dem andern freut. "ich hab heute einfach keine lust dich zu sehen" kann ich nicht verstehen, weil ich es - von mir - aus meinem umfeld - nicht kenne. ich habe vielleicht keine lust morgens zeitig aufzustehen, weil ich auf arbeit muß. wenn ich aber mit meinem freund einen ausflug geplant hab, dann freu ich mich da so drauf, dass schon vor dem weckerklingeln putzmunter bin.

Zitat von Shiva:
Ein "Ich habe doch keine Lust!" ist natürlich für viele Menschen weniger zu verkraften als ein "Ich muss noch etwas für die Arbeit erledigen!"


weil es für uns dieses "keine lust den menschen zu sehen, den ich (angeblich) liebe nicht gibt. weil wir dies als böswillige, lieblose launenhaftigkeit verstehen. und wir deshalb dann in dem moment die gefühle des andern für uns in frage stellen.

Zitat von Shiva:
Du musst dich ernsthaft fragen, ob du ihn so nehmen kannst, wie er ist. Kannst du das nicht, wirst du ewige Zweifel mit dir tragen.


genau das möchte ich ja herausfinden. diese frage kann ich für mich aber nur beantworten, wenn ich weiß, wie dieses "wie er ist" zumindest annähernd aussieht.

Zitat von Shiva:
Entschuldige, falls ich heute etwas wirr geschrieben habe, konnte meine Gedanken noch nicht so richtig sammeln nach der Arbeit.


du hast überhaupt nicht wirr geschrieben.
und es hilft mir wirklich sehr.

ich habe aufgehört zu drängeln, einfach mal den mund gehalten und abgewartet.

er hat die veränderung auch bemerkt.
dieses glück in seinen augen zu sehen, das ist das schönste überhaupt.
 
 
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